Nachlass von Rudi Schreiber wird archivarisch erschlossen

Der am 30. Mai 2002 verstorbene Rudi Schreiber hatte als freier Mitarbeiter der Nürtinger Zeitung das Unterensinger Gemeindeleben 38 Jahre lang begleitet. Zudem war er 32 Jahre lang als Gemeinderat an der Entwicklung der Gemeinde beteiligt.

Der Nachlass Schreibers wird konserviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diesen Beschluss fasste am Montag der Unterensinger Gemeinderat. Kreisarchivar Manfred Waßner stellte dem Gremium ein Sicherungs- und Erschließungskonzept vor.

Der Nachlass stellt eine einzigartige Dokumentation der Geschichte Unterensingens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar, wie Waßner ausführte: „Ich bin sehr glücklich mit dem Nachlass. Er ergänzt das doch recht einseitige Bild, das man durch die offiziellen Behördenakten bekommt“.

Im September 2003 kaufte die Gemeinde den umfangreichen Nachlass auf. Er besteht aus zirka 4000 Seiten Manuskripten, 4800 Artikeln und Zeitungsausschnitten und 20 300 Bildern in Negativen, Abzügen und Diapositiven. Nun geht es darum, den Schatz zu sichern und zu erschließen.

„Dass da Kosten auf uns zukommen, haben wir schon gewusst, als wir den Nachlass aufgekauft haben“, stimmte Bürgermeister Sieghart Friz den Gemeinderat auf den Kostenvoranschlag ein. Der Auftrag zur Grundsicherung sei bereits erteilt. In weiteren Arbeitsschritten würde dann die Erschließung des Materials und seine Digitalisierung erfolgen.

Alle drei Vorgänge in einem Arbeitsgang zu erledigen sieht der Kreisarchivar als Ideallösung an, es sei aber nicht zwingend notwendig, alles auf einmal zu machen. Zur Grundsicherung müssen die Zeitungsausschnitte entsäuert werden und alles in säure- und weichmacherfreies Verpackungsmaterial eingepackt werden. Dadurch wird es für die nächsten 100 bis 200 Jahre haltbar gemacht. Die Kosten dafür schätzt das ohne Gewinnabsichten arbeitende Kreisarchiv auf ungefähr 4500 Euro.

Die Kosten für die Erschließung des Materials sind sehr schwierig zu schätzen. Das liegt daran, so Waßner, dass man bei einer Serie von gleichen Motiven nur eines auswählt und katalogisiert, oder auch daran, ob die Abzüge zu den Negativen passen. Wie hoch der Anteil der gleichen Motive ist, vermag Waßner noch nicht abzuschätzen, so dass die Erfassung realistisch gerechnet etwa 16 600 Euro kostet, maximal aber 33 928 Euro kosten kann. Eine Digitalisierung der Bestände käme auf zirka 10 000 Euro. Dadurch werden die Dokumente für Interessierte leichter benutzbar. Als mögliche Nutzer sieht Manfred Waßner Schule, Vereine oder auch Privatpersonen.

Gemeinderat Wilhelm Holder regte an, die Kosten für die Nachlass-Sicherung aus dem Erbe der Philomena Bauer zu nehmen. Die Frau hatte der Gemeinde knapp 146 000 Euro hinterlassen, die in ihrem Sinne verwendet werden sollten.

Den Beschluss dazu fasste der Gemeinderat mit zwei Enthaltungen. Nun sollen im Laufe des Jahres alle drei Arbeitsgänge ausgeführt werden, so dass das Lebenswerk Schreibers bald allen Interessierten zugänglich sein wird.

Quelle: Nürtinger Zeitung, 22.1.2004

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.