Beginnend mit dem Kreisheimattag in Kierspe am 6. September wird in der Hauptstelle der Sparkasse in der Thingslindestraße eine Ausstellung mit Dokumenten aus der 1000-jährigen Geschichte des Hauses Rhade zu sehen sein. „In fünf Abteilungen zeigt das Stadtarchiv Kierspe Urkunden, Karten und Bilder des alten adeligen Gutes“, berichtet Stadtarchivar Martin Witscher. So beschäftigt sich die Abteilung 1 mit den ältesten Nachrichten, die von Haus Rhade noch überliefert sind. Eine Reproduktion der Ersterwähnung von 1003 macht dabei den Anfang. Das Original liegt im Historischen Archiv der Stadt Köln und gehört dort zu den ältesten und wichtigsten Urkunden überhaupt.
Im Original können allerdings einige wichtige Dokumente aus dem Archiv des Märkischen Kreises in Altena gezeigt werden, dessen „Bestand Haus Rhade“ noch auf eine intensive Erforschung wartet.
In weiteren Abteilungen sind Dokumente zur Geschichte der St. Georgs-Kapelle, der zum Gut gehörenden Höfe, des Hofgerichts und der Rhader Mühle zu sehen.
Pachtverträge, Hebelisten, Gerichtsprotokolle und Berichte belegen hier die wechselvolle Geschichte des adeligen Hauses.
Die Ausstellung wird am Samstag, den 6.9. mit dem Besuch einer Exkursion des Kreisheimattages eröffnet und ist danach bis zum 19.September während der üblichen Öffnungszeiten der Sparkasse zu sehen.
Kontakt:
Stadtarchiv Kierspe
Friedrich-Ebert-Str.380
D-58566 Kierspe
Telefon: 02359-3322
Quelle: Westfälische Rundschau, 3.9.2003
Sammlung Westerholt im Stadtarchiv Bottrop
Die Eröffnungsszene dieser ganz besonderen Buch-Geschichte spielt 1951. Im leicht lädierten Schloss Arenfels bei Hönningen: Drinnen eine Versteigerung. „Alles muss raus“. Mittendrin Dr. Rudolf Schetter, Stadtarchivar von Bottrop und Büchernarr.
Am Ende ist kaum noch einer da, die besten Möbel raus, die Auktionszeit abgelaufen. Aber oben unterm Dach, im Turm, da modert ja noch die Bibliothek, und wer sie kaufe, sagt der Auktionator, der müsse sie „sofort mitnehmen“. In Ruhe durchsehen, das ginge nun auch nicht mehr. Das schreckt auch den vorletzten Bibliophilen. Den letzten schreckt es nicht: Schetter.
Er kauft. Kauft die Bibliothek der Grafen von Westerholt. Zuschlag für 6.500 Bände. Er sieht den Turm. Er besorgt einen Flaschenzug. Er weiß, wieviel Buch auf einen Lkw geht. Er zahlt 1.300 Mark. Und reist zurück nach Bottrop.
Nun holt die Realität die Vorstellungskraft ja selten ein, aber so eine Geschichte, wie diese schreibt auch der solcher Schrägheiten nicht unverdächtige Antiquariatsmarkt selten. Denn bis Bottrop begriff, was für einen Schatz man da gehoben hatte, verging ein halbes Jahrhundert. Ende der 90er erinnerte man sich, sichtete und sah ein, dass das so nicht weiterruhen durfte.
Es sind dann die Stadt Bottrop und die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gewesen, die aufwändige Konservierung und Erschließung finanziert haben. Das geschah an der Uni- und Landesbibliothek Münster. Und dort musste Oberbibliotheksrat Reinhard Feldmann nur einmal hinschauen, um zu sehen: rar, rarer, Bottrop. Der Großteil der Titel ist kein zweites Mal in NRW vorhanden. „Ein Kapital, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet“, würdigt Feldmann mit Goethe die Bibliothek, die schöner kaum repräsentieren könnte, was hiesiger Adel (und die Westerholts waren westfälischer Uradel!) im 18. und 19. Jahrhundert zu lesen pflegte.
