e-Government ist eines der Themen, mit dem sich die Archivdirektorenkonferenz der ARGE ALP am 14./15. Oktober 2003 in Dornbirn beschäftigen wird. Wie können elektronische Dokumente auf Dauer gesichert werden? Wie kann den Bürgern Rechtssicherheit und der künftige Zugriff auf Geschichtsquellen garantiert werden?
e-Government – eine öffentliche Verwaltung, die moderne Informationstechnologien nützt, um Effizienz und Bürgerservice zu optimieren – ist gerade in Vorarlberg schon ein gutes Stück weit Wirklichkeit. Doch wie kann garantiert werden, dass die elektronischen Datenbanken, Akten und Dokumente auch noch in zwanzig, hundert oder noch mehr Jahren genützt werden können? Eine Herausforderung, vor der alle öffentlichen Archive weltweit stehen. „Nur wenn es gelingt, auch elektronische Akten auf Dauer zu sichern, können wir den Bürgern Rechtssicherheit bieten und künftigen Generationen einen Zugriff auf unsere Lebenswelten von heute ermöglichen“, bringt Landesarchivar Alois Niederstätter die Aufgabe auf den Punkt.
Diese Frage ist einer der Schwerpunkte, mit denen sich die Archivdirektorenkonferenz der ARGE ALP beschäftigt, die unter dem Vorsitz des Vorarlberger Landesarchivs tagt. Einleitend wird Informatikexperte Uwe Leissing das e-Government und die elektronische Aktenverwaltung des Landes Vorarlberg vorstellen.
Zu den Aufgaben, die sich die 1972 gegründete Arbeitsgemeinschaft Alpenländer gestellt hat, zählt die
Bewahrung und Pflege kultureller Traditionen und Beziehungen. So wurde 1976 im Rahmen der Kulturkommission der ARGE ALP eine Expertenkonferenz aus den Direktoren der Staats- und Landesarchive eingerichtet mit dem Ziel, das gegenseitige Geschichtsverständnis in den Mitgliedsländern
zu fördern. Tatsächlich konnte durch diese Initiative die Zusammenarbeit der Archive wesentlich verbessert werden, wovon die Geschichtswissenschaft im Alpenraum profitiert.
Weitere Informationen zu den ARGE ALP-Archiven:
www.archive-argealp.de.
Rückfragehinweis: Landespressestelle Vorarlberg
Tel.: 05574/511-20137
Fax: 05574/511-20190
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http://www.vorarlberg.at/presse
Quelle: Presseportal.at / Landespressestelle Vorarlberg, 13.10.2003
Italiens Museen sind bankrott
Die frühere italienische Kulturministerin Giovanna Melandro schlägt Alarm: Die staatlichen Zuschüsse für Museen, Bibliotheken und Archive seien so stark gekürzt worden, dass ihr Fortbestand akut gefährdet sei. «Alle bisherigen Anstrengungen werden zunichte gemacht», zitiert die Zeitung «La Repubblica» die Politikerin, die den oppositionellen Linksdemokraten angehört.
Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi 2001 seien die Verwaltungsetats der kulturellen Einrichtungen seien um insgesamt mehr als 30 Prozent beschnitten worden, berichtet das Blatt. In vielen Fällen reichten die verfügbaren Gelder noch nicht einmal mehr aus, um Wasser-, Strom- und Telefonrechnungen zu bezahlen.
Die Misere betrifft nicht nur entlegene Provinzmuseen. So drohte im vergangenen Herbst den berühmten Uffizien in Florenz der Blackout. Das Museum war mit Stromrechungen von 286.000 Euro im Rückstand. In Neapel gebe es nicht einmal genug Geld für die städtische Müllabfuhr, beklagte sich der Leiter des Museumsbehörde, Nicola Spinosa.
Das Kulturministerium sei bankrott, konstatiert der Gewerkschafter Gianfranco Cerasoli. Ressortleiter Giuliano Urbani habe die Kürzungen stillschweigend akzeptiert. Die laufenden Unterhaltskosten für die Kulturstätten müssten längst aus anderen staatlichen Etats bestritten werden. Zugesagte Entschädigungen kamen laut Cerasoli nie an.
Die Folge: Restaurierungsarbeiten müssen immer weiter aufgeschoben werden. Zudem könnten die Museen abends nicht mehr länger öffnen, kritisierte der Gewerkschafter. Die Besucherzahlen seien rückläufig, noch dazu drohe das Museumspersonal mit Streiks.
