Russland will das Archiv von Walther Rathenau nun doch nicht an die Bundesrepublik zurückgeben. Man betrachte, so heißt es in einem Schreiben des Moskauer Außenministeriums an das Auswärtige Amt, den Nachlass als Teil der „kompensatorischen Restitution“ für Kriegssschäden. Die Unterlagen wurden zu staatlichem Eigentum erklärt.
Noch im vergangenen Jahr hatte der russische Kulturminister Michael Schwydkoi die Rückgabe in Aussicht gestellt. Eine Stellungnahme der Kulturstaatsministerin Christina Weiss liegt noch nicht vor.
Wie der „Spiegel“ berichtet, hat ein hoher Regierungsbeamter das Vorgehen der russischen Regierung als Verstoß gegen deutsch-russische Verträge zur Rückführung von Beutekunst bezeichnet. Die Note aus Moskau, in der Deutschland als „ehemaliger Feindstaat“ bezeichnet wird, stelle zudem einen Bruch des Völkerrechts dar. Walther Rathenau war u.a. Außenminister des Deutschen Reiches und hatte 1922 in Rapallo den deutsch-russischen Vertrag geschlossen.
Quelle: FAZ, 13.1.2004, 33.