Die Freimaurerloge „Freunde zur Eintracht“ hat ihr Archiv an das Mainzer Stadtarchiv übergeben. Die Dokumente der 1803 gegründeten Loge umfassen Protokolle, Rituale und Gelöbnisbücher aber auch private Briefwechsel und Mitgliederlisten.
Das Archiv hat eine lange Reise hinter sich: 1934 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, wurde es 1945 nach Moskau gebracht und Ende der 1950er Jahre an das DDR-Zentralarchiv zurückgegeben. Nach der Wiedervereinigung wurde es im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrt. Von dort lieh die Mainzer Loge ihr Archiv zum 200. Geburtstag voriges Jahr aus und entschied sich, es zu behalten.
Ironie des Schicksals: Gerade dieser Odyssee verdanken die Dokumente ihren Erhalt, denn das Logenhaus in der Emmeranstraße wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, so der Meister des Stuhls, Joachim Dahm. Weil die Freimaurer keine Archivbetreuung leisten können, wird die Sammlung nun vom Stadtarchiv gepflegt. Die Eigentumsrechte verbleiben bei der Loge.
Kulturdezernent Peter Krawietz dankte der Loge, der im 19. Jahrhundert die Cr´Zme der Gesellschaft angehörte. Unter ihren Mitgliedern fänden sich viele bekannte Namen wie Schott, von Zabern oder Kupferberg. Das Stadtarchiv hofft auf Interesse nicht nur von Wissenschaftlern, sondern auch interessierten Bürgen, so Archivdirektor Wolfgang Dobras: „Die Dokumente geben neue Impulse für die Stadtgeschichtsforschung.“ Die Freimaurerloge sei sowohl der älteste, als auch am besten dokumentierte Verein in Mainz.
Die Sammlung sei auch deshalb sehr bedeutend, weil sie nicht nur amtliches Schriftgut, sondern auch gesellschaftliche Strömungen dokumentiere
Kontakt:
Stadtarchiv Mainz
Rheinallee 3 B
55116 Mainz
Telefon (0 61 31) 12 21 78
Telefax (0 61 31) 12 35 69
stadtarchiv@stadt.mainz.de
Quelle: Main-Rheiner, 31.1.2004
Anmeldung zum 15. Int. Archivkongress in Wien 2004
Der 15. Internationale Archivkongress, der unter dem Leitthema „Archive, Gedächtnis und Wissen“ steht, wird vom 23. bis 29. August 2004 in Wien, Österreich, stattfinden.
Das Österreichische Staatsarchiv (ÖStA) und der Internationale Archivrat (ICA) geben bekannt, dass die Registrierung für den 15. Kongress ab sofort online möglich ist. Um eine optimale Planung zu ermöglichen, wird darum gebeten, die Teilnahme bis zum 31. Mai 2004 registriert zu haben.
Die Kongress-Webseite enthält Informationen über die Anmelde- und Zahlungsmodalitäten, Hotelreservierungen, Touren, sowie das volle (vorläufige) Programm, eine Übersicht über die verschiedenen ICA Meetings, das Rahmenprogramm, eine Liste der Referentinnen und Referenten und andere nützliche Hinweise.
Kongress Webseite: http://www.wien2004.ica.org
E-mail: mailto:wien2004@ica.org or mailto:ica@ica.org
Fragen zur Registrierung: mailto:ica2004@ahr-aims.com
Der 15. International Archivkongress in Wien wird ein Treffpunkt für über 2000 Archivarinnen und Archivare aus aller Welt sein. Das diesjährige Format erschließt Neuland, in dem es den Teilnehmer ermöglicht, in mehreren Parallelveranstaltungen einen aktiven Diskurs zu führen durch Diskussionsrunden, Seminare, und Workshops, aber auch herkömmliche Vorträge. Über 500 Archivarinnen und Archivare, sowie Fachleute verwandter Berufssparten werden an ihrem Fachwissen teilhaben lassen, sich über Erfolge und Misserfolge austauschen, ihre Pläne und Meinungen der Fachwelt vorstellen. Es werden über 160 Veranstaltungen angeboten, viele mit Simultanübersetzungen.
Wer kann teilnehmen?
Der Kongress steht Archivarinnen und Archivare jeglicher Position und Ausbildungsstufe offen, von jeder Sparte des Fachgebietes weltweit, von den Direktoren und Nationalarchivaren, über erfahrene Fachleute mit Interesse an internationaler Zusammenarbeit, bis hin zu jungen Archivarinnen und Archivare sowie Studenten der Archivwissenschaft. Neuzugänge sind herzlich willkommen.
Kommen Sie nach Wien für diese einzigartige Gelegenheit von den neuesten Entwicklungen in der Archivwelt zu profitieren und Ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen kennen zu lernen – und natürlich Spaß zu haben!