„Eine Universalbibliothek“, nennt Feldmann das – erweitert um ein pittoreskes und heute sehr seltenes Feld des Antiquariats. Denn die Zerstreuungsliteratur für die Dame, die hatten die großen Bibliotheken ihrer Zeit allzu oft links liegen lassen. Aber die Westerholt zu Gysenbergs, die stellten ins Regal, was Frau Gräfin unter der Romanüberschrift „Gefunden und vereint (früher verriet man den Ausgang hemmungslos im Titel) durch den Lese-Winter brachte: „Was ist aus Amy Wynne und ihrem wackern Knaben, dem seines edlen Vaters durch einen niederträchtigen Meuchelmord in so zarter Jugend beraubten Owen Wynne geworden?“ – fragt im Vorwort eine gewisse Miss Southworth.
Auf dergleichen darf sich nun die Wissenschaft stürzen. Und – was noch schöner ist – der gemeine Leser auch. Nur das gebe Sinn, sagt Reinhold Feldmann. „Sich beschäftigen“ mit dieser Bibliothek, müsse man. Dann sei sie „viel unmittelbarer als ein altes Bauwerk“. Und ihr Wert: groß. „Gut angelegt“, so weit lehnt sich der Experte aus dem Fenster, seien die 1300 Mark ganz zweifellos gewesen.
Vor ein paar Wochen, da ist der Großteil frisch restauriert nach Bottrop zurückgekehrt. Wer an den Buchrücken vorbeigeht, freut sich an königlich-preußischen Staatskalendern. An Büchern zur Staatskunde und Prinzenerziehung. An schöner Literatur. An Historischem zur Juristerei („Ueber die Proceßkosten“). Oder an praktischer Literatur, was sowohl die Landwirtschaft (1797: „Bratung der Kartoffel, beste Benuzzung“) als auch „Eine sehr nützliche und wohl-eingerichtete Land- und Städte-Beschreibung von Asia, Africa, America“ (1708) bedeutete. Dort erfuhr der Westfale von Stand schließlich, was die weite Welt ausmachte. „Die Chinesen haben sehr schöne Betten“ etwa. Nicht ohne als Westerholter Graf zugleich über Nachteile des Alltags in Asien unterrichtet zu werden. „Die chinesischen Weiber lassen sich von niemand sehen, selbst nicht von des Mannes nechsten Freunden, wäre es auch gleich der Schwiegervater“.
Info beim Stadtarchiv Bottrop
Blumenstr. 12-14 / Postfach 101554
D-46215 Bottrop
Telefon: 02041-70-3754
Telefax: 02041-70-3833
Vom 28. November bis 16. Januar wird die Bibliothek in Bottrops Kulturzentrum vorgestellt. Die Titel sind im Verbundkatalog des Hochschul-Bibliotheks-Zen-trums-NRW http://www.hbz-nrw.de per Internet recherchierbar.
Quelle: WAZ, 4.9.2003
Führung durch das Göppinger Stadtarchiv
Ein Pergament von 1318, Zeitungsstapel aus dem Jahr 1870, Rechtssprüche von 1604: das Göppinger Stadtarchiv im „Alten Kasten“ enthält mehr als einen Kilometer Akten, Urkunden und Zeitzeugnisse. Der Stadtarchivar gewährte jetzt einen Einblick in seine Schätze.
Knapp ein Dutzend Göppinger ließen sich von Archivar Martin Mundorff allerlei Geschriebenes aus 700 Jahren Geschichte zeigen. Das älteste Dokument im Stadtarchiv holte Mundorff aus einem unauffälligen Umschlag: In der Pergamenturkunde von 1318 geht es um ein Rechtsgeschäft der Herzöge von Teck mit dem Ritter Heinrich von Hörningen. Obwohl das Dokument „erstaunlich gut erhalten“ war, wie ein Besucher bemerkte, konnten es nur wenige Anwesende entziffern. „Das ist doch wie Zeitunglesen“, lachte Mundorff dagegen. Als Archivar hat er mit der Sütterlin-Schrift keine Probleme.
Viel schwieriger sei dagegen der Umgang mit den alten Papieren aus dem Zeitungsarchiv. Im Alten Kasten sind Schlagzeilen aus Göppingen bis zurück ins Jahr 1827 gesammelt. Leider sei das Papier seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr so reißfest, bedauerte Mundorff. „Manchmal muss man nur leicht mit dem Finger darüber fahren und es reißt.“ Deshalb will man in Göppingen wichtige Dokumente nach und nach auf Mikrofilm bannen. So möchte der Archivar auch für die Zukunft sicher stellen, dass Schulklassen und andere Besucher in die Geschichte ihrer Stadt eintauchen können. Die alten Zeitungen seien dafür eine hervorragende Möglichkeit, erklärte Mundorff.