Quelle: Netzeitung, 13.10.2003
Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“, 3/2003
Heft 3 (2003) der Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“ (36. Jg.) enthält folgende Beiträge:
- Dirk Schlinkert: Probleme der Archivierung digitaler Dokumente – ein kursorischer Überblick
- Barbara Hoen: Archivierung elektronischer Unterlagen in staatlichen Archiven – Stand und Perspektiven
- Frank M. Bischoff: Migration, Emulation, Konversion: Möglichkeiten und Grenzen?
- Michael Daubner: NomAD – die Basis für integriertes Wissensmanagement in der Sparkassen-Finanzgruppe
Berichte:
- Peter Blum: Congreso Internacional de Archivos Municipales vom 10. bis 14. März 2003
- Thorsten Schulz: Studienkonferenz „Mobilität und Motorisierung. Zur Geschichte des Verkehrs im Rheinland“ in Köln am 14. März 2003
- Michael Klein: Neuerscheinung der Beständeübersicht des Landesarchivs Berlin, Teil I (Berlin bis 1945) im Druck und im Internet
Rezensionen:
- Hans Pohl (Hrsg.): Geschichte des Finanzplatzes Berlin (Christoph Kreutzmüller)
- John Armstrong u. Andreas Kuntz (Hrsg.): Coastal shipping and the European economy 1750-1980 (Wolfhard Weber)
- Christopher Kopper: Handel und Verkehr im 20. Jahrhundert (Horst A. Wessel)
- Thomas Großbölting u. Rüdiger Schmidt (Hrsg.): Unternehmerwirtschaft zwischen Markt und Lenkung. Organisationsformen, politischer Einfluß und ökonomisches Verhalten 1930-1960 (Tim Schanetzky)
- Lothar Gall (Hrsg.): Krupp im 20. Jahrhundert (Burkhard Zeppenfeld)
- Markus Lupa: Volkswagen Chronik (Peter Blum)
Personalnachrichten/Verschiedenes, Impressum
Kontakt:
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Bibliothek des Statistischen Bundesamtes
Das Statistische Bundesamt betreibt im Erdgeschoss seines Hauptgebäudes am Gustav-Stresemann-Ring 11 die größte Spezialbibliothek für Statistik in Deutschland, die primär für die Literatur- und Informationsversorgung der Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes gedacht ist, aber gleichzeitig auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der angenehme Lesesaal bietet 20 Nutzern Platz und ist mit zwei Internet-Arbeitsplätzen ausgestattet. Besucher sind hier sehr willkommen. Jährlich nutzen auch mehrere tausend dieses Angebot.
Das Bundesamt in Wiesbaden ist weit über diese Stadt hinaus ein Begriff, denn hier Veröffentlichtes findet in den Medien oft große Beachtung, wie die Informationen zur Wirtschaftsentwicklung, zum Bruttoinlandsprodukt, zur Preisentwicklung oder auch zu den Lebensverhältnissen der Bevölkerung. Das Amt ist dem Bundesinnenministerium zugeordnet und hat den gesetzlichen Auftrag, statistische Informationen, die objektiv, unabhängig und qualitativ hochwertig sind, für Politik, Regierung, Verwaltung, Wirtschaft sowie allen Bürgern bereitzustellen und zu verbreiten. Neben dem Statistischen Bundesamt bestehen heute in der Bundesrepublik Deutschland 16 statistische Landesämter und rund hundert selbstständige statistische Ämter in Städten und kommunalen Dienststellen.
Der Bibliotheksbestand des Bundesamtes ist beachtlich und umfasst rund 500.000 Medieneinheiten (Bücher, CD-ROM, Zeitschriftenbände) sowie 1400 laufende Zeitschriften. Hier gibt es Literatur zum Schwerpunktthema Statistik: An erster Stelle natürlich die aktuellen und älteren amtlichen Statistiken des Bundes und der Länder, aber auch historische Statistiken des Deutschen Reichs und seiner Länder sowie aus der DDR.
Dann sind hier auch eine ganze Reihe internationaler Veröffentlichungen zu finden, von ausländischen Statistikämtern sowie inter- und supranationalen Organisationen. Statistische Veröffentlichungen anderer Institutionen wie Ministerien, Bundesbehörden usw., in- und ausländische Lehrbücher und Methodenliteratur zur Statistik, Publikationen von Wirtschaftsforschungs- und anderen wissenschaftlichen Instituten sowie Hintergrundliteratur zu den verschiedensten statistikrelevanten Gebieten vervollständigen den Bestand.
