Stadt Schwetzingen hat erstmals einen hauptamtlichen Archivar

„Nur derjenige kann die Zukunft meistern, der auch die Vergangenheit kennt“, meinte gestern Oberbürgermeister Bernd Kappenstein vor Journalisten im Rathaus von Schwetzingen. Das Stadtarchiv ist für die über 1230 Jahre alte Stadt Schwetzingen, ihre Kurfürstenzeit und ihre 200 Jahr als Amtsstadt von großer Bedeutung und so wurde im Januar im Kultur- und Sportamt Joachim Kresin als erster hauptamtlicher Archivar eingestellt.

Seit 1987 gibt es das Landesarchivgesetz, dass jede Stadt dazu verpflichtet, ein Archiv zu führen. Solch ein Archiv kann auch bei verwaltungstechnischen Dingen oder als denkmalrechtliche Grundlage dienen. „Das Archiv soll vor allem aber ein Dokumentationszentrum für die Stadtgeschichte sein“, betonte der OB. Und es solle auch für die Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Bereits in den 1950er Jahren hat der ehemalige Stadtkämmerer und spätere Beigeordnete Wilhelm Heuss als Nebenamt das Archiv geführt. Nach seinem Ruhestand in den 90ern hatte er diese Aufgabe bis 2002 weiterhin ehrenamtlich inne. „Als waschechter Schwetzinger Bub war er ein wandelndes Lexikon“, hob Kappenstein Heuss' Leistung hervor. Ein weiteres Lob bekam Iris Hartung, die das Stadtarchiv als Teilzeitkraft von 1990 bis 2003 ebenfalls vorbildlich geführt habe.

Nun steht der ehemalige Leiter des Mannheimer Stadtarchivs, Dr. Jörg Schadt, dem Archiv als ehrenamtlicher Berater. Er wählte auch gemeinsam mit der Stadt aus den insgesamt 35 Bewerbern für die ausgeschriebene Stelle Joachim Kresin aus. „Kresin hatte die besten Voraussetzungen und auch eine Bindung zur Stadt und der Umgebung“, erläuterte der OB. Kresin ist 37 Jahre alt, ledig und lernte ursprünglich Industriekaufmann. Nach zehn Jahren in diesem Beruf begann er das Studium der Archivwissenschaft. Seine erste Festanstellung hatte er im Zentralarchiv der evangelischen Kirchen der Pfalz in Speyer. Es folgten zwei Jahre im Stadtarchiv seiner Heimat in Herrenberg bei Böblingen. Neben Lesen und Arbeiten am Computer, fährt Kresin Inlineskates und liebt das Schwimmen. Seine große Leidenschaft gehört aber dem Tanzen.

„Ich bin ein Glückspilz, dass ich diese Stelle bekommen habe“, freute sich der 37-Jährige. Sein Ziel ist es, die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren. Projekte wie Ausstellungen, Führungen und Vorträge sollen kommen und eine enge Zusammenarbeit mit den übrigen kulturellen Einrichtungen der Stadt und auch mit staatlichen Einrichtungen. Eine fruchtbare Kooperation soll es zudem mit Verbänden, Parteien und Kirchen geben. Die Archivierung der Zeitungsausschnitte will der neue Archivar verbessern, eine Archivbibliothek soll entstehen. „Die Archivregistratur muss neu geordnet und die inhaltliche Erschließung von Sammelgut vorangetrieben werden“, betonte Kresin, der auch die EDV dafür einsetzt. Der OB könne sich auf Dauer zudem vorstellen, dass Kresin mit seinem fachlichen Wissen auch die Archive in Ketsch und Brühl unterstützt, die sich keine Ganztageskraft leisten können.

„In der heutigen Zeit müsse man betriebswirtschaftlich denken“, meinte Schadt. Als gelernter Industriekaufmann könne Kresin das durchaus. Schwetzingen sei zwar kleiner als Mannheim und Heidelberg, doch gehörte es schon immer zum Kerngebiet der Kurpfalz, war schon im 18. Jahrhundert Nebenresidenz. Er freue sich bei der Pflege der lokalen Stadtgeschichte zu helfen und sieht es als Aufgabe, die vielen großen Persönlichkeiten der Stadt dadurch zu würdigen.

Das Archiv ist unterhalb des Sitzungssaals im westlichen Rathaus untergebracht. „Der Sitzungssaal und das Archiv sind einer Großen Kreisstadt nicht würdig“, so der OB. Im Moment sei es finanziell nicht möglich, doch in ein paar Jahren sollen die entsprechenden Umbauten in Angriff genommen werden. 

Kontakt:
Stadtarchiv Schwetzingen
Hebelstraße 1
D-68723 Schwetzingen
Tel: +49 (6202) 87 136
Fax: +49 (6202) 87 111

Quelle: RNZ Online, 20.1.2004

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