Kontakt:
Conseil international des Archives
International Council on Archives
60 rue des Francs-Bourgeois
75003 PARIS – France
Fax : 33 (0)1 42 72 20 65
E-mail secretariat : ica@ica.org
Web: www.ica.org
Congress: www.wien2004.ica.org
Neue Impulse für das Gedächtnis Kassels
Es war eigentlich ein unmögliches Vorhaben, als die Stadt Kassel 1978 beschlossen hat, ein stadtgeschichtliches Museum zu gründen. Sie hatte weder ein Haus als Sammlungsort zur Verfügung noch nennenswerte Geldmittel, um Erwerbungen finanzieren zu können. Außerdem fragten viele, was denn in einer Stadt, die im Kriege total zerstört wurde, gefunden und gesammelt werden solle?
Doch mit zwei Faktoren hatten die Skeptiker nicht gerechnet: Mit der spontanen Bereitschaft vieler Bürger, sich für den Aufbau eines solchen Museums zu engagieren, Freizeit zu opfern und Zeugnisse zu stiften, und mit der Umtriebigkeit und Hartnäckigkeit des zum Museumsleiter berufenen Historikers und Lehrers Karl-Hermann Wegner. Der hatte das Interesse für die Geschichte seiner Vaterstadt mit der Muttermilch eingesogen.
In seinem Kinderzimmer in der Rhön, wohin die Familie nach der Bombardierung Kassels evakuiert worden war, hatte ein Foto des Kulturhauses am Ständeplatz gehangen. Dort war nämlich sein Onkel zur Vorschule gegangen. Dass dieses Haus einmal der Sitz des von ihm aufgebauten Museums werden würde, erscheint im Nachhinein geradezu schicksalhaft.
Noch ein zweites Bild hat ihn in der Jugend geprägt − das Gemälde „Kassel vom Ballon aus“, das Wilhelm Lüttebrandt 1898 geschaffen hatte. Es vermittelt auf großartige Weise die Idee von der ehemaligen Residenzstadt, die sich im Zeichen der Industrialisierung in alle Richtungen ausbreitete. Es ist Wegners ganzer Stolz, dass heute das Bild zum Museumsbestand gehört.
Bereits als Lehrer hatte sich Wegner für die Stadtgeschichte eingesetzt. Unter seinem Vorsitz wuchs der Geschichtsverein von 160 auf 450 Mitglieder, und es wurden erste historische Stadtspaziergänge organisiert. Im Gegensatz zu vielen anderen war Wegner überzeugt, dass es noch zahlreiche Spuren der alten Stadt gebe. Nur mit dieser Überzeugung konnte er auch den Museumsaufbau wagen, denn als er in einem Hinterzimmer im Stadtarchiv seine Arbeit begonnen hatte, war der Bestand nicht größer als der Inhalt einer Vitrine.
Heute ist der Bestand kaum überschaubar, denn das, was im Stadtmuseum gezeigt wird, ist nur ein Bruchteil. Vier prall gefüllte Depots sind für das Museum und die Stadtverwaltung eine ständige Mahnung, mehr Raum für das Gedächtnis der Stadt zu schaffen. Wegner: „Hinter dem Gebäude ist genügend Platz für einen großzügigen Anbau.“ Aber unvergessen ist für ihn, dass eigentlich für das Museum der Wiederaufbau des Karlshospitals zugesagt worden war.
Mit einem Anfangs-Ankaufetat von 5.000 D-Mark (heute stehen für Anschaffungen aller Art 16 .000 Euro zur Verfügung) wäre das Stadtmuseum nie über eine Keimzelle hinausgekommen. Aber die Idee ergriff viele Menschen. Der Verein der Freunde des Stadtmuseums hat mit seinen jetzt 1.600 Mitgliedern nicht nur wesentliche Erwerbungen und Stiftungen ermöglicht, sondern hat durch ehrenamtliche Mitarbeit überhaupt erst einen ordentlichen Museumsbetrieb gewährleistet. Heute gehören zum Stab neben dem Direktor als zweiter Wissenschaftler Dr. Alexander Link und Magazinverwalter Manfred Söder.
Im Laufe der Jahre fanden sich doch viele historische Zeugnisse in der Stadt. Den größten Teil allerdings spürten Wegner und seine Mitarbeiter außerhalb auf. Und wo viel Geld verlangt wurde, setzte man auf Überredungskunst. In den meisten Fällen konnte Wegner überzeugen, auch wenn er manchmal in die Rolle des Seelsorgers gedrängt wurde. So konnte er wohl die Kassel-Sammlung von Elisabeth Fenge (Bad Arolsen) übernehmen. Doch bevor das Stadtmuseum das Erbe antreten durfte, musste der Direktor sich um die Gestaltung der Trauerfeier kümmern.
In den jetzigen Räumen kann die Sammlung nur lückenhaft sein. Aber dank zweier großer Modelle gewinnt man eine Vorstellung von der Stadt. Das eine Modell zeigt Kassel, bevor im 18. Jahrhundert die Festungsmauern fielen, das andere erinnert an die ausgebrannte Stadt.
