Stadtarchiv Jena sucht Spender für Computer-Software

Die Stadt Jena muss sparen – und hat die Investitionen in Computer-Programme gestrichen. Das Stadtarchiv hat ein komplettes Computersystem, um historische Bilder zu erfassen, doch fehlt das passende Programm zur Bearbeitung.

„Wir scannen viele Motive ein, um sie im elektronischen Archiv abzulegen“, berichtet Stadtchronist Jürgen Jache. „Allerdings haben wir nur eine sehr einfache Bildbearbeitungssoftware, so dass einige Schönheitskorrekturen nicht möglich sind.“ Und so können die Mitarbeiter nur im bescheidenen Maß Kratzer von den Bildern entfernen oder großformatige Fotos zusammenbauen. „Vielleicht hat eine Jenaer Firma eine Lizenz für ein professionelles Programm übrig. Es muss ja nicht die neueste Version sein“, bittet Jache um Hilfe. Er denkt etwa an einen „Photoshop 5.0“, für den jemand eine Originallizenz hat, die er nicht mehr nutzt. Wer möchte, kann sich unter Tel. (03641) 49 22 55 oder per E-Mail unter jachej@jena.de beim Stadtchronisten melden und seine Hilfe anbieten.

Laut Statistik wird das Stadt- und Verwaltungsarchiv immer häufiger von interessierten Bürgern genutzt. So verzeichnen die Mitarbeiter weit über 1.000 Nutzer, die in diesem Jahr im Stadtarchiv recherchiert haben. Die Zahlen sind zwar geringer als in den vergangenen Jahren, doch sind auch eine Vielzahl von ABM-Projekten, die sich mit der Heimatgeschichte befassen, ausgelaufen. „Dafür kommen mehr Schüler in unsere Einrichtung, um Material für ihre Seminarfacharbeiten oder Projektarbeiten zu suchen“, berichtet der Stadtchronist. Somit ist die Zahl der Privatpersonen angestiegen, die sich für das abgelegte Material interessieren.

Die technische Ausstattung des Archivs hat sich in diesem Jahr verbessert. So gibt es nun unter anderem ein neues Filmlesegerät, das Kopien in höherer Qualität ermöglicht. Mit der neuen Computertechnik kann das Stadtarchiv seinen Service weiter ausbauen. So erhalten Interessenten auf Nachfrage die benötigten Daten auf CD-Rom, falls diese in elektronischer Form vorliegen – doch um die Qualität weiter auszubauen, wird dringend ein professionelles Bildbearbeitungsprogramm gesucht.

Kontakt:
Stadtarchiv Jena
Löbdergraben 19
D-07743 Jena
Tel: +49 (3641) 492 255
Fax: +49 (3641) 443 094

Quelle: Ostthüringer Zeitung, 28.12.2003

Russischer Geheimdienst lässt Dokumente verschwinden

Seit mit Wladimir Putin ein ehemaliger KGB-Oberst Staatspräsident wurde, ist es schwierig, in den Archiven der russischen Geheimdienste zu arbeiten. Akten sind auf dubiosen Wegen abhanden gekommen oder plötzlich geheim.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 hat der berüchtigte Geheimdienst KGB nur seinen Namen geändert – in FSB. Die Adresse der Organisation – Lubjanka-Platz – klingt dabei furchterregend: Mit „Lubjanka“ (wie der Platz früher hieß und auch heute wieder heißt) verbinden die Russen all die Schrecken, die der KGB und seine Vorgänger – die Tscheka und der NKWD – verbreitet haben. Der KGB hatte angefangen, seine Archive zu beseitigen, lange bevor der damalige Präsident Boris Jelzin sie 1991 für öffentlich zugänglich erklärte.

Heute dürfen nur diejenigen einen Antrag auf Einsicht ins Archivmaterial stellen, die selbst unter Repressalien gelitten haben oder mit Opfern verwandt sind. Zugangsberechtigt sind außerdem Historiker, die allerdings eine notariell beglaubigte Vollmacht eines Betroffenen vorlegen müssen, erklärt Nikita Ochotin, Direktor des Programms „Zugang zur Information“ der Menschenrechtsorganisation „Memorial„.

Doch selbst wenn man es schafft, in die Archive zu gelangen, kann man nicht sicher sein, noch alle Informationen zu finden. Ochotin weiß: „Bei den Akten, in die man schon vor zehn Jahren Einsicht nehmen konnte, stellt man fest, dass wichtige Dokumente, die vor zehn Jahren noch da waren, nicht mehr da sind. Sie wurden aussortiert und vernichtet.“ Der Vorwand laute meistens: 'wenig bedeutsam' oder 'mangelndes Interesse'.

Der „Memorial“-Mitarbeiter Nikita Petrov konnte diese systematische Vernichtung von Beständen der sowjetischen Geheimdienste dokumentieren. In seinem Memorandum Anfang der 1990er Jahre schreibt Petrov über die beispiellose Vernichtung von Akten der bekanntesten sowjetischen Dissidenten und Nobelpreisträger – Andrej Sacharow und Alexander Solschenizyn. Mit ihnen beschäftigte sich in der KGB-Zentrale übrigens eine ganze Sonderabteilung: Allein die Akte Sacharow bestand aus 300 Bänden. Ein Paradox des 20. Jahrhunderts: Die NKWD-Geschichte der 1930er und 1940er Jahre kann man nun besser dokumentieren als die späteren Jahrzehnte.