Doch nicht nur in den Presseerzeugnissen spiegelt sich die Göppinger Stadtgeschichte. Zu seinen besonderen Schätzen zählt Mundorff auch die alten Gerichtsprotokolle, die nachträglich ordentlich gebunden wurden. Das erste Gerichtsprotokoll aus der damaligen Amtsstadt Göppingen stammt aus dem Jahr 1604. Es behandelt einen Rechtsstreit zwischen dem Sattler Jakob Kimmbein und dem Bäcker Friedrich Zwicker. Die beiden Ebersbacher beschwerten sich, allerdings vergeblich, über ein Urteil des Ebersbacher Dorfrichters.
Kontakt:
Stadtarchiv Göppingen
Hausanschrift: Schlossstraße 14, Alter Kasten, 73033 Göppingen
Postanschrift: Stadt Göppingen Archiv und Museen, Postfach 11 49, 73011 Göppingen
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 3.9.2003.
Studentin entziffert Grabsteine in Meißen
Christiane Donath übersetzt: „Unter diesem Stein ist begraben der Herr Mosche, Sohn des Herrn Mosche, der verschied zum Hause seiner Ewigkeit im Jahr 4992.“ Die Zahl 4992 ist das Sterbedatum nach dem jüdischen Kalender. „Auf unseren übertragen, bedeutet es, dass jener Mosche 1232 begraben worden ist.“ Die junge Frau stockt: „Und hier müssten jetzt noch der Sterbemonat und der Segenswunsch stehen.“ Dieser Teil des Steines fehlt jedoch. Egal, die Augen der jungen Frau glänzen angesichts der Grabstele. „Ein tolles Stück, dass Sie hier haben“, sagt sie zum Hausbesitzer auf dem Plossen, bei dem der Stein den Garten ziert. „Ein wirklicher Schatz, denn diese Schriftzeichen hier sind selten.“ Sie deutet auf schwer erkennbare Bögen mit Punkten, Schnörkeln und Linien darunter. „Die Verzierung lässt darauf schließen, dass es sich um eine bedeutende Persönlichkeit der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde von Meißen gehandelt haben muss.“
Christiane Donath ist 25 Jahre alt, Studentin der Theologie, Judaistik und Archivwissenschaft – eine Geschichtskrämerin aus Leidenschaft. Sie schreibt ihre Abschlussarbeit über hebräische Grabinschriften und ihre Bedeutung für die Geschichte der Mark Meißen.
Elf Steine beziehungsweise Reste von Grabsteinen hat sie bereits gefunden, übersetzt und dokumentiert. „Das können aber nicht alle gewesen sein, denn der Friedhof auf dem Jüdenberg war größer.“ Nach dem Progrom um 1349 wurde er zerstört. Die Grabsteine dienten danach als Baumaterial, stecken jetzt in Kellern, in der Stadtmauer oder in Wegen.
Christiane Donath hofft, dass Meißner Bürger auf ihrem Grundstück noch solche Steine finden und sie ihren Bestand damit ergänzen kann. Auf die Idee für ihre Arbeit ist sie gekommen, als einige alte Steine in Meißen ans Tageslicht kamen und Peter Vogel, der Direktor der Evangelischen Akademie, sie bat, die Schriftzeichen zu übersetzen. So machte sich Christiane Donath, die Hebräische, Arabisch, Lateinisch und Griechisch beherrscht, ans Werk, durchforstet Archive, wälzt alte Quellensammlungen. „Allerdings stoße ich an Grenzen. Ich habe zum Beispiel einen Steinzeile gefunden, die kann ich drehen wie ich will, es ergibt immer einen Sinn. Welcher aber richtig ist, muss ich offen lassen.“
Quelle: sz-online, 3.9.2003
Martinskirche und Burg Bucherbach und die Geschichte Köllerbachs
Gäbe es sie nicht, dann wäre es um die eigene Geschichte ziemlich schlecht bestellt: Martinskirche und Burg Bucherbach liefern bis ins Spätmittelalter fast die einzigen Informationen über die Verhältnisse in Köllerbach. „Die Geschichte des Ortes ist maßgeblich mit Burg und Kirche verbunden“, so Michael Müller, Archivar der Stadt Püttlingen.