Kontakt:
Stadtmuseum Kassel
Ständeplatz 16
34117 Kassel
Tel.: 0561 / 787-1400
Fax: 0561 / 787-4102
kulturamt@stadt-kassel.de
Quelle: Hessische Allgemeine, 30.1.2004
Waltershausen: Rückkehr nach 15 Jahren
Am 16. Dezember 2003 sind die Archivalien der Stadt Waltershausen nach 15 Jahren aus der Obhut des Kreisarchivs Gotha von den Waltershäuser Stadtmüttern und -vätern wieder nach Hause befohlen worden. Es ist die fünfte Umlagerung der Dokumente.
Erste umfassende Kunde vom Archiv und der Art und Weise seiner Führung durch den Stadtrat liefert ein Bericht von Bürgermeister Oscar Albrecht vom 12. April 1880 an die Herzoglich Sächsisch-Coburgische Staatsregierung zu Gotha. Diese hatte dem Stadtrat in einem Erlass neun Fragen zur Aufbewahrung der Urkunden und Akten aufgegeben. Ziel war es, wichtige Akten und vor allem Urkunden für die praktische und wissenschaftliche Nutzung zu sichern und weiteren Verlusten durch unsachgemäßen Umgang und falsche Lagerung vorzubeugen und zu diesem Zweck im Schloss Friedenstein zu zentralisieren.
Beim Brand in der Borngasse im Jahr 1737 ist auch das Wohnhaus des Stadtsyndicus, Bürgermeister J. G. Juncker, abgebrannt. Er war damals mit der Ausarbeitung einer Waltershäuser Chronik beschäftigt und hatte dazu sehr viele und gerade die wichtigsten Originalurkunden der Stadt in seiner Wohnung. Diese sind alle verbrannt, vor allem auch eine „Historia der Stadt Waltershausen“, welche sich auf 50 Jahre lange Forschungen gründete.
Albrecht machte sich persönlich an die Beantwortung der Fragen. Für die Inventur der Urkunden bat er den Stadtphysikus Dr. med. Carl Polack um Hilfe. Er fertigte eine detaillierte Bestandsliste an.
Über das Pfarrarchiv wurde ein gesonderter Bericht von Superintendent Heinrich Schwerdt nachgereicht. In beiderseitigem Einverständnis wurden davon am 17. Juni 1881 insgesamt 452 Urkunden des stadträtlichen und des Pfarrarchivs aus der Zeit vor dem Jahre 1550 in das Herzogliche Haus- und Staatsarchiv durch Regierungsrat C. Kreuzburg übernommen.
Über fünf Jahrzehnte fand das Thema Stadtarchiv keine Erwähnung mehr. Erst Bürgermeister Nederkorn wandte sich im Juli 1936 an Staatsarchivrat Schmidt-Ewald mit der Bitte um Besichtigung der Aktenaufbewahrung im Rathaus und um Vorschläge für die Ordnung und Aufräumung des Archivs. Dieser musste feststellen, dass es nicht möglich war, an die Akten heranzukommen, weil sie stoß- und bergeweise auf dem Fußboden und in den Ecken übereinander gestapelt waren. Im November 1936 richtete Nederkorn an das Staatsarchiv Gotha die dringende Bitte um Herausnahme der Archivbestände aus der völlig unzulänglichen und feuergefährdeten Verwahrung – hinzu kam der Gesichtspunkt des Luftschutzes – und Unterbringung an sicherem Ort.
So wurden am 1. und 5. Juli 1937 unter der Aufsicht des Archivgehilfen Morgenstern die Akten in das Staatsarchiv nach Gotha gebracht. Sie wurden paketiert, nummeriert und ein Verzeichnis der mindestens 750 Pakete angefertigt. Die Kosten trug die Stadt.
Ein Großteil der danach bis zum Ende des Krieges 1945 in Waltershausen noch angefallenen Akten wurde kurz vor der Besetzung der Stadt durch die US-Truppen von den örtlichen Nazis vernichtet.
Rund 20 Jahre später wollte die Stadt die Archivführung selbst übernehmen. Sie stellte als Stadtarchivar ab 1957 den zuvor im IFA-Werk als Bibliothekar tätigen Helmut Christ ein. Grundstock des Archivs waren die bei der Stadtverwaltung vorhandenen 35 laufenden Meter Restbestände aus der NS-Zeit und die Akten der Nachkriegsjahre sowie 20 laufende Meter verzeichnislose Akten der eingemeindeten Dörfer Wahlwinkel, Langenhain und Rödichen. Als Archiv dienten drei Parterre-Räume unter dem Museum im Schloss Tenneberg. Datum der Rückführung des Stadtarchivs einschließlich der Repertorien, mit Ausnahme des Urkundenbestandes, aus Gotha war der 28. Mai 1958.