Das, was Jelzins Erlass in den 1990er Jahren freigab, wird unter dem Präsidenten Wladimir Putin wieder für geheim erklärt. „Im Jahre 1992, während des Prozesses um die Verfassungswidrigkeit der Kommunistischen Partei, gab es jede Menge freigegebene Dokumente mit wichtigen Details zur Geschichte der Repressalien“, sagt Memorial-Mitarbeiter Ochotin. „Es gab außerdem wichtige und streng geheime Papiere, die präziseste Informationen darüber geben, wie die Partei und der KGB links-terroristische Szene im Westen unterstützten.“

All diese Dokumente hätten sich – oft als Kopien – im russischen Staatsarchiv für Zeitgeschichte befunden und seien mehrere Jahre öffentlich zugänglich gewesen. „Im Jahr 2000 wurden diese Dokumente für geheim erklärt“, berichtet Ochotin. „Dabei waren 30 Jahre, wie es das Gesetz vorschreibt, vergangen.“ Sämtliche Appelle hätten nichts genutzt. Dabei seien viele Seiten dieser nun streng geheimen Dokumente längst veröffentlicht worden. Aber die KGB-Archivare hätten ihre Zauberformel parat, wie Ochotin sagt: „Eine Publizierung ist kein Grund zur Freigabe.“

Quelle: Deutsche Welle, 22.12.2003

Santa Claus ist ein Pfälzer

Außerhalb Landaus wissen nur die wenigsten, dass es Thomas Nast aus Landau war, der dem globalen Weihnachtsmann zeichnend Gestalt gab, zuerst 1862 in der amerikanischen Illustrierten „Harper´s Weekly“.

Was als uramerikanische Christmas-Ikone gilt, geht tatsächlich zurück auf die Erinnerungen des deutschen Auswanderers Nast an den kettenrasselnden „Pelznickel“ seiner pfälzischen Kindertage, der die Bösen in den Sack steckt. Der Stadtarchivar von Landau, Michael Martin: „Nast war sechs Jahre alt, als er 1846 wie Zehntausende andere mit seiner Mutter von Landau über Paris und Le Havre nach Amerika ging.“

Landau zur Zeit der Auswanderung beschreibt Archivar Martin so: „Da gab es einen direkten freiheitlichen Traditionsstrang über die Französische Revolution, den Landauer Jakobinerclub und das Hambacher Fest der Demokraten 1832 bis später dann zur Bewegung von 1848. Landau war vom Westfälischen Frieden bis zum Sturz Napoleons integraler Bestandteil Frankreichs. Als dann die Bayern kamen, hatten die hier ein Mentalitätsproblem mit dem französisch-freiheitlichen Flair.“ Thomas Nasts Vater kam mit dem bayerischen Besatzungsregime, als „Hautboist“, also Militärmusiker, im Königlich-Bayerischen Infanterieregiment Wrede nach Landau. Dreißig Kreuzer Tagessold, das war vorn und hinten zu wenig. Der kleine Thomas kam ärmlich in der „Roten Kaserne“ zur Welt; eine Tafel an seinem Geburtshaus weist heute auf ihn hin, es gibt eine Thomas-Nast-Straße und eine Thomas-Nast-Schule, in der die Kinder lernen, woher der Santa Claus kommt, eben aus ihrer Stadt.

Sie lernen aber auch, dass Thomas Nast in Amerika eine weihnachtsmärchenhafte Karriere machte und zum „Vater der politischen Karikatur in Amerika“ wurde, der mit seinen bissigen Zeichnungen mehrere Präsidentenwahlen entscheidend beeinflusste. Mit dem Englischen kann der kleine Nast sich nicht anfreunden, in der Schule wird es nichts mit ihm, aber er zeichnet wie besessen. Die Eltern schicken ihn zum deutschen Historienmaler Theodor Kaufmann in die Lehre. Er ist fünfzehn, als seine ersten Zeichnungen in der New Yorker Wochenzeitung „Leslie´s Illustrated Newspaper“ gedruckt werden. Das Blatt schickt ihn nach London, damit er zeichnend über den Weltmeisterschaftskampf im Boxen berichtet. Die Dienstreise verlängert er um einige Wochen auf Sizilien, wo er sich Garibaldis Freiheitskämpfern anschließt. Zurück in Amerika heiratet er eine Frau aus gutem Hause, die dem nahezu analphabetischen Jungstar die literarische Bildung nahe bringt.

Nasts große Zeit beginnt, als der Bürgerkrieg ausbricht. Er befriedigt die immense Nachfrage nach Bildern bei „Harper´s Weekly“, der ersten illustrierten Zeitschrift Amerikas, die national verbreitet und mit ihren Bildern gerade auch bei Analphabeten erfolgreich ist. Der Landauer Stadtarchivar Martin schreibt: „Nast trifft mit seinem Stil die Stimmung der Nordstaatler. Die Blätter erreichen millionenfache Auflagen und flattern jetzt auch als Sonderdrucke unters Volk. Nast ist Mitte Zwanzig, berühmt, aber nicht satt. Er zeichnet weiter gegen die Skaverei an, gegen den Ku-Klux-Klan. In New York bringt er mit seinen Karikaturen William Marcy Tweed zur Strecke, den Kongressabgeordneten und „Alleinherrscher“ New Yorks. Thomas Nast ist jetzt 31 und auf der Höhe seines Ruhms. Auf Vortragsreisen verdient er ein Vermögen.

Doch das Glück wendet sich zusehendst. Als es in einer harmoniesuchenden Konsolidierungsphase darum ging, die Wunden des Bürgerkrieges zu heilen, „wird das Terrain für den Satiriker und Moralisten schwieriger“, wie Archivar Michael Martin schreibt. Nasts Hausblatt „Harper´s Weekly“ wird unpolitisch; 1884 verliert Nast sein Vermögen bei einer Spekulation. Er versucht vieles, kommt aber nicht mehr so recht auf die Beine. Präsident Theodore Roosevelt schickt den Freund 1902 als Botschafter nach Equador, damit der ein Auskommen hat. Aber ein halbes Jahr später stirbt Nast dort am Gelbfieber, am 7. Dezember, einen Tag nach Nikolaus. Sein Santa Claus aber wird unsterblich, erst recht, als Coca-Cola ihn 1931 für die Werbung vereinnahmt. Michael Martin hat vor Jahren einmal bei Coca-Cola nachgefühlt. „Die sagen natürlich, sie hätten ihren Santa selbst erfunden, aber es ist doch nicht zu leugnen: Er geht samt Rentierschlitten und Elfenwerkstatt am Nordpol auf Nasts Zeichnungen zurück und damit am Ende auf den pfälzischen Pelznickel. Für uns Deutsche ist der Santa Claus ein Reimport.“

Kontakt:
Stadtarchiv Landau
Haus Mahla, Marienring
Tel. 06341/13-1 55, 13-1 56, 13-1 57,
Fax 06341/13-1 54

Quelle: FAZ, 13.12.2003, 11.