Im elften Jahrhundert setzt die getrennte territoriale Entwicklung von Püttlingen und Köllerbach ein, die bis zur Neuzeit anhält. Während Püttlingen als Lehen des Erzbischofs von Metz an das Haus Kriechingen fällt, kommen die Dörfer der Herrschaft Köllerbach in den Besitz der Grafen von Saarbrücken. Erstmals erwähnt wird die Martinskirche in einer Stiftungsurkunde aus dem Jahr 1223. Damals übertrug Graf Simon III von Saarbrücken das Patronatsrecht an der Martinskirche dem Prämonstratenserkloster Wadgassen. Die Mönche hatten von nun an die Pfarrer von Kölln zu stellen. Es gibt aber deutliche Hinweise dafür, dass an dem Ort schon vorher ein Gotteshaus existiert haben muss. So werden etwa die zwischen 1929 und 1962 ausgegrabenen Vorgängerbauten der Martinskirche in die Karolingerzeit (etwa achtes Jahrhundert) datiert. Einen weiteren Anhaltspunkt liefert der Name Martinskirche. „Er ist uraltes Sprachgut“, erzählt Müller. Jede Zeit kennt einen besonders beliebten Heiligen, dessen Kult sie pflegt und zu ihrem Kirchenpatron kürt. Die Franken haben ihre Kirchen bevorzugt nach dem heiligen Martin (um 316 bis 397), Bischof von Tour, benannt.
Hans-Walter Herrmann, ehemaliger Leiter des saarländischen Landesarchivs, hat seinerzeit im Saarland 17 Kirchen gezählt, die nach diesem Heiligen benannt waren. Auch deshalb vermuten Experten den Ursprung des Gotteshauses in der Karolingerzeit. Schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit gibt es keine – und damit liegt Köllerbach voll im Trend.
Abgaben, Kriege, Hungersnöte
Denn im Frankenreich des siebten und achten Jahrhunderts war das zuvor blühende, kulturelle Leben verfallen – die literarischen Quellen versiegten, die sprachliche Produktion war gering, die Sprache verwilderte. Unter Karl dem Großen (Regierungszeit: 768 bis 814) ging es zwar wieder aufwärts, ein Problem blieb aber. Denn fast alles, was der Historiker über Köllerbach weiß, weiß er aus Urkunden. „Sie dokumentieren aber immer nur ein Rechtsgeschäft“, erläutert Müller. Sie erzählen hingegen nichts über Vorgeschichte, Umstände und Ereignisse. Die Überlieferung in Akten setzt erst im Laufe des 15. Jahrhunderts ein. Auch die Burg Bucherbach ist vermutlich älter als schriftlich überliefert. Erstmals erwähnt wird die Burg in einem Erbvertrag von 1326. Hier heißt es, dass Graf Johann II von Saarbrücken-Commercy alle Besitzungen seines Vater erhalten solle, mitsamt dem „maison dou val de cologne“, dem „Haus im Köllertal“. Hiermit ist unzweifelhaft die Burg Bucherbach gemeint. Für die Grafen von Saarbrücken diente sie militärischen Zwecken, erfüllte aber gleichzeitig wichtige Verwaltungsaufgaben. Hier hatten die Bauern ihre Abgaben zu entrichten, hier wurden auch die großen Versammlungen, die so genannten Jahrgedinge, abgehalten.
Im 14. Jahrhundert amtierten hier Ritter wie Johann von Heinzenberg und Johann von Forbach als Burgmänner. Sie standen in einem Lehnsverhältnis zu ihrem Dienstherrn, dem Grafen von Saarbrücken, entstammten meist dem niederen Adel und bezogen als Gegenleistung für den Schutz der Burg einen Teil der Steuereinkünfte des Grafen. Nachdem im 15. Jahrhundert gar einige „Burggrafen“ genannt werden, sind es in der Folge Amtsmänner wie „Hans“ (1447 bis 1463), die auf der Burg stellvertretend für den Grafen die Abgaben eintrieben. Ihre von 1447 bis 1497/1572 erhaltenen Rechnungen sind eine unverzichtbare Quelle für die Geschichte des Köllertals. Nicht nur an Abgaben, sondern auch an Schicksalsschlägen hatten die Bauern schwer zu tragen. Missernten, Hungersnöte, Kriege und sonstige Katastrophen (zum Beispiel die Pest), waren bis zum Ausgang des Mittelalters nicht gerade selten.