Der DDR-Archivgesetzgebung zufolge waren die kommunalen Archive ab 1976 in die Kreisarchive zu integrieren. Wenn auch verspätet, wurde darum im Oktober 1988 der Archivbestand, außer den Bau- und Personalakten, wieder nach Gotha gebracht. Diesmal in die ehemalige Kaserne an der Bürgeraue und in die Zuständigkeit und Verantwortung des Kreisarchivs unter der Leitung von A. Hartwich. Eine ausführliche Protokollierung der Übergabe erfolgte entsprechend den damaligen Gepflogenheiten nicht. Während der Benutzung wurde festgestellt, dass registrierte Akten nicht vorhanden sind. An zahlreichen Stellen der Findbücher ist daher der Buchstabe „f“ zu finden. Verschiedentlich wurde eine „f“-Akte zufällig in einem ganz andern Bündel gefunden. Aus einer vollständigen Fehlliste, die es bisher nicht gibt, könnte man voraussichtlich ersehen, ob Akten zielgerichtet, bezogen auf bestimmte Personen oder Vorgänge entwendet worden oder auch nur durch verantwortungslosen Umgang abhanden gekommen sein könnten.
Die nächste Umlagerung erfolgte im Sommer 1996 mit der Verlegung des Kreisarchivs aus dem von der Kaufland-Kette genutzten Kasernengebäude in das Landratsamt. Mit Einführung der Computertechnik wurde der Teilbestand F III nach dem Archivprogramm „Archimedes“ völlig inventarisiert. Für die Betreuung des Archivs hatte die Stadt Waltershausen ab 1999 einen Jahresbetrag an das Landratsamt zu zahlen. Um diese Kosten und erwartete Steigerungen zu vermeiden, hat die Stadt im Herbst 2003 entschieden, das Archiv in Eigenverwaltung zu nehmen und wieder auf Schloss Tenneberg in vorerst zwei Räumen rechts neben der Toreinfahrt unterzubringen. Mit der Archivnutzung durch die Öffentlichkeit ist nicht vor April 2004 zu rechnen.
Kontakt:
Stadtverwaltung Waltershausen
Markt 1
99880 Waltershausen
Tel. (0 36 22) 6 30-0
Fax (0 36 22) 90 25 55
stadtinfo@stadt-waltershausen.de
Kreisarchiv Gotha
Landratsamt
18.-März-Straße 50
99867 Gotha
Tel. (0 36 21) 2 14-1 52
Quelle: Thüringer Allgemeine, 30.1.2004
Illegales Privatarchiv in Naumburg ausgehoben
Bei zwei Hausdurchsuchungen in Naumburg sind eine Unmenge historischer Archivalien beschlagnahmt worden. Nach ersten Schätzungen haben die sichergestellten Dokumente einen Gesamtwert von rund 160.000 Euro. Der Unterschlagung verdächtigt wird ein 52-jähriger Mann, der bis Juni 1994 als Archivar im Naumburger Stadtarchiv beschäftigt war.
Bei dem beschlagnahmten Gut handelt es sich nach Angaben von Oberstaatsanwalt Jürgen Neufang um Bilder, Briefe, Fotografien, Bücher, Grafiken und weitere wertvolle Dokumente. Der überwiegende Teil dieser Archivalien, so ergaben erste Recherchen, stammen aus den Beständen des Naumburger Stadtarchivs. Zirka 130 Dokumente soll der Naumburger im vergangenen Jahr aus dem Landesarchiv, das sich im Merseburger Schloss befindet, entwendet haben. Der Verdächtige war zu dieser Zeit dort als ABM-Kraft beschäftigt.
Derzeit ist die Staatsanwaltschaft dabei, die zum Teil hochrangigen Kunstschätze wie Bilder aus dem Nachlass des bekannten Künstlers Max Klinger (1857 bis 1920) zu sichten. Unter anderem hatte der Naumburger ein Ölgemälde Klingers in München zum Verkauf angeboten. Dort kam es zur Strafanzeige. Seither wird ermittelt.
Kontakt:
Stadtarchiv Naumburg
Kramerplatz 1
06618 Naumburg (Saale)
Telefon: 03445 / 270 40
Telefax: 03445 / 270 422
archiv@museumnaumburg.de
Quelle: Naumburger Tageblatt, 30.1.2004
Archivar-Stelle in Schongau: Verhandlung wird fortgesetzt
Der erste Termin zur gütlichen Einigung blieb ohne Ergebnis; für den 23. Juni ist nun eine „Streitverhandlung“ anberaumt: Die Kündigung des Stadtarchivars und Museumsleiters Richard Ide geht juristisch in die nächste Runde. Den zweiten Termin, der erst in fünf Monaten folgen wird, hat gestern eine Sprecherin des Arbeitsgerichtes in München bestätigt. Verhandelt wird – wie am vergangenen Montag – in öffentlicher Sitzung bei den Justizbehörden in Weilheim.
Nach der Schließung des Stadtmuseums, die der Stadtrat im Herbst 2003 mehrheitlich beschlossen hatte, und nach der Entscheidung, die Stelle des Archivars auf zehn Stunden pro Woche zu begrenzen, erhielt Richard Ide vom Bürgermeister die Kündigung. Personalchef Bernd Liebermann ergänzt freilich, dass dem bisherigen Archivar als zweites ein Änderungsvertrag angeboten wird, worin eine Arbeitszeit von lediglich 9,75 Stunden pro Woche fixiert wird.