Wie die Stadt Xanten 48 ehemalige Zwangsarbeiter entschädigt

Manchmal schlummern sie im Verborgenen, aber gar nicht weit weg, gleich nebenan. Dinge, die für die Aufarbeitung der Vergangenheit so wichtig sind. In diesem Fall war es das Stadtarchiv Xanten. Hier wurde der „historische Schatz“, wie ihn Dr. Ralph Trost nennt, gehoben. Ein Kasten mit Karteikarten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Die „Allgemeine Ausländerkartei“, in der Personen erfasst sind, die zu dieser Zeit in Xanten waren, ist Basis für die umfangreichen Recherchen. Denn auf diesen Karten stehen auch die Namen von Menschen, die unter den Nazis nach Deutschland verschleppt wurden, um Zwangsarbeit zu leisten. Mehrere hundert waren es allein in Xanten. Ihnen waren sie auf der Spur – Klaus Haan, Mitarbeiter beim Hauptamt und zuständig für das Stadtarchiv, und Historiker Dr. Ralph Trost, der sich bereits im Rahmen seiner Dissertation über die Zeit des Dritten Reiches und auch darüber hinaus intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat Anlass für die aktuelle Auseinandersetzung: ein Ratsbeschluss vom Sommer 2002, der auf den Antrag der Eine-Welt-Gruppe zurückging, dem Entschädigungsfonds beizutreten. Der Rat wählte einen anderen Weg: die Geschichte intensiver zu recherchieren und die ehemaligen „Zwangsarbeiter direkt zu entschädigen“, erklärt Klaus Haan. Und zwar mit jeweils 100 Euro. Die seien natürlich nur symbolisch zu verstehen, erklärt Trost, der die städtischen Recherchen in einem Gutachten bewertet hat. Die vielen Jahre, die die Menschen gelitten hätten, seien mit Geld nicht aufzuwiegen. Dennoch, der Vorstoß der Stadt sei lobens- und vor allem auch nachahmenswert. Denn im Zuge der Recherchen wurde den Menschen gleich der so wichtige Nachweis mitgeliefert, dass sie als Zwangsarbeiter in Xanten waren und damit als solche anerkannt werden. Ein ganz entscheidender Punkt für die Zahlungen aus dem Entschädigungsfonds.

Die Ausländer- und Einwohnermeldekartei dokumentiert in erster Linie die Situation im Bereich der ehemaligen Gemeinde Wardt, wo Zwangsarbeiter vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt waren. Für die übrigen Stadtbezirke gibt es dagegen weit weniger Hinweise. In Zügen wurden die Menschen aus ihrer Heimat zunächst in Zwischenlager und später von dort aus auch nach Xanten gebracht.

Viele kamen zum Kriegsende ums Leben. Denn auch bei den Zwangsarbeitern gab es eine Hierarchie – je nach Herkunft. Die so genannten Untermenschen „durften bei Bombenangriffen nicht in die Bunker“, erklärt Trost. Etwa hundert Zwangsarbeiter kamen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Xanten ums Leben. Viele waren um 1900 geboren, sind inzwischen verstorben. Und so konnte die Stadt im Zuge ihrer Recherchen in enger Kooperation mit den Partnerschaftsorganisationen in Polen und der Ukraine insgesamt 48 ehemalige Zwangsarbeiter ausmachen, zwei Fälle stehen bis dato noch aus.

Ein Problem, so Haan: Wie konnte das Geld sicher in die Herkunftsländer gebracht werden? Einzelüberweisungen kamen nicht in Frage – viel zu kostspielig. Also wurde der Gesamtbetrag auf ein Treuhandkonto im jeweiligen Land eingezahlt. Und die entsprechenden Partnerorganisationen vor Ort boten an, die Auszahlung zu übernehmen: die zehn ehemaligen Zwangsarbeiter aus Polen haben das Geld bereits, ebenso der aus Italien. Und die 37 aus der Ukraine erhalten ihre Entschädigung in den kommenden Wochen.

Kontakt:
Stadtarchiv Xanten
Karthaus 2
D-46509 Xanten

Telefon: 02801-772232
Telefax: 02801-772209
E-mail: hauptamt@rathaus-xanten.de

Quelle: WAZ, 19.12.2003

Praktikum im Stadtarchiv Lüdenscheid?

Der Umzug des Stadtarchivs Lüdenscheid in die Kerksighalle und die damit verbundene Forderung aus der Verwaltung, eine weitere Planstelle im Archiv zu schaffen, stößt in der Politik weiterhin auf Skepsis. Nachdem die Verwaltung vom Kulturausschussvorsitzenden Dr. Dietmar Simon in ihrer Haltung unterstützt wurde, eine – wenn auch nur vorübergehende – Stelle zu schaffen, meldet sich jetzt die FDP-Fraktion wieder zu Wort.