Seit fünf Jahren leitet Diplom-Volkswirt Dr. Thomas Helmcke die Bibliothek mit ihren 19 Mitarbeitern, darunter vielen Teilzeitkräften. Zur Bibliothek gehören auch die vier großen Magazin- und Archivräume. Zwar werden die Altakten des Statistischen Bundesamtes dem Bundesarchiv in Koblenz zur Übernahme angeboten, aber hier stehen auch Räume als Zwischenarchiv für Akten zur Verfügung, die nicht mehr so häufig gebraucht werden.
Das eigentliche Archiv und die Bibliotheksmagazine sind in zum Teil klimatisierten Kellerräumen in platzsparenden Rollregalen untergebracht. Hier werden die alten Ausgaben aus den Anfängen der amtlichen Statistik im 19. Jahrhundert aufbewahrt wie die Statistiken des Königreichs Hannovers von 1855, die gesammelten Zeitschriften des Königlich Preußischen Statistischen Büros, Beiträge zur Arbeiterstatistik, Statistiken des Deutschen Reichs bis 1944 – und auch Raritäten wie „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ von Johann Peter Süßmilch. Das Buch des ersten deutschen Statistikers wurde 1788 in Berlin publiziert und wird heute von seinen Nachfolgern zusammen mit anderen Kostbarkeiten sorgfältig verwahrt.
Tatsächlich gehen die Anfänge der Statistik so weit zurück. Damals gab es zunächst Materialsammlungen für „Beschreibungen des Staats- und Volkslebens“, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden dann bereits Statistiken zur „Topographie“, der „Seelenzahl“, der „Agrikultur“, des „Gewerbefleißes“ und der „Staatsfinanzen“ erstellt. Erste „Statistische Bureaus“ entstanden 1805 in Preußen, 1808 in Bayern und 1820 in Württemberg.
Der moderne Nachfolger dieser „Statistischen Bureaus“ am Gustav-Stresemann-Ring veröffentlicht heute rund 800 Titel als Print- oder als elektronische Publikationen, und seine Internet-Seite (www.destatis.de) ist eine vielbesuchte zuverlässige und aktuelle Informationsquelle über alle Bereiche der Statistik. Die Bibliotheksseite (www.destatis.de/bibliothek).
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 11.10.2003
Gegen den König von Preußen agitiert
Der Letmather Carl Overweg (1805-1876) hat im Revolutionsjahr 1848 gegen den König von Preußen agitiert und so seine Beförderung zum Kommerzienrat verspielt. Diese neuen Erkenntnisse präsentierte der Iserlohner Stadtarchivar und Geschichtsforscher Götz Bettge vorgestern einer Ururenkelin von Carl Overweg, die erstmals in ihrem Leben die Stätte ihrer Ahnen – das Haus Letmathe – besuchte.
Carl Overweg, der von 1852 bis zu seinem Tode im Haus Letmathe wohnte, hat sich laut Bettge über Jahrzehnte als liberalkonservativer Politiker und Vertreter der Wirtschaftsverbände engagiert. Im Revolutionsjahr 1848 bezog er als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung eine deutliche Gegenposition zur Politik der Preußischen Regierung. Unter anderem setzte er sich, wie Bettge herausfand, für Schutzzölle und gegen den Freihandel ein und forderte in einem Flugblatt die Ablösung des Ministerpräsidenten. So wurde er öffentlich bezichtigt, den Aufstand in Iserlohn mit angestiftet zu haben.
Die Engländerin Maria Fox, geb. Ebbinghaus, die zum ersten Mal in ihrem Leben das Geburtshaus ihrer Mutter – das Haus Letmathe – betrat, nahm diese Erkenntnisse über ihren Ururgroßvater mit großem Interesse auf. Auch ihr Mann John Fox sowie Jürgen Overweg aus Bad Hersfeld, ein weiterer Nachfahre des „revolutionären Politikers aus Letmathe“, und dessen Frau Helga freuten sich über die Neuigkeiten aus der Geschichtsforschung.