Richard Ide, der seit dem 1. Februar 1997 bei der Stadt Schongau in Vollzeit beschäftigt gewesen ist, wird zum 31. März gekündigt. Dies hat er gestern gegenüber den Schongauer Nachrichten bestätigt – ebenso wie die Tatsache, dass er gegen diese Kündigung der Stadt Rechtsmittel eingelegt hat. Ides Kommentar: „Ich habe mir nie was zu Schulden kommen lassen“. Des Weiteren möchte er sich aber nicht äußern zu der juristischen Auseinandersetzung zwischen ihm und der Stadt Schongau.
Der bisherige Arbeitgeber, die Stadt Schongau, wird vor Gericht laut dem geschäftsleitenden Beamten Bernd Liebermann vom kommunalen Arbeitgeberverband vertreten. Dies wird auch so sein, wenn sich die beiden Partien am 23. Juni vor dem Arbeitsgericht in Weilheim wiedersehen.
Kontakt:
Stadtarchiv Schongau
Christophstr. 53-57
86956 Schongau
Tel.: (08861) 20602
Fax: (08861) 200625
Quelle: Schongauer Nachrichten, 30.1.2004
Archivverbund und Gedenkstätte Bautzen II ziehen Jahresbilanz
Grit Richter-Laugwitz, Leiterin des Archivverbundes, und Silke Klewin, Chefin der Gedenkstätte Bautzen, zogen gestern Bilanz der Arbeit ihrer Einrichtungen im Jahre 2003 und gaben einen Ausblick auf die für 2004 geplanten Aktivitäten.
Beide Frauen konnten sich im abgelaufenen Jahr über gestiegene Benutzer- bzw. Besucherzahlen freuen. Während die sechs Besucherarbeitsplätze im Archivverbund im Jahre 2002 zu 75 Prozent ausgelastet waren, stieg deren Auslastung 2003 auf 90 Prozent an. 427 Benutzer hielten sich an insgesamt 1.023 Tagen im Archiv auf. Die Themen, zu denen anhand der vorhandenen Archivalien geforscht wird, sind sehr breit gefächert. So waren unter anderem die Bautzener Musikgeschichte, die Umsiedlerproblematik und die Wirtschaftsgeschichte der Stadt sehr stark nachgefragt.
Die enorm große Auslastung ihrer Einrichtung führt Grit Richter-Laugwitz auch auf einen gewissen Benutzerstau zurück, der dadurch entstand, dass die Akten des Staatsfilialarchives lange Zeit nicht nutzbar waren. Um einem Abflauen des Interesses entgegenzuwirken, möchte die Archivleiterin offensiv auf Lehrer, speziell die für Deutsch und Geschichte zugehen. „Die Mehrzahl der Pädagogen weiß noch zu wenig über unsere Möglichkeiten und darüber, dass wir eine offene Einrichtung sind“, so ihre Einschätzung. Außerdem will die Archivverbunds-Chefin im Herbst eine Besucherbefragung anstellen, um die Kundenfreundlichkeit noch weiter zu verbessern. Selbstverständlich wird es auch 2004 wieder eine Vortragsreihe im Stadtarchiv geben.
Fast 70.000 Menschen besuchten 2003 die Gedenkstätte Bautzen. Dazu zählen auch die Zuschauer der 44 Aufführungen von „Romeo und Julia auf Bautzen II“, des gemeinsamen Projektes von Gedenkstätte und Deutsch-Sorbischem Volkstheater. „Dieses Experiment hat weit über die Region hinaus zur Steigerung unseres Bekanntheitsgrades beigetragen“, so Silke Klewin. „Es erregte auch in Fachkreisen Aufsehen, so dass andere Gedenkstätten sich überlegen, Gleiches zu tun.“ Neben Vortragsabenden und Ausstellungen organisierten die Mitarbeiter 486 Führungen. Als Frucht der gedeihlichen Zusammenarbeit beider Institutionen und im Ergebnis einer gemeinsamen Veranstaltung zum 50. Jahrestag des 17. Juni 1953 liegt jetzt die Broschüre „Der 17. Juni 1953 in Bautzen“ aus der Feder von Grit Richter-Laugwitz vor. Sie ist zum Preis von 3,90 Euro erhältlich.