Dabei wirbt Gerhard Ameln als Sachkundiger Bürger einmal mehr für den Vorschlag der Liberalen, einen Praktikanten für die Dauer seines Praxissemesters anzuwerben. Der Archivschule Marburg erteilt er dabei – wenngleich nicht sonderlich sachkundig – eine Abfuhr und plädiert für Praktikanten der Fachhochschule Potsdam: „Die Marburger bilden in lediglich sechs Semestern Archivare aus, die nur einen begrenzten Ausschnitt des Archivwesens kennen lernen können.“ Zudem würden in Marburg, anders als in Potsdam, fast nur Bewerber zugelassen, die sich zuvor bei einem Landesarchiv beworben haben. Darüber hinaus würden die Absolventen in Potsdam ihr Studium nicht nach sechs, sondern nach acht Semestern abschließen – und zwar als Diplom-Archivare.

Das sind die Absolventen der gehobenen Archivar-Berufsausbildung an der Archivschule Marburg zwar, doch Ameln: „Die Entscheidung muss also danach gefällt werden, ob man einen Studenten im Praktikum kennen lernen möchte, der sich mit neuen Ideen in Lüdenscheid einbringt, oder ob ein Marburger Student sich einem, von dem bisherigen Inhaber gesteuerten Praktikum unterwirft.“ Neue Ideen seien in letzterem Fall nicht zu erwarten, so der sachkundige Bürger, der bei Potsdamer Studenten mit einer „unabhängigeren Sichtweise“ rechnet.

Dabei hält Gerhard Ameln auch weitere Lösungen für das Stadtarchiv für möglich: So könne geprüft werden, ob personell gut besetzte Archive ihre Mitarbeiter nach Lüdenscheid „ausleihen“ könnten. „Eine weitere Variante wäre, sich von Firmen, die sich mit der Rettung von Archiven befassen, helfen zu lassen.“

Wer allerdings zutreffendere Auskünfte über die Ausbildungswege an der Archivschule Marburg oder an der Fachhochschule Potsdam erhalten möchte, sollte sich lieber vor Ort, bei den jeweiligen Ausbildungsstätten, sachkundig machen!

Kontakt:
Stadtarchiv Lüdenscheid
Rathausplatz 2
D-58507 Lüdenscheid

Telefon: 02351-171388
Telefax: 02351-171608

Quelle: Süderländer Volksfreund, 19.12.2003

Bremisches Jahrbuch 2003

Das neue Bremische Jahrbuch ist erschienen. In gewohnter wissenschaftlicher Präzision haben Historiker in dem 82. Band Themen bearbeitet, die einen zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart schlagen.

Das Staatsarchiv und die Historische Gesellschaft haben sich in diesem Jahr entschlossen, den neuen Band einem Mann zu widmen, der am heutigen Mittwoch sein 60. Lebensjahr vollendet: Dr. Adolf E. Hofmeister. Er ist seit 1975 im Bremer Staatsarchiv tätig, verfasste zahlreiche Arbeiten zur bremischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, gehörte viele Jahre dem Vorstand der Historischen Gesellschaft an und fungiert seit langem als Herausgeber der Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv Bremen. Einem Archivar ist auch einer der Beiträge des neuen Jahrbuchs gewidmet: Wilhelm von Bippen.

Seit April 2000 ist das Staatsarchiv im Besitz des Nachlasses des ersten wissenschaftlichen Bremer Archivleiters – der gerade zum Leiter dieser Institution ernannte Konrad Elmshäuser nimmt dies zum Anlass, von Bippens Wirken zu würdigen.

Andere Autoren erinnern in ihren Aufsätzen unter anderem an die Gründung des Vegesacker Hafens 1618, untersuchen die Bremer Säuglingssterblichkeit im 19. Jahrhundert oder erläutern die erstaunlichen Denkmalphantasien des Malers Otto Bollhagen. Herbert Schwarzwälder beschreibt, wie Bollhagen sich 1898 eine Verschönerung des Hollersees im Bremer Bürgerpark vorstellte und damals ins Jahr 1950 projizierte – eine durchaus vergnügliche Vision, die nie realisiert wurde.

In zwei weiteren Beiträgen beschreiben Bettina Schleier und Günther Rohdenburg die hochgradig bürokratisierte Entschädigung von Verfolgten des Nationalsozialismus an Einzelbeispielen und die aktuellen Probleme bei der Erstellung eines Gedenkbuches für die verfolgten Bremer Juden.

Aus dem Rahmen fällt ein Beitrag des früheren Staatsarchiv-Leiters Hartmut Müller, der seine Leser auf eine Zeitreise in die Berliner Parteischule der Sozialdemokraten in das Jahr 1913/14 mitnimmt. Müller erzählt darin, wie die Bremerin Helene Scheida und der Hamburger Wilhelm Kaisen sich in Berlin kennen lernen. Am 1. Mai 1916 haben die beiden dann geheiratet.

Das Bremische Jahrbuch 2003 ist im Selbstverlag des Staatsarchivs erschienen, hat 310 Seiten und zahlreiche Abbildungen und wird im Buchhandel für 23 Euro angeboten.

Inhaltsverzeichnis Bremisches Jahrbuch Band 82 (2003)

 
Titelbild und Erläuterung
Von Lübeck nach Bremen. Zum Nachlass des Historikers und Archivars Wilhelm von Bippen
Von Konrad Elmshäuser
 11
   
Aufsätze  
 
Mittelalterliche Spuren der Verehrung des heiligen Theobald zwischen Elbe und Weser
Von Andreas Röpcke
 31
 
Der Vegesacker Hafen – Ein Teil des frühneuzeitlichen Bremer Hafensystems
Von Ulrich Weidinger
 43
 
»Der Artillerie Ingenieur- und Architectur-Kunst ergeben« Ein Gutachten des Bremer Stadtkommandanten Christian Neubauer aus dem Jahr 1706
Von Karolin Bubke
 68
 
In Verteidigung eines Freundes – Johann Smidts Kritk an der Abberufung des Bundestagsgesandten Hans Christoph von Gagern (1818)
Von Nicola Wurthmann
 81
 
My activity for the cause of the Union – Der Blick eines Bremers auf den amerikanischen Bürgerkrieg
Von Thomas Elsmann
 109
 