Aber auch Archivar Götz Bettge empfand das Treffen mit den Overweg-Nachfahren im Heimatmuseum als äußerst bereichernd. Hatten die Familien aus Bad Hersfeld und aus dem englischen Leigh-on-Sea doch eine ganze Menge alter Fotos und Dokumenten mitgebracht. Bettge hofft nun, daraus weitere Erkenntnisse über die Geschichte der Overwegs sowie über Iserlohn und Letmathe gewinnen zu können.
„Ich war furchtbar aufgeregt“, beschreibt die 70-jährige Maria Fox ihr Gefühl, als sie die Schwelle zum Haus Letmathe überschritt. „Es war schon ein emotionaler Augenblick, in das Gebäude hineinzugehen, in dem meine Mutter (Anna E. Ebbinghaus) ihre Kindheit verbrachte. Ich weiß noch genau, wie sie mir früher stolz davon erzählt hat, dass das Haus im Jahr 1900 zum ersten Mal elektrischesLicht bekam und wie fasziniert sie war, als sie zum ersten Mal auf den Schalter drückte.“
Die Psychotherapeutin Maria Fox wurde 1933 in Witten an der Ruhr geboren und lebt seit 44 Jahren in England. Mit ihrem Mann John, einem geschichtlich sehr interessierten Unternehmensberater, wohnt sie in der Nähe von London. John Fox ist stolz darauf, mit Lena und Marga Deneke befreundet zu sein, zwei Professorinnen in Oxford, die als Töchter von Clara Deneke ebenfalls aus der großen Letmather Overweg-Familie abstammen.
Quelle: Westfälische Rundschau, 11.10.2003
Bibliothek des Statistischen Bundesamtes
Das Statistische Bundesamt betreibt im Erdgeschoss seines Hauptgebäudes am Gustav-Stresemann-Ring 11 die größte Spezialbibliothek für Statistik in Deutschland, die primär für die Literatur- und Informationsversorgung der Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes gedacht ist, aber gleichzeitig auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der angenehme Lesesaal bietet 20 Nutzern Platz und ist mit zwei Internet-Arbeitsplätzen ausgestattet. Besucher sind hier sehr willkommen. Jährlich nutzen auch mehrere tausend dieses Angebot.
Das Bundesamt in Wiesbaden ist weit über diese Stadt hinaus ein Begriff, denn hier Veröffentlichtes findet in den Medien oft große Beachtung, wie die Informationen zur Wirtschaftsentwicklung, zum Bruttoinlandsprodukt, zur Preisentwicklung oder auch zu den Lebensverhältnissen der Bevölkerung. Das Amt ist dem Bundesinnenministerium zugeordnet und hat den gesetzlichen Auftrag, statistische Informationen, die objektiv, unabhängig und qualitativ hochwertig sind, für Politik, Regierung, Verwaltung, Wirtschaft sowie allen Bürgern bereitzustellen und zu verbreiten. Neben dem Statistischen Bundesamt bestehen heute in der Bundesrepublik Deutschland 16 statistische Landesämter und rund hundert selbstständige statistische Ämter in Städten und kommunalen Dienststellen.
Der Bibliotheksbestand des Bundesamtes ist beachtlich und umfasst rund 500.000 Medieneinheiten (Bücher, CD-ROM, Zeitschriftenbände) sowie 1400 laufende Zeitschriften. Hier gibt es Literatur zum Schwerpunktthema Statistik: An erster Stelle natürlich die aktuellen und älteren amtlichen Statistiken des Bundes und der Länder, aber auch historische Statistiken des Deutschen Reichs und seiner Länder sowie aus der DDR.
Dann sind hier auch eine ganze Reihe internationaler Veröffentlichungen zu finden, von ausländischen Statistikämtern sowie inter- und supranationalen Organisationen. Statistische Veröffentlichungen anderer Institutionen wie Ministerien, Bundesbehörden usw., in- und ausländische Lehrbücher und Methodenliteratur zur Statistik, Publikationen von Wirtschaftsforschungs- und anderen wissenschaftlichen Instituten sowie Hintergrundliteratur zu den verschiedensten statistikrelevanten Gebieten vervollständigen den Bestand.
Seit fünf Jahren leitet Diplom-Volkswirt Dr. Thomas Helmcke die Bibliothek mit ihren 19 Mitarbeitern, darunter vielen Teilzeitkräften. Zur Bibliothek gehören auch die vier großen Magazin- und Archivräume. Zwar werden die Altakten des Statistischen Bundesamtes dem Bundesarchiv in Koblenz zur Übernahme angeboten, aber hier stehen auch Räume als Zwischenarchiv für Akten zur Verfügung, die nicht mehr so häufig gebraucht werden.
