Mit der Ersteigerung von zwei Handschriften der Annette von Drost-Hülshoff konnte die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster ihre umfangreiche Droste-Sammlung um zwei wertvolle neue Stücke ergänzen. Die beiden Autographen befanden sich vor der Versteigerung in Schweizer Privatbesitz und waren nur als Kopie zugänglich. „Wir konnten sie nun für die Wissenschaft und die Öffentlichkeit dauerhaft sichern und damit den Ruf Münsters als Zentrum der Droste-Forschung festigen“, erklärt Dr. Roswitha Poll, Leiterin der ULB.
Bei den jetzt für 20.000 Euro ersteigerten besonders gut erhaltenen biographischen Zeugnissen handelt es sich um zwei Briefe aus unterschiedlichen Lebensphasen der Droste. Der erste Brief vom 5. September 1838, der an den Naturforscher Johannes Leunis gerichtet ist, zeigt Annette von Droste-Hülshoff als Sammlerin von Mineralien. Die Sammlerleidenschaft der Dichterin ist immer wieder Thema in ihrem Briefwechsel. Sie sammelte auch Autographen, Münzen, Kupferstiche und „geschnittene Steine“.
Der zweite Brief von Ende März 1848 ist wahrscheinlich das letzte schriftliche Zeugnis der Droste, denn das Schreiben stammt aus ihren letzten Lebenswochen. Hinter dem Adressat steht ein großes Fragezeichen: Hinweise im Tagebuch ihrer Schwester deuten auf Ludwig von Madroux hin, dem die Droste ihre gesammelten Werke und ein Gedicht gewidmet hat. In dem Brief an Madroux thematisiert die Briefschreiberin die Ereignisse um die Märzrevolution von 1848. Sie äußert die Hoffnung, dass „doch jetzt wohl nächstens völlige Ruhe und Sicherheit zurückkehren müssen, nach den letzten Ereignissen und dem entschlossenen Einschreiten der Regierung“. Damit dokumentiert sie bis in ihre letzten Tage hinein Interesse an der aktuellen Politik, die sie immer mit einer eigenen Meinung beurteilte.
„Mit den zwei neuen Schätzen besteht die Droste-Hülshoff Sammlung der ULB mittlerweile aus etwa 30 Einzelstücken“, präsentierte Dr. Bertram Haller, Leiter der Handschriftenabteilung der ULB, stolz die neuen Errungenschaften, mit denen die Biographie der Dichterin um wichtige Dokumente ergänzt werde. Beide Briefe illustrierten trotz ihrer Verschiedenheit das individuelle Profil der Droste.
Info:
www.miami.uni-muenster.de und
www.ulb.uni-muenster.de/hans
Quelle: upm – Mediendienst der Universitaet Muenster, 12.11.2003