Das Konsulat des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin in Bremen (1835-1914)
Von Matthias Manke
 119

Säuglingssterblichkeit in Bremen im 19. Jahrhundert
Von W. Robert Lee und Peter Marschalck
 165

Denkmalsphantasien des Bremer Malers und Zeichners Otto Bollhagen für den Bürgerpark 1898
Von Herbert Schwarzwälder
 187

Bei Rosa Luxemburg lernten sie Nationalökonomie – Helene Schweida und Wilhelm Kaisen auf der Parteischule in Berlin 1913/1914. Eine Zeitreise
Von Hartmut Müller
 205

Die Entschädigung von Verfolgten des Nationalsozialismus im Spiegel der überlieferten Einzelfallakten
Von Bettina Schleier
 224 
    
Miszellen  
 
Johann Hinrich Andreas Kremling (1707-1762)
Von Marianne Schwebel
 251
 
»In unserer Erinnerung leben sie weiter« Zur Quellenbasis für ein neues »Gedenkbuch«der verfolgten Bremer Juden
Von Günther Rohdenburg
 254
   
 
Rezensionen und Hinweise  
 
Auf dem Garten, Klaus: Yacht- und Bootswerft Burmester, Bremen 1920-1979. (Christian Ostersehlte)
 266
 
Bickelmann, Hartmut (Hrsg.): Bremerhavener Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten. Ein biographisches Lexikon. (Bettina Schleier)
 269
 
Düselder, Heike und Klausch, Hans-Peter (Bearb.): Quellen zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen vom 16. Jahrhundert bis 1945. (Günther Rohdenburg)
 270
 
Focke, Harald: Bremens letzte Liner. Die großen Passagierschiffe des Norddeutschen Lloyd nach 1945 (Christian Ostersehlte)
 271
 
Holl, Karl, Kloft, Hans und Fesser, Gerd: Caligula – Wilhelm II. und der Caesarenwahnsinn. (Lothar Machtan) 273
 
Kappelhoff, Bernd und Vogtherr, Thomas (Hrsg.): lmmunität und Landesherrschaft. Beiträge zur Geschichte des Bistums Verden (Dieter Hägermann)
 274
 
Kuster-Wendenburg, Elisabeth: Entdeckungsfahrten im Auftrag Preussens. Der Bremer Kapitän Wendt 1802 – 1847 (Lars Ulrich Scholl) 276
 
Meyer, Marcus: »… uns 100 Zivilausländer umgehend zu beschaffen.« Zwangsarbeit bei den Bremer Stadtwerken 1939-1945 (Günther Rohdenburg)
 277
 
Michelers, Detlef: Draufhauen, Draufhauen, Nachsetzen! Die Bremer Schülerbewegung, die Straßenbahndemonstrationen und ihre Folgen 1967/70 (Günther Rohdenburg) 278
 
Rau, Susannne: Geschichte und Konfession. Städtische Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung in Bremen, Breslau, Hamburg und Köln (Thomas Elsmann) 279
 
Reeken, Dietmar von (Hrsg.): Unser Lieben Frauen. Die Geschichte der ältesten Kirchengemeinde Bremens von den Anfängen bis zur Gegenwart (Konrad Elmshäuser) 281
 
Schwarzwälder, Herbert: Das Große Bremen-Lexikon (Franklin Kopitzsch) 284
 
Seebacher, Wendelin, Never, Jutta, Kiesel, Wolfgang und Havliza, Anne: Unser ältester Hafen. Eine Chronik des Vegesacker Hafens von 1619 bis heute (Ulrich Weidinger) 286
 
Siemon, Thomas: Ausbüxen, Vorwärtskommen, Pflicht erfüllen: Bremer Seeleute am Ende der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1930-1939 (Peter Kuckuk) 287
 
Strohmeyer, Arn: Parsifal in Bremen: Richard Wagner, Ludwig Roselius und die Böttcherstraße (Arie Hartog) 289
 
Tallasch, Hans (Hrsg.): Projekt Böttcherstraße (Hans-Christoph Hoffmann) 292
 
Thiel, Reinhold: Die Geschichte des Norddeutschen Lloyd 1857-1970. Band II 1884-1899 (Christian Ostersehlte) 293
 
Vetter, Nicola: Ludwig Roselius: ein Pionier der deutschen Öffentlichkeitsarbeit (Arie Hartog) 289
 
Wilhelm, Frauke und Emig, Hartmut (Hrsg.): Mit der HANSA in die Welt. Erinnerungen an eine Bremer Reederei (Christian Ostersehlte) 297 
  

Quelle: Bremer Nachrichten, 17.12.2003

Quantensprung für Iserlohner Archiv

„Das ist der Hauptgewinner!“ Mit diesem Satz ging Finanzdezernent Harald Drees am gestrigen Montag auf den Iserlohner Stadtarchivar Götz Bettge zu. Gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Müller, Vertretern aus der Politik und den zuständigen Mitarbeitern des Kommunalen Immobilienmanagements (KIM) besichtigte Drees die „Alte Post“, um die erfolgten Umbauarbeiten und die neuen Nutzer vorzustellen.

Und in der Tat war ja die angemessene Unterbringung des Stadtarchivs die Haupttriebfeder für den Ratsbeschluss vom 20. Dezember 2001, die „Alte Post“ von der Kreishandwerkerschaft zu erwerben, nachdem diverse Erweiterungsplanungen am Rampelmannschen Haus zu den Akten gelegt worden waren.