Das eigentliche Archiv und die Bibliotheksmagazine sind in zum Teil klimatisierten Kellerräumen in platzsparenden Rollregalen untergebracht. Hier werden die alten Ausgaben aus den Anfängen der amtlichen Statistik im 19. Jahrhundert aufbewahrt wie die Statistiken des Königreichs Hannovers von 1855, die gesammelten Zeitschriften des Königlich Preußischen Statistischen Büros, Beiträge zur Arbeiterstatistik, Statistiken des Deutschen Reichs bis 1944 – und auch Raritäten wie „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ von Johann Peter Süßmilch. Das Buch des ersten deutschen Statistikers wurde 1788 in Berlin publiziert und wird heute von seinen Nachfolgern zusammen mit anderen Kostbarkeiten sorgfältig verwahrt.
Tatsächlich gehen die Anfänge der Statistik so weit zurück. Damals gab es zunächst Materialsammlungen für „Beschreibungen des Staats- und Volkslebens“, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden dann bereits Statistiken zur „Topographie“, der „Seelenzahl“, der „Agrikultur“, des „Gewerbefleißes“ und der „Staatsfinanzen“ erstellt. Erste „Statistische Bureaus“ entstanden 1805 in Preußen, 1808 in Bayern und 1820 in Württemberg.
Der moderne Nachfolger dieser „Statistischen Bureaus“ am Gustav-Stresemann-Ring veröffentlicht heute rund 800 Titel als Print- oder als elektronische Publikationen, und seine Internet-Seite (www.destatis.de) ist eine vielbesuchte zuverlässige und aktuelle Informationsquelle über alle Bereiche der Statistik. Die Bibliotheksseite (www.destatis.de/bibliothek).
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 11.10.2003
Tag der offenen Tür in Düsseldorf
Wie lebendig Geschichte sein kann, das erfuhren mehr als hundert Besucher gestern im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf an der Mauerstraße. Im zweitgrößten Archiv Deutschlands war der „Tag der offenen Tür“ ein voller Erfolg. Gruppen von Neugierigen staunten über 99 Regal-Kilometer Akten aus 1200 Jahren niederrheinischer Vergangenheit. Krönendes Beispiel: die Heiratsurkunde der Anna von Cleve mit Heinrich VIII. Im Lesesaal, der längst auch von „Normalbürgern“ benutzt werden kann, war nur Flüstern erlaubt. Und in der Werkstatt zog Archiv-Pädagoge Joachim Pieper weiße Handschuhe an, bevor er ein tausend Jahre altes Siegel in die Hand nahm.
Zwölf Restauratoren sind im Archiv des Staates damit beschäftigt, verblichene Schätze wieder zu beleben. Sie müssen neben kunsthistorischen auch biologische, chemische und physikalische Kenntnisse haben, um alte Rezepturen zu kennen.
Nicht nur mit Handschuhen, sondern auch mit dem Skalpell werden die so genannten „Kahn-Akten“ bearbeitet und wieder lesbar gemacht. Die 1944 ausgelagerten, alten Dokumente hatten Monate lang auf einem gesunkenen Kahn im Mittellandkanal gelegen und waren nach einer Rettungsaktion hart wie Backsteine. Jetzt müssen sie Seite für Seite entblättert werden. Eine Arbeit für weitere dreißig Jahre.
Der „Tag der Archive“ geht heute weiter. So zeigt die Rheinbahn auf ihrem Betriebshof Am Steinberg von 10 bis 18 Uhr die Entwicklung von der Pferdebahn bis zur Niederflurbahn. Ab Jan-Wellem-Platz, Bahnsteig 8, ist ein kostenloser Oldie-Pendelverkehr eingerichtet. Wer alte „Schätzchen“ für das Archiv hat, kann sie mitbringen.
