Das Bild sagt mehr als tausend Worte: In einem amerikanischen Jeep steht ein deutscher Oberst. Vor ihm angetreten ein Haufen Elend. Es ist 12 Uhr mittags, das Datum ist der 21. Oktober 1944. Die Szene um den deutschen Kommandanten Gerhard Wilck spielt sich in der Aachener Rolandstraße ab. – Es ist das Ende, die Kapitulation. Die Männer wandern in Gefangenschaft, der Chef spricht Abschiedswort. Der Krieg ist für sie aus, der Kampf um Aachen beendet. Amerikanische Soldaten haben die Szene fotografisch festgehalten.
Jetzt wird das Foto mit vielen anderen Zeitdokumenten erstmals veröffentlicht. «Halten bis zum letzten Mann» heißt das Buch, das seit einigen Tagen auf dem Markt ist und den Kampf um Aachen im Herbst 1944 schildert.
Der Autor Dieter Heckmann, der wegen seiner guten militärhistorischen Kenntnisse von dem Aachener Großraum bestens bekannt ist, hat versucht, vor allem durch Zeitzeugenberichte die Situation im Herbst 1944 zu schildern. Er stützte sich meist auf die Aufzeichnungen des Aachener Geschichtsvereins.
Dieser hatte in den Jahren 1950 bis 1955 in seinen Broschüren viele Berichte von Zeugen veröffentlicht. Vor allem Bernhard Poll hinterließ wertvolle Erkenntnisse, die Dieter Heckmann sichtete. In den frühen Nachkriegsjahren fehlte jedoch das dokumentierende Bildmaterial.
Durch die Öffnung amerikanischer Archive fiel Dieter Heckmann jetzt eine große Menge Fotos in die Hände. Sie stammen auch aus dem Besitz vieler US-Veteranen, die 1944 in der Division «Big Red One» unter dem General Clarence Huebner die Kaiserstadt eroberten. Aber auch durch die Vermittlung des «Remember»-Museums im belgischen Clermont, das nach Aussage von Dieter Heckmann über gute Verbindungen zu amerikanischen Ex-Offizieren verfügt, gelang der Autor in den Besitz seltener Bilder und Informationen.
Heckmann lässt viele Zeitzeugen zu Wort kommen, so auch den ehemaligen Aachener Oberpfarrer Wilhelm Nusselein und den Theologen Professor Rehmann. Sie alle gaben einen guten Einblick in die damalige Situation der Stadt.
Dieter Heckmann, der auch der einzige deutsche Führer im Lütticher Festungsgürtel ist und eindrucksvoll dort die Geschichte schildern kann, möchte mit seinem Buch, das im Aachener Helios-Verlag erschienen ist, vor allem auf den Wahnsinn des Krieges hinweisen und jungen Generationen klarmachen, dass «Friede einer der wichtigsten Aspekte im harmonischen Zusammenleben der Völker ist».
Quelle: Aachener Zeitung, 24.11.2003