Mit dem Magazin im 1. Obergeschoss und den Büros, Bibliothek und dem Besucherraum im 2. Obergeschoss hat das Stadtarchiv in seiner Entwicklung geradezu einen Quantensprung vollzogen. Aber zunächst zum Erdgeschoss: Das Gebäude kann nun wieder durch den historischen Haupteingang an der Front betreten werden. Ein Motor unterstützt die massive schwere Holzpforte beim Öffnen. Ein Aufzug führt von dort in die oberen Geschosse, eine kleine Treppe in das Erdgeschoss mit Verbraucherberatung und den Büros des City-Managements. Ein Highlight dieser Ebene ist ein Multifunktionsraum mit benachbarter Küche, der auch angemietet werden kann. Geplant sind dort zudem städtische Ausschuss-Sitzungen, wie Katrin Brenner vom KIM berichtete. Im Eingangsbereich der „Alten Post“ wird es auch Platz für Ausstellungen geben. Das Mobiliar sponserte hier Poco, Dornbracht spendete die Ausstattung für die öffentliche WC-Anlage.

Susanne Wasmuth als Leiterin der Verbraucherzentrale zog bereits ein positives Fazit von den ersten Tagen in der „Alten Post“. „Wir müssen keinem mehr erklären, wo unsere Büros sind“, spricht Wasmuth die zentrale Lage an. Und auch für die Verbraucherzentrale gilt: Die neuen Räume sind freundlicher und großzügiger.

Einer fehlt noch im Kreis der Mieter: Das Institut für Bildung (IFB) teilt sich das 2. Obergeschoss mit dem Stadtarchiv. Büros und Unterrichtsräume finden sich dort, im Dachgeschoss sind schließlich der IFB-Gymnastikraum und ein weiterer Unterrichtsraum untergebracht. Zu erreichen sind alle Geschosse neben der neuen Aufzuganlage am Haupteingang auch über zwei jeweils an der Seite gelegene Treppenhäuser.

Claudia Zawada und Silvia Ehm aus der KIM-„Kreativabteilung“ konnten sich für die diversen seit Januar 2002 verwirklichten Ideen gestern ein Lob abholen – sicherlich auch dafür, dass die veranschlagten Umbaukosten von 1.5 Millionen Euro nach derzeitigem Stand knapp unterschritten wurden. Bürgermeister Klaus Müller nannte die Maßnahme ein gelungenes Beispiel dafür, wie historische Bausubstanz erhalten und zugleich sinnvoll genutzt werden kann.

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
An der Schlacht 14
D-58644 Iserlohn
Telefon: 02371 / 217-1920 / -1921 / -1922
Telefax: 02371 / 217-2982
E-mail: archiv@iserlohn.de

Quelle: WR Iserlohn, 15.12.2003

Aspekte digitaler Archivierung

Sowohl in Unternehmen als auch im öffentlichen Sektor stellen in zunehmendem Maße digitale Inhalte neben traditionellen analogen Inhalten die Informations- und damit auch Kapitalgrundlage dar. Eine Kernherausforderung dieser Entwicklung ist die langfristige Aufbewahrung und Bereitstellung. Die oft beschworene „Kurzlebigkeit“ digitaler Information bezieht sich dabei nicht in erster Linie auf die Geltung bzw. Qualität der Information selbst, sondern vielmehr auf die Form und die Verfügbarkeit der digitalen Quellen. Um die Qualität der Information und damit die Information selbst zu sichern, müssen zwangsläufig Mittel und Wege einer elektronischen Archivierung im Sinne von Aufbewahrung und Bereitstellung gefunden werden. Die Notwendigkeit dieses Vorhabens wird durch drei Rahmenbedingungen bestimmt:

  • Gesetzgeberische Pflicht: Mit steigender Tendenz werden von Seiten des Gesetzgebers die Rahmenbedingungen des Verhältnisses zwischen Staat und öffentlichen bzw. ökonomischen Sektor an den technologischen Wandel angepaßt. Die (steuer-)rechtliche Geschäftsabwicklung aber auch die rechtlich bindende Kommunikation wird dabei auf die neuen technologischen Möglichkeiten wie beispielsweise eCommerce, eBusiness oder ePublishing ausgeweitet. Mit der Erweiterung des Handlungsspielraumes von Unternehmen tritt aber zugleich auch die Verpflichtung der langfristige Aufbewahrung solcher Dokumente in den Vordergrund, z.B. durch die „Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen“ (GDPdU). Es ist jedoch davon auszugehen, daß bezüglich der Anforderungen, was rechtlich verpflichtend zu archivieren ist, Änderungen von Seiten des Gesetzgebers zukünftig zu erwarten sind. Hinzu kommt die Tatsache, daß auf nationaler und internationaler Ebene (EU) gleichgerichtete Bestrebungen initiiert wurden. Die zu erwartende Übernahme von EU Richtlinien im Rahmen einer Anpassung der nationalen Gesetzgebung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Korrekturen zur Folge haben.
  • Ökonomische Pflicht: Neben den gesetzgeberischen Auflagen besteht aber auch ein ökonomisches Interesse an der langfristigen Aufbewahrung und Bereitstellung digitaler Informationen. Das Erstellen digitaler Inhalte und deren Verwaltung ist in der Regel mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden. Damit diese wichtige Kapitalgrundlage eines Unternehmens bzw. einer Institution auch den erhofften Nutzen gewährleistet, besteht ein ökonomisches Interesse an der optimalen Ausnutzung der digitalen Information z.B. durch Wiederverwertbarkeit. Um dies zu ermöglichen, ist es notwendig, digitale Information mit den geeigneten Mitteln über einen längeren Zeiträume hinaus verfügbar vorzuhalten. Langfristige Aufbewahrung und Verfügbarkeit müssen dabei Hand in Hand gehen. Eine Trennung von Archivierung und Verwendung z.B. durch (Rück-)Transformation auf analoge Medien ist in der Regel mit einem Informations-, Qualitäts- und Nutzungsverlust verbunden.
  • Gesellschaftliche Pflicht: Über die o. g. Punkte hinaus ist die elektronische Archivierung auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. In diesem Sinne wurde bereits der rechtlich bindende Sammelauftrag bewahrender Institutionen (Bibliotheken und Archive) auf elektronische Publikationen erweitert.