Jede Menge offene Türen
Von 10 bis 16 Uhr sind heute geöffnet: Stadtarchiv (mit Archiv der Evangelischen Kirche) an der Heinrich-Ehrhardt-Straße 61; Medienzentrum Rheinland am Bertha-von-Suttner-Platz 3; Heine-Institut (mit Heine-Universität, Kunstakademie und Künstlerverein Malkasten) Bilker Straße 12-14; Rheinmetall (mit Henkel) Rheinmetall Allee 1; E.On (mit Victoria) E.On-Platz 1; Theatermuseum Jägerhofstraße 1; Archiv der Bilker Heimatfreunde Himmelgeister Straße 73; Pfarrarchiv St. Lambertus am Stiftsplatz 7; Fliedner-Archiv Alte Landstraße 179, Heimatarchiv Benrath Benrodestraße 46 und Filmmuseum Schulstraße 4.
Kontakt:
Hauptstaatsarchiv Düsseldorf
Mauerstr. 55
D-40476 Düsseldorf
Zweigarchiv Schloss Kalkum
Oberdorfstr. 10
D-40489 Düsseldorf
Telefon: 0211-9449-02
Telefax: 0211-9449-7002
E-mail: poststelle@hsa.nrw.de
Quelle: NRZ, 11.10.2003
Hessischer Landtag hat keine toten Akten
Im Hessischen Landtag am Wiesbadener Schlossplatz wird gearbeitet: Parlamentarische Initiativen werden debattiert, Gesetze verabschiedet, es finden Ausschusssitzungen statt, in Enquetekommissionen oder Untersuchungsausschüssen wird diskutiert und gestritten. Dabei wird alles schriftlich festgehalten. Was passiert mit den großen Mengen Schriftgut, das hier in jeder Wahlperiode entsteht? Normalerweise muss das gesamte Archivgut des Landes Hessen einem der drei hessischen Staatsarchive in Wiesbaden, Darmstadt oder Marburg zur Übernahme angeboten werden. Nicht jedoch das Schriftgut des Hessischen Landtags! Denn der Hessische Landtag darf laut Hessischem Archivgesetz ein eigenes Archiv unterhalten und selbst entscheiden, ob die hier entstandenen Unterlagen im Landtag archiviert oder ob an das Hessische Hauptstaatsarchiv gegeben werden.
„Wir haben keine toten Akten“, davon ist Dr. Jürgen Kaestner, der seit 1986 den Bereich Archiv, Bibliothek, Dokumentation mit insgesamt neun Mitarbeitern leitet, überzeugt. In seinem Bereich sind zwei Mitarbeiter für das Archiv zuständig. Sie verwalten alle hier im Landtag entstehenden Originalakten und kümmern sich um deren Digitalisierung. Und so stehen auf der Homepage des Landtags (www.hessischer-landtag.de) alle öffentlichen Unterlagen zeitnah zur Verfügung. Von der Homepage geht es nur einen „Mausklick“ weiter ins „Dokumentenarchiv“, wo alle Plenarprotokolle und Drucksachen, in denen die parlamentarischen Initiativen festgehalten sind, Gesetzesentwürfe, Begründungen zu den Gesetzen, Geschäftsordnungsanträge aufgerufen werden können. Auch die Gesetze, Verordnungen und Verträge des Landes Hessen und viele weitere Schriftstücke können von hier auf den eigenen PC heruntergeladen werden.
Dieses umfangreiche politische Archiv ist ganz aktuell, reicht aber auch bis in die Anfänge der parlamentarischen Arbeit in Hessen zurück und beginnt mit der Verfassungsberatenden Landesversammlung im Jahr 1946. Das öffentliche Interesse ist groß: Jeden Monat besuchen im Durchschnitt 20.000 Interessenten diese Homepage.
Der gelernte wissenschaftliche Bibliothekar und promovierte Politikwissenschaftler besteht darauf: „Wir werfen nichts weg! Denn alle hier entstehenden Schriftstücke sind wichtig genug, um dauerhaft gesichert und aufbewahrt zu werden.“ Mittlerweile haben sich in den zwei rund 200 Quadratmeter großen Archivräumen in den Kellern des Landtags in der Rollregalanlage rund 655 Meter laufende Originalaktenbestände angesammelt. Auch die nicht öffentlichen Ausschusssitzungen werden hier aufbewahrt, können aber ausschließlich von den Mitgliedern des Landtags und ihren Mitarbeitern eingesehen werden. Für diese Protokolle und Kurzberichte gelten die üblichen Sperrfristen von 30 Jahren. Allerdings kann der Landtagspräsident im Einzelfall darüber entscheiden, ob eine Akteneinsicht schon vor Ablauf dieser Sperrfrist gewährt werden kann.