Kontakt:
Grit Richter-Laugwitz
Archivverbund Bautzen
Schloß-Straße 10
02625 Bautzen
Tel.: 0 35 91/53 10 86
Fax: 0 35 91/4 26 47
E-Mail: grit.richter-laugwitz@bautzen.de
Gedenkstätte Bautzen
Weigangstraße 8a
02625 Bautzen
Postanschrift:
Postfach 1928
02609 Bautzen
Telefon/Fax: 0 35 91 / 4 04 74
E-Mail: info.bautzen@stsg.smwk.sachsen.de
Quelle: Sächsische Zeitung, 29.1.2004
Seit 25 Jahren Marktarchivar und -chronist
Die Idee, die Geschichte aufzuschreiben und Zeitzeugnisse zu sammeln, ist nicht neu. Max Biller verweist dazu auf einen kleinen, vergilbten Zeitungsausschnitt im Ausstellungsraum des Peißenberger Archivs. Dort ist zu lesen, dass schon König Ludwig I. anno 1837 anregte, alle Gemeinden sollten Archive anlegen. „Angeregt wird von oben schnell was“, meint Biller dazu. Die Umsetzung mache aber viel Arbeit. Und dieser Arbeit geht Biller für Peißenberg nun seit 25 Jahren mit Freuden nach.
Wenn Biller über das Archiv der Marktgemeinde erzählt, das er in der ehemaligen Hausmeisterwohnung des Rathauses eingerichtet hat, ist er nicht zu bremsen. Eine Vielzahl von Namen und Zahlen aus der Peißenberger Geschichte hat er im Kopf. Vom Rest weiß er, wo er nachschauen kann. Hunderte von Aktenordnern hier, Tausende von Fotos und Dias da, ohne dass der Archivar den Überblick in der Sammlung verliert, zu der neben Kohlebrocken aus dem Bergwerk auch ein Peißenberger Biertragel und eine rumänische Bierflasche gehören. „Von einem Peißenberger Braumeister gebraut“, erklärt Biller.
Wie er dazu kam, das Archiv zu betreuen, weiß Biller noch ganz genau. Es war die Heimatkunde, die er als Lehrer an der Schule St. Johann unterrichtete. „Wie hoch ist der Turm?“, „Wie viele Glocken hängen dort oben?“ und ähnliches hätten die Schüler immer wieder gefragt. Und was habe er darauf antworten können? „Ja, mei . . .“ So trug er Fakten über den Ort zusammen, die als Unterrichtsgrundlage dienen konnten. Und dieses Wissen wollte er allen zugänglich machen. Nachdem er die vakante Stelle des Gemeindearchivars übernommen hatte, machte er sich sofort daran, das Wissen für die Veröffentlichung aufzubereiten. Was seither in Peißenberg geschehen ist, ist in den Jahreschroniken nachzulesen, und aus der ursprünglichen Stoffsammlung für den Schulunterricht wurde das „Peißenberger Heimatlexikon“.
Das älteste Stück im Archiv ist rund 300 Jahre alt. Gemeindeaufzeichnungen sind es, die Biller neu binden ließ, „in Kalbsleder“, versteht sich. Der Archivar kümmert sich aber nicht nur um Altes. Er sammelt auch laufend Neues. „Rund 30 Objekte kommen pro Jahr dazu“, schätzt er. 2003 waren der Spaten, mit dem der erste Spatenstich am Bürgerhaus gemacht wurde, eine Doktorarbeit über prähistorische Funde und ein Videofilm über den Abbruch des Kraftwerkkamins darunter.
Auch das Archiv selbst hat Biller ordentlich dokumentiert: „Damit einmal der Nachfolger schnell den Überblick hat.“ Der pensionierte Lehrer, der sein Alter für „nicht so wichtig“ hält, denkt aber noch nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: Er hat schon neue Pläne. Wenn das Bürgerhaus in den Tiefstollenhallen fertig ist, möchte er dort eine Plakatausstellung machen. Vom ältesten Plakat, das für das Volksfest 1933 warb, bis zum neuesten über eine Antarktisexpedition von Ärzten soll dort ein repräsentativer Querschnitt von dem zu sehen sein, was einst Peißenberg und mehr bewegte. Natürlich will Biller auch die Chronik der Marktgemeinde weiterführen, die seit 25 Jahren erscheint. Und dann hat er noch einen großen Plan. „In den 20 Jahren hat sich viel getan“, meint er angesichts des Alters des Peißenberger Heimatlexikons, „es wäre Zeit für ein Nachfolgewerk.“
Quelle: Merkur online, 29.1.2004
Der Nachlass der NS-Partei
Der Andrang war so groß, daß Hitler nach der Machtübernahme eine mehrjährige Aufnahmesperre für die Partei verhängte. Und als im September 1944 auch Soldaten, denen eine politische Betätigung ausdrücklich verboten worden war, in die NSDAP durften, war die Parteileitung dem Ansturm nicht mehr gewachsen und stellte die Bearbeitung der Anträge „bis nach Kriegsende“ zurück. Insgesamt verfügte die NSDAP über zehn Millionen „Parteigenossen“, wenn man die vergebenen Mitgliedsnummern zugrunde legt.