Burg: Verhältnisse sind bescheiden
In einer der ersten überlieferten Kampfhandlungen verwüstete der Herzog von Zweibrücken, Ludwig der Schwarze, während einer Fehde mit Graf Johann III 1341 die Dörfer des Köllertals. In einem alten Kalender steht unter dem Datum des 13. Mai 1471: „Rannt Hertzog Ludwig in das Collerdail vnnd verbrannt das gar“. Auch die Burg soll dabei beschädigt worden sein. Hier waren die Verhältnisse ohnehin bescheiden, wie ein Dokument von 1542 verrät: die „Besatzung“ zählte neben dem Amtsmann noch einen Wagenknecht, den Pförtner und zwei Mägde. Anhand des Speicherverzeichnisses der Burg schätzt Karl Ludwig Rug, dereinst evangelischer Pfarrer zu Kölln und Heimatforscher, die Einwohnerzahl Köllerbachs für das 15. Jahrhundert auf bescheidene 280 bis 300 Personen.
Quelle: Saarbrücker Zeitung, 2.9.2003
Kino in Erkrath wird zum Archiv
Das Kassenhäuschen verwaist, Kisten und Gerümpel bestimmen das trostlose Bild im Foyer: Im Erkrather Kaiserhof-Kino wird kein Film mehr gezeigt. Das Kino wird zum Stadtarchiv. Künftig soll Erika Stubenhöfer mit ihrem Stadtarchiv die leer stehenden Vorführsäle beziehen. Die Vitrinen sind bereits abgebaut. Einen Betreiber, der auf wirtschaftlicher Basis dort weiter Filme zeigen will oder kann, ließ sich nicht anlocken – ein Blick auf die Zahlen vertrieb auch die gutwilligsten Programmkinobetreiber letztlich.
Der Seniorenrat ist verschnupft über das Aus und kritisiert Bürgermeister Arno Werner. Gern hätte die Vertretung der älteren Erkrather im alten Kino ein- bis zweimal im Monat Rühmann-Filme oder ähnliche Klassiker gezeigt. Auch der Jugendrat hatte Interesse signalisiert. Ziel sei es gewesen, so Vize-Vorsitzender des Seniorenrats Jürgen Hampel, eventuell in Zukunft wieder einen normalen Kinobetrieb zu ermöglichen. Er wollte verhindern, dass die Säle umgebaut werden und die Vorführgeräte abgebaut.
Allerdings: Eigene Mittel hat der Seniorenrat kaum – 500 Euro stehen ihm in diesem Jahr zur Verfügung. Nur einen der beiden Säle zu nutzen, mache Umbauarbeiten notwendig, die rund 25.000 Euro kosten, hatte die Verwaltung mitgeteilt. Die Säle für die städtischen Akten und das Archivmaterial zu nutzen, kommt billiger: Der Boden kann geneigt bleiben, nichts muss umgebaut werden und Erika Stubenhöfer hat ihren Schreibtisch dort, wo es früher Popcorn zu kaufen gab. Dort gibt es auch Tageslicht.
Die Säle werden nun die Relikte aus der Stadtgeschichte aufnehmen, vermutlich auch Dokumente über Erkraths nunmehr vergangene Kinogeschichte. Der schräge Fußboden stört dabei nicht, fehlendes Tageslicht ist eher von Vorteil. Bislang lagert das Material im Keller des Rathauses, wo es schwer zugänglich und zudem der Feuchtigkeit ausgesetzt ist.
Kontakt:
Stadtarchiv Erkrath
Bahnstr. 16
D-40699 Erkrath
Telefon: 0211-2407-1014
Telefax: 0211-2407-1009
Quelle: NRZ-online, 2.9.2003
Neue historische Quellen im LHA Koblenz
Jubel im Landeshauptarchiv Koblenz: Den Geschichtsforschern ist es gelungen, ihren »Schatz« um zwei für die Region bedeutende Adelsarchive zu erweitern.
So konnten sie einen großen Teil des Archivs der Familie von Frentz aus Mechernich-Antweiler übernehmen. Allerdings waren die Unterlagen 1945 alliierten Soldaten in die Hände gefallen, die sie zerwühlten und teilweise sogar zerrissen. Für die Koblenzer Archivare bedeutet das: Ordnung schaffen.
Anders das Hausarchiv Bell, das in bester Ordnung ist und Forschern deshalb bereits zur Verfügung steht. Seine Besitzer hatten die für die Familie so wichtigen Dokumente 1795 aus Furcht vor der Zerstörungswut französischer Truppen in eine Wand ihres neuen Hauses eingemauert. So blieben die Urkunden und Aufzeichnungen, die bin ins 14. Jahrhundert zurückreichen, zwar unversehrt – aber auch für 140 Jahre verschollen.