Die Herausforderungen an die digitale Speicherung fallen im wesentlichen in zwei Bereiche:

  1. Datenmedien, da viele Speichermedien nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen. So haben z.B. magnetische Speichermedien, wie Disketten, Festplatten, analoge und digitale Videobänder haben eine maximale Lebenserwartung von 30 Jahren. Optische Speichermedien, wie CD und DVDs haben zwar eine höhere Lebenserwartung, doch auch hier können technisch bedingte Datenausfälle auftreten. Feuchtigkeit und Wärme beschleunigen den Zerfall und oft genügt ein einziger Lesefehler und der ganze Inhalt wird unbrauchbar.
  2. Die schnelle technologische Weiterentwicklung. Es werden hohe Ansprüche an die Geräte, mit denen digitale Informationen gelesen werden sollen gestellt, d.h. Software und Geräte veralten mit rasender Geschwindigkeit.

Anforderungen an ein digitales Archiv

Einen Ausweg aus dem Dilemma scheint die permanente Migration zu bieten. Sämtliche Daten müssen in regelmäßigen Abständen jeweils auf die neueste Hard- und Software-Generation umkopiert werden. Der Nachteil ist dabei, dass der dafür benötigte Zeitaufwand enorm und die dabei entstehenden Kosten unkalkulierbar sind. Schätzungen gehen davon aus, dass Unternehmen für die Migration 2,5-mal mehr ausgeben müssen als sie für die Erzeugung aufgewandt haben. Das entscheidende Problem ist aber, dass allzu oft, wenn Daten von einem Medium zum nächsten übertragen werden, nicht alle Bits diese Migration mitmachen. Manchmal geht eine Fußnote verloren, ein anderes Mal ein ganzer Datenabschnitt. Die Tatsache, dass Teile der Daten durch Migration verloren gehen, kann z.B. bei Rechtsstreitigkeiten fatal sein.

Somit besteht der einzige Ausweg in einer Archivierungsstrategie, die langfristig Daten und Informationen sichert. Dazu müssen folgende Anforderungen erfüllt sein:

  1. Langlebigkeit – es muss dafür gesorgt werden, dass digitale Dokumente auch noch nach einem längeren Zeitraum (von mehr als 10 Jahren) ausgelesen werden können, ohne dass der ursprüngliche Informationsinhalt, inkl. Formatierungen, verloren geht.
  2. Inter-Operabilität – die eingesetzte Digital Archivierungstechnologie muss mit existierender und zukünftiger Technologie zusammenarbeiten und somit den Zugang zu den gesicherten Dokumenten ermöglichen
  3. Total Cost of Ownership – angestrebt wird, die Speicherkosten eines Dokuments während des gesamtes Lebenszyklus' so gering wie möglich zu halten. Dies beinhaltet Kapitalausgaben, Kosten für Speichermedien, Wartungs- und Betriebsausgaben sowie Kosten für eine evtl. Migration.
  4. Schutz vor „Veralterung“ der Technologie-Informationen, die in digitalen Dokumenten enthalten sind, müssen auch mit zukünftiger Hard- und Software abrufbar sein.

Was ist überhaupt ein digitales Archiv?

Ein digitales Archiv ist ein möglichst beliebig skalierbarer Datenpool, der alle digitalen Medientypen (Audio, Video, Image, Text, Dokumente,…..) vor dem Hintergrund der

  • Verfügbarkeit,
  • Sicherung der Qualität und
  • der Zugriffs- und Suchstrategien verwaltet.

Analoges versus digitales Archiv

1. Beschreibung der Media Assets ist in einem analogen Archiv nicht ausreichend, d.h. ein eingeschränktes Suchergebnis ist die Folge

Analoge Archive sind gekennzeichnet durch eine Flut von Archivmaterial, das nicht nur gelagert, sondern auch wiedergefunden werden soll. Dazu bedarf es nicht nur einer umfangreichen Beschreibung der Inhalte sondern uch einer ausgefeilten „Einlagerungsstrategie“. Während letzteres organisatorisch lösbar ist, wird die Suche nach dem Archivmaterial zu bestimmten Themen/Interessensgebieten zu einer langwierigen und z.T. kostenintensiven Aufgabe. Das Ergebnis ist oft genug nur ein Ausschnitt des tatsächlich verfügbaren Archivmaterials.

2. Geringe Verfügbarkeit, höherer Personalaufwand

Außer der aufwendigen Suche spielt der Aspekt der Verfügbarkeit eine gewichtige Rolle, denn die Identifikation des Lagerplatzes ist nicht gleichbedeutend mit der physischen Verfügbarkeit des gesuchten Materials. Häufig genug ist gerade Archivmaterial zu aktuellen Themenbeiträgen ausgeliehen und somit physisch nicht 'greifbar'. Darüber hinaus ist für die Suche und Verwaltung des Archivs es ein relativ hoher Personalaufwand notwendig, da diese Aufgaben meist nur durch geschultes Archivpersonal erledigt werden können (nicht jeder hat direkten Zugriff auf das Archivmaterial). Hoher Zeitaufwand für Kommunikation und Transport (wenn gewünschtes Archivmaterial bereits ausgeliehen ist) sind die typischen alltäglichen Hürden, die es bei analogen Archiven zu überwinden gilt. Liegt das gesuchte Material endlich vor, stellt der Nutzer nicht selten fest, dass es nicht das gewünschte Format ist, das für die Produktion benötigt wird – zeitaufwendige Transformationsprozesse folgen.

Bei einem digitalen Archiv gibt es diese Nachteile und Probleme nicht. Allerdings setzt der Kostenaufwand für die Digitalisierung bereits vorhandenen Archivmaterials dem Modernisierungsbestreben enge Grenzen, denn zum eigentlichen Digitalisierungsprozess kommt die Erfassung der Metadaten und deren Pflege hinzu. Der damit verbundene Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen, so daß z.B. in der TV-Welt Digitalisierungsvorhaben eher im Zehnjahreszeitraum geplant werden.