Den Nachlaß der Partei erbeuteten die Vereinigten Staaten und hüteten ihn fast fünfzig Jahre lang im „Berlin Document Center“ (BDC). Ein 1967 unterbreitetes Angebot aus Washington, das BDC mittelfristig an die Bundesrepublik zu übergeben, wurde nur zögerlich aufgenommen. Erst während der Kanzlerschaft von Helmut Schmidt kam 1980 der Entwurf eines Regierungsabkommens zustande. Ende der achtziger Jahre, nachdem gestohlene Unterlagen bei Devotionalienhändlern und Trödlern aufgetaucht waren, wurde dann der Ruf nach einer Übergabe der Bestände in Politik und Wissenschaft vernehmlicher, bis der Bundestag im Frühjahr 1989 eine entsprechende Entschließung verabschiedete.
Im Zuge der Wiedervereinigung gingen die einst als hochbrisantes politisches Herrschaftsinstrument eingeschätzten „Beuteakten“ am 1. Juli 1994 in die Obhut des Bundesarchivs über – zu einem Zeitpunkt, als Kenner der Geschichte des Nationalsozialismus im BDC keine „großen Geheimnisse“ mehr vermuteten und außerdem durch den Tod von Tätern aus dem „Dritten Reich“ und von Akteuren aus der frühen Bundesrepublik mit NSDAP-Hintergrund eine Art von „biologischer Entsorgung der deutschen Geschichte“ stattgefunden hatte. Vor zehn Jahren dachte niemand daran, daß vielleicht noch kleine Geheimnisse in den Millionen Karteikarten schlummerten und die – im wahrsten Sinne des Wortes – eine oder andere Partei-Jugendsünde einzelner Prominenter ans Tageslicht bringen könnten. Damals interessierte man sich gerade einmal für die Eintrittsmodalitäten des 1927 geborenen Hans-Dietrich Genscher, der bis 1992 an der Spitze des Auswärtigen Amts gestanden hatte.
Jüngst sind einige hochbetagte Germanisten von ihrer Biographie insofern eingeholt worden, als in den NSDAP-Mitgliederkarteien Spuren ihrer „Parteigenossen“-Existenz gefunden worden waren. Als der Herausgeber des „Internationalen Germanistenlexikons“ sie damit im Vorfeld der Publikation konfrontierte, präsentierten sich die Großen ihres Fachs ziemlich klein, indem sie den Wahrheitsgehalt der Unterlagen anzweifelten und rechtliche Schritte androhten. Davon ließen sich die aufgebrachten Emeriti immerhin abhalten durch ein Gutachten des Münchener Instituts für Zeitgeschichte, das die Frage beantwortet, ob jemand ohne eigenes Zutun überhaupt Mitglied der NSDAP werden konnte. Der Befund ist eindeutig: Demnach sei „den im Bundesarchiv verwahrten Karten aus der Mitgliederkartei der NSDAP in jedem Fall ein individueller Antrag auf Mitgliedschaft in der Partei und dessen Genehmigung durch die regionalen und zentralen Parteiinstanzen vorausgegangen“. Laut NSDAP-Satzung erfolgte der Beitritt ordnungsgemäß erst „mit der Aushändigung der von der Reichsleitung ausgestellten Mitgliedskarte an den aufzunehmenden Volksgenossen“. Dazu sei es während der Kriegswirren „in vielen Fällen“ nicht mehr gekommen.
Nach Erscheinen des Lexikons meldete sich nun Walter Jens, der von seiner NSDAP-Mitgliedschaft bisher nichts gewußt haben will, und forderte ein „Obergutachten“ eines „neutralen Kenners“. Während der große Rhetoriker hinsichtlich seiner Parteimitgliedschaft mittlerweile kleinlauter geworden ist, ist ihm der Historiker Aly mit der These beigesprungen, daß im Gutachten nicht „auf die gravierenden nachträglichen Veränderungen“ der BDC-Karteien durch die amerikanische Besatzungsmacht hingewiesen worden sei – was den historischen Aussagewert „erheblich“ beeinträchtigen würde. Die längst bekannte Tatsache, daß die erhaltenen Teile der Ortsgruppenkarteien nachträglich zu einer Großkartei umsortiert wurden, während die Überreste der „Zentralkartei“ im ursprünglichen Zustand belassen wurden, soll nun den gesamten Wert der Quellen erschüttern, weil sich „besondere Eintrittswellen in einzelnen Orten zu bestimmten Zeiten“ nicht mehr rekonstruieren ließen.
Der aktenmäßig bisher nicht erhärtete Hinweis auf mehr oder weniger „von oben“ befohlene und vor allem formlos vollzogene Kollektiveintritte – von denen einzelne Zeitzeugen jetzt berichtet haben – zieht sich momentan durch eine Art zweite Entnazifizierung. Während es bei der ersten in den Nachkriegsjahren darauf ankam, aus existentiellen Gründen durch gegenseitige Reinwaschung mit „Persilscheinen“ weder als Hauptschuldiger noch als Nutznießer, noch als Minderbelasteter eingestuft zu werden, sondern nur als Mitläufer oder Entlasteter, geht es in der zweiten lediglich darum, die schon aufgrund ihres jugendlichen Alters von siebzehn oder achtzehn Jahren historisch unbelasteten „Parteigenossen“ als Zwangsmitglieder darzustellen, quasi durch Einführung neuer Kategorien von Unmündigen oder Unwissenden.
