Geschichtliche Abrisse zu Dorfjubiläen, Chroniken zu Vereinsgeburtstagen oder Festschriften zu Familienfeiern – die Suche nach den Wurzeln hat zurzeit Konjunktur. Da sind Archive gefragt, in denen Geschichte aufbewahrt, geordnet und vor allem wieder auffindbar ist.
Das gewachsene Interesse der Öffentlichkeit spüren auch die Mitarbeiterinnen des Güstrower Kreisarchivs. War schon das Interesse zum Tag der Archive vor gut zwei Jahren gewaltig, so erlebte Gerda Wegner, Leiterin des Archivs im Kreishaus, auch großen Zuspruch, als sie in zwei Veranstaltungen der Kreisvolkshochschule ihren Arbeitsbereich vorstellte. Die Grundlagen für ein Kreisarchiv wurden vor über 50 Jahren gelegt. Mit der Zeit haben sich zirka 3.200 laufende Meter an Archiv- und Schriftgut angesammelt, allein 440 Meter sind es, die im Endarchiv lagern. „Archivgut kann bereits zehn Jahre nach seiner Entstehung genutzt werden. Wenn es Amtsgeheimnissen oder besonderen Rechtsvorschriften unterliegt, sind es 30 Jahre. Personenbezogene Akten erst zehn Jahre nach dem Tod des Betroffenen oder, wenn das Datum nicht bekannt ist, 90 Jahre nach der Geburt. Sollte beides nicht mehr feststellbar sein, so gelten dafür 60 Jahre nach der Entstehung der Unterlagen“, erklärt Gerda Wegner die Praxis.
Die meisten Unterlagen sind im Zwischenarchiv aufbewahrt. Das sind Akten, deren Aufbewahrungsfristen noch nicht abgelaufen oder deren Archivwürdigkeit noch nicht bestimmt sind. „Auch hierfür gelten für personenbezogene Daten datenschutzrechtliche Vorschriften“, versichert die Leiterin. Eine Zäsur brachte die Wende für das Kreisarchiv. War das Güstrower Archiv bis 1990 für 48 Gemeinden und die Städte Güstrow, Laage und Krakow am See zuständig, so wurden die Gemeinden nach der Kommunalverfassung des Landes eigenständig. „Das bedeutet, dass die Verwaltungsämter und ihre Gemeinden für die Verwahrung des Schriftgutes selbst verantwortlich sind“, weiß Gerda Wegner. „Da besteht leider auch die Gefahr, dass wichtiges Schriftgut verloren geht.“ Weitere Herausforderungen für die Mitarbeiter des Kreisarchivs bahnten sich 1994 an, als sich die Kreise Güstrow, Bützow und Teterow zum Großkreis Güstrow zusammenschlossen. Seitdem hat, bedingt durch zahlreiche ABM, die Arbeit an Ortschroniken zugenommen.
„Aber auch das Geschichtsbewusstsein der Menschen ist gestiegen“, hat Gerda Wegner beobachtet. Wer im Kreisarchiv Akten oder Sammelgut einsehen möchte, muss einen Benutzerantrag ausfüllen. Der für den Bereich zuständige Archivar recherchiert, ob die Unterlagen überhaupt vorhanden sind. Zu einem vereinbarten Termin werden die Akten bereit gestellt. Für Ortschronisten ist die Benutzung des Archivs weitgehend kostenlos. Gerda Wegner verhehlt nicht, dass sich damit auch heimliche Erwartungen verbinden. „Viele Chronisten überlassen uns nach Abschluss ihrer Arbeit ein Belegexemplar. Das archivieren wir natürlich auch.“ Über Mangel an Arbeit können sich die drei Mitarbeiterinnen, die mitunter Verstärkung durch Praktikanten oder Auszubildende erhalten, nicht beklagen. Gerade sind zahlreiche prall gefüllte Aktenordner zum ländlichen Wegebau im Kreis eingegangen. Und der neuste „Schatz“ sind 66 Kartons mit Bauakten zum neuen Kreiskrankenhaus.
Kontakt:
Kreisarchiv Landkreis Güstrow
Klosterhof 1
D-18273 Güstrow
Tel.: (03843) 755-125
Fax: (03843) 755-100
Landkreis_Guestrow@t-online.de
http://www.landkreis-Guestrow.de
Quelle: Güstrower Anzeiger, 15.11.2003