Akten der Israelitischen Religionsgemeinschaft jetzt im Stadtarchiv

Im Anschluss an eine Feierstunde auf dem Killesberg, die jetzt an die Deportation der Juden in Stuttgart während des Zweiten Weltkriegs erinnerte, wurden Akten der jüdischen Gemeinde an das Stadtarchiv übergeben.

Am Gedenkstein, der in Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des Jahres 1941 im Killesberg-Park steht, wurde an die deportierten jüdischen Mitbürger gedacht. Barbara Traub von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRG) erinnerte an die Deportation, die damals nur 42 von 1.000 Menschen überlebt haben. „An diesem Ort des Gedenkens müssen wir die Erinnerung in den Herzen der Menschen wach halten und an die nächsten Generationen weitergeben“, so Traub. Vom Stuttgarter Nordbahnhof aus sei zwölf Mal deportiert worden, so Hans Heiner Boelte von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. „In unserer Erinnerung bleibt nur Verzweiflung und Angst „, sprach er zu den Teilnehmern der Trauerfeier. Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch forderte dazu auf, „sich mit ganzer Überzeugungskraft gegen Stimmen zu wehren, die versuchen, sich aus der Verantwortung zu ziehen.“ Laut Barbara Rahm von der IRG sei es wichtig Erinnerungsarbeit zu leisten: „Abwehrkräfte gegen Anti-jüdische Einstellungen müssen gestärkt werden.“

Zur Schaffung eines historischen Bewusstseins soll ein Vertrag beitragen, der gestern von OB Schuster und Barbara Traub, als Vertreterin der Israelitischen Religionsgemeinschaft unterzeichnet wurde. Die Akten der IRG, die sich seit 1945 angesammelt haben, waren bisher unter schlechten Bedingungen gelagert und somit gefährdet. Mit der Unterzeichnung des Vertrags hat die IRG die Unterlagen an das Stadtarchiv übergeben. Dort werden sie dauerhaft aufbewahrt und für die Forschung zugänglich gemacht. Laut OB Schuster will die Stadt damit das jüdische Leben in Stuttgart stärken. Schuster hofft, dass die Kulturstiftung Baden-Württemberg finanzielle Mittel für dieses Projekt zur Verfügung stellt. Das Material, dass jetzt als „Bestand IRG“ im Stadtarchiv lagert, ist umfangreich. Würde man die Akten ausbreiten, ergebe dies eine Länge von 150 Metern.

Quelle: Esslinger Zeitung, 1.12.2003

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