Statt endlich zu den schwierigen Anfängen der Lebensgeschichte, ja des demokratischen Lebenswerks zu stehen, wird von Miterlebenden weiterhin nach Ausflüchten gesucht. Dabei ist ganz offensichtlich: Je mehr sich die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in die Breite entwickelt und damit „nach unten“ auf den einzelnen konzentriert, desto deutlicher zeigt sich, daß jeder Deutsche irgendwie in das „Dritte Reich“ involviert war und viele – wenn sie denn nicht aus politischen oder rassischen Gründen aus der „Volksgemeinschaft“ ausgegrenzt waren – trotz Terrors dem Regime etwas abgewinnen konnten. Jedenfalls bestand das deutsche Volk nicht zur einen Hälfte aus Widerstandskämpfern und zur anderen Hälfte aus Parteimitgliedern, die unwissentlich oder unwillentlich in der NSDAP waren.
Kontakt:
Bundesarchiv
Abteilung Deutsches Reich
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
Tel.: 01888/7770-411
Fax.: 01888/7770-111
e-Mail: berlin@barch.bund.de
Quelle: Kommentar von Rainer Blasius, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.1.2004, Nr. 24, 1
Wittelsbacher waren den Weidenern lieb – und teuer
Die große Resonanz erfreute den Ortsvorsitzenden des Oberpfälzer Waldvereins, Hans Sperrer, als er auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend die Diplom-Archivarin Petra Vorsatz als Referentin zum Thema „Die Wittelsbacher und Weiden“ begrüßte.
Schon von 1269 bis 1290 war Weiden wittelsbacherisch gewesen und es mit einer kurzen Unterbrechung auch bis 1918 geblieben, informierte Petra Vorsatz. Von 1421 an stand Weiden unter einer staatsrechtlich ungewöhnlichen Form des Kondominiums: Es wurde sowohl von den bayerischen als auch von den pfälzischen Wittelsbachern beherrscht. Immer wieder statteten die Wittelsbacher der Stadt Besuche ab, wie auch einen von Pfalzgraf Otto von Mosbach persönlich ausgestellte Urkunde belegt.
Mit dem Regimentsbrief bekam die Stadt eine neue Ratsverfassung, die bis 1802 im Wesentlichen ihre Gültigkeit behielt. Danach waren jährlich 13 Räte zu wählen. Sie bestimmten die städtischen Bediensteten, kümmerten sich um die Liegenschaften, hatten teilweise richterliche Gewalt, und ihnen oblag die Wahl baukundiger Vertreter. 1510 verlieh Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz der Stadt ein „vermehrtes“ Wappen: Zum Weidenbaum kamen der Pfälzer Löwe und die bayerischen Rauten hinzu. Wie ein roter Faden zog sich die Entgegennahme von Geschenken und Huldigungen der Herrscher sowie befohlene Abgaben durch die Jahrhunderte. Die Stadt war dadurch zeitweise enorm belastet.
Dafür wurden ihr zwar Privilegien und Rechte zugestanden, doch waren die immer wieder bei jedem neuen Herrscher neu zu bestätigen. Durch das Kondominium konnten die Weidener manch einseitigen Erlass durch Vorsprache beim anderen Herrscher annullieren. 1542 erließ Ottheinrich die protestantische Kirchenordnung. 1585 begann Pfalzgraf Friedrich mit dem Bau der Friedrichsburg bei Vohenstrauß, nachdem seine Pläne, in Weiden Residenz zu nehmen, von den Ratsherren bei Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz mit Erfolg hintertrieben worden waren. Rechnungen belegen, welche Anforderungen durch die zahlreichen Besuche der Herrscher an die Stadt gestellt wurden.
Petra Vorsatz gab so manche Kostprobe aus dem Stadtarchiv, in dem alles säuberlich vermerkt ist. Aus Anlass des Regierungsjubiläums von König Max I. im Jahre 1824 beispielsweise war vor dem Unteren Tor eine Jubiläumseiche gepflanzt worden. Unter ihr steht das Denkmal von Gustav von Schlör, der aus der kleinen Ackerbürgerstadt durch den Bau der Eisenbahn die Entwicklung zur Industriestadt ermöglichte. König Maximilian II. hatte 1862 durch seine Unterschrift die Genehmigung erteilt. Die Referentin erinnerte an Josefine Weiß, die 1887 dem Prinzregenten Luitpold mit einem Blumenbukett und einem Gedicht am Bahnhof begrüßt und mit einem goldenen Armreif beschenkt wurde.
Ebenso prachtvoll empfingen die Weidener 1897 den späteren König Ludwig III. Das Jahr 1918 brachte für Bayern das Ende der Wittelsbacher Monarchie. Ludwig III. ging ins Exil und hat nie abgedankt, da er sich nicht als König von Volkes, sondern von Gottes Gnaden empfand.
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Quelle: Oberpfalznet, 29.1.2004