Kontakt:
Landeshauptarchiv Koblenz / Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
Postfach 201047
56010 Koblenz
Telefon: 0261-91290
Fax: 0261-9129112
eMail: info@landeshauptarchiv-ko.de
oder: post@landeshauptarchiv-ko.de
Quelle: Rhein-Zeitung, 1.9.2003, 3.
Sieben Jahrhunderte jüdisches Leben in Lemgo
Eine Premiere besonderer Art fand kürzlich in Lemgo statt. Erstmals führte der Stadtrundgang „Jüdisches Leben in einer alten Stadt“ ins Stadtarchiv. Dort wurden den Gästen zum Abschluss der Führung zahlreiche ergänzende Unterlagen präsentiert.
Der Lemgoer Rundgang zum jüdischen Leben wird bereits seit 1994 angeboten und vor allem von Erwachsenengruppen wahrgenommen. Nach dem Rundgang, begleitet von Stadtführern Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn schloss sich erstmals ein Besuch im Stadtarchiv an. Archivleiterin Dr. Gisela Wilbertz erläuterte die von ihr zusammengestellten Unterlagen. Sie spiegeln Ereignisse und Schicksale wider, wie sie nicht nur in Lemgo für die Geschichte der jüdischen Minderheit „typisch“ waren, sondern weit darüber hinaus. Ältestes Stück der Lemgoer Überlieferung ist eine Urkunde von 1351. Auch in Lemgo war es zu einem Pogrom gekommen. In der Urkunde verlangte der Landesherr, Edelherr Otto zur Lippe, von den Lemgoern dafür Entschädigung.
Meist nur in begrenzter Zahl durften sich Juden irgendwo niederlassen. Die Stadt Lemgo duldete zunächst nur eine Familie, im 17. Jahrhundert zwei und seit 1735 drei Familien. Dafür benötigten diese eine besondere Erlaubnis („Geleit“) des Landesherrn, die nur gegen hohe Geldzahlungen zu haben war. Das Original eines solchen „Geleitbriefs“ mit Siegel und Unterschrift des Grafen Simon August zur Lippe ist in den Lemgoer Akten aus dem Jahr 1720 für Isaak Goldschmidt erhalten. Als Simon August 1728 erkrankte, wurden in Lippe alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde aufgerufen, für ihn zu beten.
Besonders gefesselt waren die Besucher von mehreren Pergamentzetteln, die man 1734 nach seiner Verhaftung dem Rabbiner Ephraim Hirschel abnahm. Ephraim Hirschel gehörte zu den so genannten „unvergleiteten“ Juden, die sich nirgendwo rechtmäßig niederlassen durften und deshalb zum unsteten Umherziehen gezwungen waren. Wie seine ebenfalls einbehaltenen Pässe zeigen, hatte er sich bereits an vielen Orten, immer nur kurzfristig, aufgehalten. Da im 18. Jahrhundert die Bevölkerungszahl stark anstieg, ging es immer mehr jüdischen Menschen so wie Ephraim Hirschel.
Diese Situation zu verändern, hatten sich die Aufklärer auf die Fahnen geschrieben. Es war der Lemgoer Christian Wilhelm Dohm (1751-1820), Diplomat in preußischen Diensten, der 1782 das bedeutendste und einflussreichste Werk zur Unterstützung dieser Forderung veröffentlichte: „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“. Bereits acht Jahre vorher äußerte der junge Jurist Dohm diesen Grundgedanken erstmals in einem Beitrag, den er in den „Lippischen Intelligenzblättern“,der ersten Lemgoer Zeitung, publizierte. Dohms Gedanken wurden in Lippe sehr bald aufgegriffen. Doch erst 1858 erließ die Regierung des lippischen Fürstentums ein so genanntes Emanzipationsgesetz, das die Geleitbriefe und Sonderzahlungen abschaffte und den jüdischen Einwohnern bürgerliche Gleichberechtigung gewährte. Die Integration und Anerkennung der jüdischen Bürger in Lemgo endete nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. In den 1980er Jahren begann in Lemgo die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte der Stadt. 1986 wurden in der neu gegründeten Reihe „Forum Lemgo“ die Erinnerungen von Karla Raveh, einzige Überlebende der Familie Frenkel, veröffentlicht. In den folgenden Jahren wurden der Platz der 1938 zerstörten Synagoge an der Neuen Straße zum Mahnmal umgestaltet und im „Frenkel-Haus“ in der Echternstraße 70, Karla Ravehs Elternhaus, eine museale Dokumentationstätte zum jüdischen Leben in Lemgo eingerichtet.
Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus, Rampendal 20a
32657 Lemgo
Leitung:
Dr. Gisela Wilbertz
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 54 13
E-Mail G.Wilbertz@lemgo.de
stadtarchiv@lemgo.de
Sekretariat:
Tel. 0 52 61 / 21 32 75
Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 2.9.2003
Neuer Kreisarchivar warnt vor geschichtsloser Zeit
Manfred Waßner, der neue Kreisarchivar, tritt am heutigen 1. September sein Amt im Esslinger Landratsamt an. Ende Februar 2003 wurde der jetzt 33-Jährige als Nachfolger des 2002 verstorbenen Dr. Christoph J. Drüppel vom Verwaltungs- und Finanzausschuss unter vier in die engere Wahl genommenen Kandidaten gewählt (insgesamt gab es 35 Bewerbungen).
In einem Team mit acht Kräften will der aus Münsingen kommende Waßner vor allem für „die Sicherung der Überlieferung und die Transparenz in den Verwaltungsvorgängen“ eintreten. Der neue Kreisarchivar warnt grundsätzlich vor geschichtsloser Zeit, mahnt an, sich für Archivbelange auch im weitesten Sinn einzusetzen. Infolge der Verwaltungsreform komme absehbar eine „Mammutaufgabe“ auf die Kreisarchive zu.
Manfred Waßner hofft entsprechend darauf, dass die neuen Herausforderungen übergreifend auf allen Verantwortungsebenen gesehen und berücksichtigt werden. Konkret: Während anderswo mit Personaleinsparungen gerechnet werde, müsse man bei den Kreisarchiven wohl umgekehrte Schlussfolgerungen ziehen. An Personalaufstockungen oder Personalumschichtungen wäre zu denken, könnte Resümee sein.
Denn ganz sicher wirkt es sich aus, dass sehr wahrscheinlich mehrere bisher selbstständige Ämter in die Landratsämter eingegliedert werden (etwa Schulamt und viele mehr; Forstämter, Landwirtschaftsämter etwa sind betroffen, landesweit würden mehrere hundert Neuerungen stattfinden). Was bisher staatlich archivarisch betreut wurde, müsste zukünftig größtenteils wohl in Kreisarchiven mit gesichert werden. Mittels Arbeitskreisen werde man die Umstellungen vermutlich angehen, aber was künftig dann zu geschehen hat, das müsse personalmäßig endgültig noch abgeklärt werden.
Waßner, der von Münsingen nach Bissingen/Teck umziehen will, ist ledig und hofft darauf, Anfang nächsten Jahres seinen Doktortitel an der Universität Tübingen zu bekommen. Momentan schreibe er noch an seiner Dissertation zum Thema „Niederer Adel im späten Mittelalter“, aufgezeigt am Beispiel der Familie Speth. Diese habe auf der Alb oder in Neckartenzlingen gewohnt, in Neckartailfingen (die Familie Kaib zähle mit dazu) oder in Lenningen (auf der Sulzburg, die heute noch als Ruine erhalten ist). Viele Bereiche waren einst im Besitz dieser Adelsfamilie, die auch im Schurwald anzutreffen war.
Der neue Kreisarchivar hat einst Geschichte, Deutsch und Chemie studiert, war seit Mai 2000 im höheren Archivdienst. Die Ausbildung führte ihn über Marburg und Stuttgart. In den letzten 15 Monaten koordinierte er in der Landesarchivdirektion die Arbeiten im Rahmen des Landesrestaurierungsprogramms. Manfred Waßner kennt entsprechend viele Problembereiche im Zusammenhang mit notwendiger „Massenentsäuerung“. Dabei geht es insbesondere um Papier, das seit 1850 schlechter geworden sei und das nun für Archivzwecke aufbereitet oder vom Dokument her gesichert werden müsse.
Die Bestandserhaltung ist für den neuen Kreisarchivar das Wichtigste. Er will auch mit den Gemeinden gut zusammenarbeiten und werde mehrere Gemeindearchive mitbetreuen.
