NRW modernisiert seine Archiv-Landschaft

Die vier nordrhein-westfälischen Staatsarchive werden mit einer verbesserten Struktur und einem neuen Technischen Zentrum in Münster für die Zukunft gerüstet. Zum 1. Januar 2004 wurde das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf als zentrale Einrichtung gegründet. Die bisherigen Staats- und Personenstandsarchive an den Standorten Düsseldorf, Brühl, Detmold und Münster bilden künftig Abteilungen des von Prof. Wilfried Reininghaus geleiteten Landesarchivs.

In der historischen Speicherstadt Münster-Coerde entsteht das zentrale Technische Zentrum mit modernen Methoden und Geräten der Restaurierungstechnik. Rund 2,2 Mio. EUR investiert das Land in 2004/05 in das für einen Zeitraum von zunächst 15 Jahren angemietete Zentrum. „Archive sind keine staubigen Aktenkammern, sondern das Langzeitgedächtnis einer Gesellschaft. Die Modernisierung ist dringend nötig, um den Zerfall unersetzlicher Dokumente der Landesgeschichte zu verhindern“, erklärte NRW-Kulturminister Michael Vesper heute in Düsseldorf. Auch personell will er das Landesarchiv stärken.

Mit der Modernisierung der Archive folgt das Land den Empfehlungen von Unternehmensberatern: Sie hatten – gegen jeden Zeittrend – festgestellt, dass die NRW-Archive über deutlich zu wenig Personal- und Sachmittel verfügen. Beim Erschließen und Erhalt der Bestände (rund 162 Regal-Kilometer mit Dokumenten vom 7. bis zum 21. Jahrhundert) gibt es dramatische Rückstände. Auch die Arbeit zwischen den einzelnen Standorten soll besser koordiniert werden. „In Münster-Coerde wird auch die Informationstechnik angesiedelt sein, eine große Herausforderung für die Archive. Elektronische Unterlagen sind noch gefährdeter als konventionelles Schriftgut, weil die Software schnell veraltet“, so Vesper. Im IT-Bereich sei NRW gut aufgestellt und wolle diese Stärke weiter ausbauen.

Wie wichtig die Arbeit der Landesarchive ist, belegte Vesper am Beispiel der in den vergangenen zwei Jahren durchgeführten Recherchen zur Entschädigung von Zwangsarbeitern aus der NS-Zeit. Knapp 30 Prozent aller Anfragen aus Osteuropa konnten die beiden Koordinierungsstellen in Düsseldorf und Münster positiv beantworten (Bundesgebiet: 7,8%). In absoluten Zahlen hat NRW bis Ende 2003 rund 18.000 Anfragen von bundesweit ca. 350.000 bearbeitet. „In die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus werden unsere Archive auch weiterhin einen großen Teil ihrer Kraft stecken, denn viele Akten zur Entschädigung oder zu den NS-Prozessen müssen erst noch erschlossen werden“, betonte der Minister.

Alle NRW-Archive im Landesarchiv zählen rund 6.400 Nutzer pro Jahr 19.000 Benutzertage). Der Online-Verbund „archive.nrw.de“ wurde in 2003 bereits von zwei Millionen Interessenten genutzt. Er soll in diesem Jahr weiter ausgebaut werden.

Quelle: Presseinformation des Ministeriums, „MSWKS-Newsservice“ <info@de-media-service.de>, Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport, 15.1.2004

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