Das Archiv des Landtags hat natürlich auch eine Archivordnung. In dieser ist festgehalten, dass die Erschließung der Bestände „insbesondere der Arbeit des Parlaments und der wissenschaftlichen Forschung“ dienen soll. Und so steht das Archivgut vorrangig den Mitgliedern des Landtags und ihren Mitarbeitern zur Verfügung. Das Archiv kann jedoch auch von anderen Behörden sowie von Gerichten, Wissenschaftlern und Publizisten genutzt werden. Oft sind für Doktorarbeiten Protokolle der Ausschusssitzungen unerlässlich und mancher Rechtsanwalt benötigt zu den Gesetzen die amtlichen Begründungen, die hier aufbewahrt sind. Da Archive jedoch heute demokratische Institutionen sind, steht die Benutzung auch dieses Archivs jeder Person zu, die „ein berechtigtes Interesse“ nachweisen kann.
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 10.10.2003
Freiheits-Brief wieder bei der Einungslade
Dogern/Bad Säckingen. Um ein Kleinod reicher wird in Kürze die im Mai dieses Jahres im Gasthaus Hirschen in Dogern eingeweihte Einungsmeisterstube sein. Ins dortige Archiv kommt eine Urkunde zurück, die hier bis zum Jahre 1909 auch aufbewahrt worden ist, und die mit der Aufhebung der Leibeigenschaft in der Grafschaft Hauenstein gegenüber dem Kloster St. Blasien einen bedeutenden Meilenstein in der Heimatgeschichte markiert.
Gefertigt worden ist die Urkunde am 15. Januar 1738 im Propsteigebäude in Gurtweil. Vorangegangen waren schwierige Verhandlungen zwischen der kaiserlichen Regierung in Wien, dem Kloster St. Blasien und den Vertretern der hauensteinischen Einungen mit dem Redmann Joseph Tröndlin an der Spitze. Die Interessenslage war dabei recht unterschiedlich. Während die Regierung und die Vertreter der Einungen in der Ablösung der Leibeigenschaft eine Chance sahen, die „Salpetererunruhen“ zu beenden, bewogen das Kloster eher finanzielle Aspekte. Der Fürstabt benötigte Geld zum Erwerb der Herrschaften Kirchhofen und Staufen, die ihm der österreichische Staat anbot, weil dieser seine Kriegskasse für die Auseinandersetzungen mit den Türken auffrischen wollte. Man einigte sich auf eine Loskaufsumme von 58.000 Gulden, die nach einer Anzahlung von 18.000 Gulden in vier jährlichen Raten zu je 10.000 Gulden zu entrichten waren. Allein Indlekofen verweigerte die Zahlung. Um das Vertragswerk nicht scheitern zu lassen, übernahmen die übrigen Ortschaften diese Summe.
Seine Zustimmung erteilte Kaiser Karl VI. am 11. Juni 1738. Die Hauensteiner hatten damit auf vertraglichem Weg etwas erreicht, was den Bewohnern in den übrigen vorderösterreichischen Landen noch 40 Jahre vorenthalten blieb. So lange sollte es noch dauern, bis Kaiser Josef II. die Leibeigenschaft generell aufhob.
Seit je her lebten in den acht hauensteinischen Einungen Freie und Leibeigene („Gotteshausleute“) zusammen. Wer indes „leibeigen“ war, erfuhr Zeit seines Lebens Beeinträchtigungen. Über den von allen zu entrichtenden „Zehnten“ hinaus waren die Leibeigenen zu weiteren Abgaben verpflichtet, so etwa zur Ablieferung von „Fasnachtshühnern“ oder im Todesfall zur Herausgabe des besten Stücks Vieh oder des besten Gewandes, um nur zwei zu nennen. Wollte man wegen eines Umzugs den Ort wechseln, bedurfte es der Zustimmung des Klosters, und gleiches galt bei einer Heirat. Verstarb ein Lediger, fiel sein Besitz an St. Blasien.
Umstritten war der Begriff „leibeigen“ in der Grafschaft Hauenstein von je her. Man berief sich dabei auf einen Vertrag mit dem Grafen Hans von Habsburg- Laufenburg, der seinen Leuten die Eigenschaft „frei“ zugesichert hatte. Eine Urkunde freilich existierte nicht, doch pflanzte sich diese Zusicherung mündlich von Generation zu Generation fort. Zusammen mit dem vom Kloster verlangten „Huldigungseid“ war die strittige Frage der Leibeigenschaft denn auch der Grund für den Ausbruch der „Salpetererunruhen“, bei denen sich „Ruhige“ und „Unruhige“ zeitweilig unversöhnlich gegenüber standen.