Komponenten eines digitalen Archivs

Der Nutzen eines digitalen Archivs lässt sich in folgende Punkten zusammenfassen:

  1. langfristige Sicherung der Unternehmenswerte in einer best möglichen, dauerhaften Qualität mit einem minimierten Verlustrisiko (Verschleiß, Diebstahl, sonstige Verluste).
  2. Möglichkeit zur medienneutralen Datenhaltung mit geringerem Personalaufwand.
  3. Mediengerechte Be- und Verarbeitung mit Vorschau am Arbeitsplatz, vereinfachter Distribution und Wiederverwertung. Dabei können Daten in beliebig viele verschiedene Datenformate umgewandelt, die Inhalte untereinander verknüpft sowie in verschiedenen Versionen abgespeichert werden (Versionierung).
  4. Beliebig flexibler Zugang durch Einrichtung größerer Benutzerkreise und sofortiger Verfügbarkeit der Archiv-Inhalte.
  5. Entwicklung neuer Geschäfte durch die vereinfachte Distribution bzw. Verkauf der Inhalte und die Erstellung „neuer Produkte“.
  6. Erfüllung gesetzlich vorgegebener Auflagen, wie Konzernrichtlinien, gesetzliche Bestimmungen, Transparenz über Kontrollfunktionen.

Quelle: Contentmanager.de, 12/2002, Autoren: Caroline Prenn und Martin Wrede

Saddam Husseins lange Liste der Verbrechen

Die Zahl wurde durch unabhängige Menschenrechtsorganisationen ermittelt. Den höchsten Blutzoll zahlten die Kurden. 500.000 sind unter der Diktatur Saddams umgekommen. Aber auch 300.000 Schiiten im Süden des Landes sind tot oder verschwunden. 60.000 Menschen wurden im Raum Bagdad getötet. Der am Samstag in Tikrit gefasste Saddam Hussein führte Angriffskriege: Gegen den Iran, gegen Kuweit. Dem Kuweit-Krieg fielen große Teile der Oberschicht des Nachbarlandes zum Opfer.

Saddams Regime hat akribisch Protokoll über seine Verbrechen geführt. 14 Tonnen Papier konnten alleine 1991 sichergestellt werden, als rebellischen Kurden ganze Archive in die Hand fielen. Diese Unterlagen könnten den Ex-Diktator im Prozess belasten.

Auch seine Umgebung und Regimegegner waren vor der Verfolgung des 40.000-köpfigen Geheimdienstes nicht sicher. Auf „Verleumdung“ des Staatsoberhauptes stand die Todesstrafe. Wer „Glück“ hatte, wurde enthauptet. Doch viele wurden den Doggen zum Zerfleischen vorgeworfen. Brutalste Bestrafungen gab es für geringste Delikte: Informanten, die fehlerhaft berichteten, wurde die Zunge mit glühenden Eisen verbrannt, Lügnern das Rückgrat gebrochen. Folter mit Elektroschocks war in den Gefängnissen Tagesordnung.

Der von US-Truppen festgenommene irakische Ex-Präsident Saddam Hussein zeigt allerdings keine Reue – im Gegenteil. Nach Worten von Muwaffak el Rabai, einem der vier Mitglieder des irakischen Regierungsrats, die den Gefangenen am Sonntagabend sehen durften, verteidigte der wütende Ex-Diktator seine Handlungen. In einem Interview der arabischen Zeitung „Al-Hayat“ (Dienstagsausgabe), sagte El Rabai, Saddam sei vor allem aus der Haut gefahren, als er, El Rabai, gesagt habe: „Du sollst im Diesseits und Jenseits verflucht sein. Wie willst Du Gott mit dieser langen Liste von Verbrechen entgegentreten?“.
 
Quelle: Westfälische Rundschau, 15.12.2003

Qualifizierung von Archivpädagogen

Um den „Lernort“ Archiv zu erschließen, sind vor allem Archivpädagogen gefragt. Diese betreuen und leiten die Arbeit von Lehrern und Schülern in Archiven an, sind dabei selbst häufig Lehrkräfte, die für diese Tätigkeit an ein Archiv abgeordnet worden sind.

Derzeit gibt es vor allem in Westdeutschland Archivpädagogen, wenngleich ihre Zahl klein ist. Da es zudem an einer spezifischen archivpädagogischen Aus- bzw. Fortbildung mangelt, initiiert die Sächsische Akademie für Lehrerfortbildung (SALF) in Meißen eine Qualifizierungsmaßnahme.

Nach Möglichkeit mit Unterstützung der Körber-Stiftung (Hamburg) sowie der staatlichen Archivverwaltung des Freistaates Sachsen soll interessierten Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern angeboten werden, sich im Rahmen der Personalentwicklung zu Multiplikatoren weiterbilden zu lassen, um dann selbst als archivpädagogische Fachberater etc. fungieren zu können.

Nach dem Konzept der SALF, dass dieser Tage zur Diskussion gestellt worden ist (Konzept und Kontakt hier als pdf), sollen die Teilnehmer an der Maßnahme, die im Zeitraum von zwei Jahren insgesamt zwei Wochen lang durchgeführt werden soll, Aufbau und Arbeitsprinzipien verschiedener Archive kennenlernen und mit archivarischen Arbeitsmethoden vertraut gemacht werden, um schulische und sonstige Benutzergruppen von Archiven zu unterstützen.

Aufbau, Inhalte und Realisierung einer derartigen archivpädagogischen Qualifizierung sollten sicherlich in den einschlägigen Archiv- und Kultusverwaltungen abgesprochen werden, könnten dabei aber vor allem von den Erfahrungen und Kompetenzen der Archivpädagoginnen und Archivpädagogen, die beispielsweise im Arbeitskreis Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit des VdA seit Jahren erfolgreich wirken und bundesweit zusammenarbeiten, profitieren.