Hinsichtlich der neuen Techniken mahnt Waßner an, darauf zu achten, dass man die Datenformate, Materialien und notwendigen Maschinen oder Apparaturen erhält. Originale solle man sichern und möglichst auch verfilmen. Es sei nötig, dafür zu sorgen, dass Dokumente als authentisch erkennbar sind. Bei Verwaltungsvorgängen müsse aus archivarischer Sicht ein Missbrauch ausgeschlossen werden. Verwaltungshandeln müsse nachvollziehbar bleiben. Akteneinsicht zu gewährleisten, das sei relativ einfach handhabbar, aber Übersicht über digitale Daten zu bekommen, das sei schwieriger abzusichern.
Die Transparenz müsse gewährleistet bleiben, dafür will sich Waßner stark machen. Der 33-Jährige baut auf die bisherige Arbeit von Dr. Drüppel auf, und er lobt seinen Vorgänger im Amt: „Was Dr. Drüppel geleistet hat, das ist bemerkenswert.“
Zu seinen großen Aufgaben zählt Waßner auch das Burgenprojekt (Burgstellen werden im Kreis vermessen und katalogisiert). Außerdem oder insbesondere will er sich der Kreisbeschreibung widmen (2006 wolle man damit beginnen, derzeit laufe die Planung).
Da er im Kreis Esslingen auf „vorbildliche Zustände“ im archivarischen Bereich stoße, sei es ihm auch möglich, die Kontakte zu den Kommunen zu vertiefen.
„Das Gedächtnis der Verwaltung“, wie die Archive oft genannt werden, soll sinngemäß möglichst ganz gut bleiben. Darauf will der neue Kreisarchivar den größten Teil der Arbeitskraft ausrichten. Waßner hält „Kulturarbeit“, wie sie in einigen anderen Kreisen praktiziert wird, ebenfalls für wichtig und für eine „gleichzeitige Aufgabe“ im Kreis Esslingen, aber mit Blick auf Sicherung der Überlieferung für eine „nachgeordnete“ Herausforderung. Speziell die Bewältigung der Aufgaben im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform im Land hätten jetzt eindeutig Vorrang.
Dass man in finanziell schwierigen Zeiten weniger an Personalaufstockungen als mehr an Personalreduzierungen denke, das sei verständlich. Aber: Die Wichtigkeit der nun jungen Herausforderungen gebiete es, sich damit zu beschäftigen. Die Kreisarchive würden viele neue Aufgaben zu bewältigen haben und dem müsse personalmäßig auch entsprochen werden. Wie immer man die künftigen Probleme löst: Waßner will seinen Arbeitgeber nicht gleich verschrecken, sondern bietet seine ganze Kraft zur Lösung aller Fragen an. Er werde die Kooperation zu allen Stellen suchen und möglichst noch ausbauen, und auf ihn könne man bauen. Ab heute ist er im Amt, in einem der Chefbüros im grünen Bau in Esslingen, der Stellung als Assessor oder Archivrat entsprechend in hoher Etage.
Kontakt:
Kreisarchiv Esslingen
Pulverwiesen 11
D-73726 Esslingen am Neckar
www.landkreis-esslingen.de
Kreiarchiv@landkreis-esslingen.de
Tel: (0711) 3902-2340 Fax: (0711) 3902-1045
Quelle: Nürtinger Zeitung, 1.9.2003
Neuer Archivar für Bad Neuenahr-Ahrweiler
Diplom-Archivar Steffen Schütze aus Chemnitz ist die neue Archivfachkraft, welche zukünftig Aktenbestände und weitere archivwürdige Unterlagen des Landkreises Ahrweiler sowie der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sichten, aufarbeiten und ordnen wird. Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Bürgermeister Dr. Hans-Ulrich Tappe stellten den 35-Jährigen jetzt der Öffentlichkeit vor.
Während das Archiv des Kreises im Verwaltungsgebäude auf der Wilhelmstraße untergebracht ist, wird das Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler voraussichtlich ab Ende 2004 in den Blankartshof in Ahrweiler ziehen.
Auf städtischer Seite wird Steffen Schütze, der an der Universität Leipzig Geschichte studiert und an der Fachhochschule Marburg seine Ausbildung zum Diplom-Archivar absolviert hat, dann auch vornehmlich für den Aufbau dieses neuen Archivs zuständig sein.
Kontakt:
Kreisverwaltung Ahrweiler, Kreisarchiv
Wilhelmstraße 24-26
D – 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Fon: (02641) 975-583 Fax: (02641) 975-456
Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler
Hauptstraße 116
D – 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Fon: (02641) 31516 Fax: (02641) 31516
Quelle: Kölnische Rundschau online, 31.8.2003