Wenn ein Museum seine Archive öffnet, so zieht dies meist eine Rechtfertigung nach sich: Warum hängt nicht dieses oder jenes Bild in der ständigen Ausstellung? Wie ist die Auswahl der Werke begründet? Auch Museumsdirekter Dr. Jürgen Wittstock stellte sich diese Fragen am Sonntagmorgen bei der Archiv-Ausstellung in den oberen Räumen des Marburger Universitätsmuseums.
Er nahm sie zum Anlass, so etwas wie ein persönliches Resümee seiner Arbeit am Museum zu ziehen, die mit der Fertigstellung und Bestückung des geplanten Anbaus wohl ihren Höhepunkt erreichen wird. Wittstock sprach von seinem Amtsantritt vor 17 Jahren und sieht sich seitdem der Ausrichtung des Museums auf die Moderne verpflichtet, ohne dabei die Traditionen zu vernachlässigen.
Und so liegt denn auch der Schwerpunkt der Archiv-Ausstellung auf Werken des 20. Jahrhunderts, ja eigentlich nur auf solchen der letzten zwanzig Jahre.
In einem chronologischen Rundgang lässt sich so manche Entdeckung erschließen, die ansonsten in den Kellern des Museums verborgen ist: Angefangen bei einer kleinen Sammlung von Werken des Kasseler Malers Johann Heinrich Tischbein aus dem 18. Jahrhundert oder den populären Grottengemälden von Georg Heinrich Hergenröder, über mystische und grandios-verspielte Landschaftsbilder des 19. Jahrhunderts bis hin zu Arbeiten von Raimer Jochims, Clemens Mitscher oder Burgi Scheiblechner aus den achtziger beziehungsweise neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung ist eine kleine Reise durch drei Jahrhunderte, erfrischend undogmatisch und bunt durcheinander gewürfelt, die deutlich macht, dass nicht alles, was ein Museum zu bieten hat, immer dem Blick der Öffentlichkeit zugänglich ist. Nachdrücklich wies Wittstock angesichts dieser archivierten Werke noch einmal auf die große Bedeutung des Anbaus hin, der die neue Sammlung Eitel aufnehmen soll und dessen Finanzierung noch immer nicht gesichert ist.
Jahrzehntelang wurde von beiden Seiten gezielt auf eine Verbindung dieser beiden Sammlungen hin angekauft, so dass der Bau eine Notwendigkeit für die Weiterentwicklung des Museums darstellt.
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Quelle: Marburger Neue Zeitung, 4.11.2003