Archive seien das Gedächtnis der Verwaltung, sagt Dr. Karl Emsbach. Aber das sei für die Arbeit der Historiker im Kreisarchiv Zons zu wenig. Und so freute sich Emsbach am Freitag, dass er eine neue Sammlung auswerten darf, eine Sammlung übrigens, die etwas ganz Besonderes ist.
Die Eheleute Anni und Peter Gilges haben über Jahrzehnte einen Schatz bewahrt, den Gilges Vater einst zusammen getragen hatte: Glasdias, Stereoskop-Bilder, ein Fotoapparat vom Anfang des 20. Jahrhunderts und ein Dia-Vorführgerät aus der gleichen Zeit. „Wir haben schon oft erlebt, dass vieles einfach weggeworfen wird“, sagt Peter Gilges. So war es auch nach dem Tod des Vaters im Jahr 1956, als dessen Frau keinen Bedarf mehr für die Bilder sah. Peter Gilges hat aber einen Teil davon retten können.
„Ich habe das vor einigen Jahren dem Stadtarchiv Neuss angeboten, aber dort hat man sich nicht weiter um die Sammlung gekümmert.“ Dabei sind unter den Bildern, die zwischen 1858 und dem frühen 20. Jahrhundert entstanden sind, viele Neusser Motive dabei. Etwa vom Schützenfest, von der ehemaligen Brandgasse, von der Münsterkirche mit dem alten Altar oder vom Hochwasser in Neuss. Auch Schützenzüge sind vertreten, zum Beispiel das Gruppenfoto des Zuges „Quirinus Pütz“.
Dort halten alle Zugkameraden kleine Puppen in der Hand, wohl in Erinnerung daran, dass in Neuss die Kinder aus dem Quirinusbrunnen kommen. Doch Peter Gilges Vater, der den gleichen Vornamen hatte wie der Sohn, hat nicht nur selbst fotografiert. So erwarb er vom Gutsbesitzer Binger vom Nauenhof in Willich eine Sammlung von Glasdias, die Binger auf seiner Hochzeitsreise nach Afrika gemacht hatte. Außerdem gehört zur Sammlung auch ein Stereoskop-Bild, das den Mond im Jahr 1858 zeigt.
„Der Vater ging nie ohne Fotoapparat aus dem Haus“, sagte Anni Gilges. Das Haus der Familie stand damals am Neumarkt, „es ist längst abgerissen“. Heute leben die Eheleute Gilges in Gnadental. Die vier Kinder der beiden wollten die Sammlung zwar durchaus haben, doch letztlich haben sich Anni und Peter Gilges dafür entschieden, die Bilder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
So lagern jetzt im Kreisarchiv 200 Glasdiapositive aus der Zeit um 1900 sowie 100 Stereoskop-Bilder, darunter viele Neusser Motive und Bilder aus dem Kreis, wie zum Beispiel Zons. Mit dabei ist übrigens auch eine Aufnahme der Hammer Pont, einer Fähre, von der es laut Emsbach bislang noch kein Foto gab. Über den voll funktionstüchtigen Diaprojektor freut sich der Kreisarchivar auch. Denn nun kann er sich endlich die Glasdias anschauen, die bereits aus anderen Sammlungen im Archiv lagern.
Kontakt:
Kreisarchiv Neuss
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41541 Dormagen-Zons
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Quelle: Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 5.12.2003