Wie nicht anders zu erwarten war, brachte der Vertrag von Gurtweil denn auch keine Befriedung der hauensteinischen Lande. Die „Unruhigen“ lehnten ihn glattweg ab mit der Begründung, dass sie ja nie „leibeigen“ gewesen waren.
Die Urkunde wurde, wie erwähnt, bis 1909 im Hirschen in Dogern aufbewahrt. Im Zuge einer Räumaktion verkaufte sie der damalige Hirschenwirt Johann Peter Albiez an die Fabrikantenfamilie Eggemann in Laufenburg. Von dort gelangte sie im Jahre 1991 als Dauerleihgabe in das Stadtarchiv Bad Säckingen. Nunmehr kehrt sie am kommenden Sonntag an den Ausgangsort zurück.
Quelle: Südkurier, 10.10.2003
Tag der offenen Tür im StA Bad Kreuznach
„Hier trifft sich kein exklusiver Kreis, jeder kann hierher kommen.“ Für Archivarin Franziska Blum-Gabelmann ist es von großer Bedeutung, dass allen stadtgeschichlich Interessierten die Tür des Stadtarchivs Bad Kreuznach offen steht.
Am Samstag, 11. Oktober, gibt es dazu außerhalb der regulären Öffnungszeiten fünf Stunden Zeit. „Viele wissen gar nicht, dass es diese Einrichtung in dem alten Pförtnerhaus im Schlosspark gibt und dass wir für die eingemeindeten Ortschaften Bosenheim, Ippesheim, Planig und Winzenheim zuständig sind“, betont die Archivarin. Sie empfängt in den mit Akten, Ordnern und Kartons ausgefüllten Räumen regelmäßig nicht nur Studenten, Schüler, Wissenschaftler und Heimatforscher, sondern auch auch Familien auf Spurensuche oder wissensdurstige Kurgäste. „Die wollen zum Beispiel wissen, warum es kein Kreuznacher Salz mehr zu kaufen und warum es keine öffentliche Sole-Quelle mehr gibt“, erzählt Blum-Gabelmann. Auch ehemalige Kriegsgefangene “ „viele sind traumatisiert“ “ finden den Weg in die Dessauer Straße 49, um nach ehemaligen Kameraden zu forschen.
Mehrere Kartons mit Fotografien von Personen, Gruppen und Gebäuden warten darauf, identifiziert zu werden. „Der ein oder andere Besucher weiß vielleicht mehr und kann dazu beitragen, ein unbekanntes Stück Stadtgeschichte zu erhellen“, hoffen Blum-Gabelmann, der Historiker Dr. Martin Senner und Anne Wohlleben, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Archivs.
Wohlleben wird am Samstag den Stand des „Lexikons Kreuznacher Persönlichkeiten“ vorstellen, das auf der Grundlage der Kreuznacher Datenbank erarbeitet wird, die wiederum auf der Einwohnermeldekartei basiert. Mit diesem Projekt wurde in diesem Jahr begonnen. Sobald der Vorläufer der Einwohnermeldekartei elektronisch aufgenommen ist, sollen die Daten ergänzt werden, nach Möglichkeit mit Informationen aus ausgesuchten Quellen, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreichen. Die weiterführende Idee ist, aus dieser Datenfülle Kreuznacher Persönlichkeiten herauszufinden und in einem Lexikon dazustellen. Für das Nachschlagewerk liegen bereits Vorarbeiten von Autoren, der Heimatwissenschaftlichen Zentralbibliothek und dem Museum vor.
Die Stadtarchivarin hofft, dass noch viele Nachlässe, Fotos, Dokumente, Tagebücher, Briefe, Rechnungsbögen, Karten und Baupläne den Weg ins Archiv finden. „Mein Wunsch ist, dass viel mehr aus den Bereichen Handel, Gewerbe und Industrie abgeben wird, anstatt auf dem Dachboden in Vergessenheit zu geraten.“ Im Archiv seien die Akten etc. bestens aufgehoben. „Auch der kleine Mann auf der Straße hat besondere Spuren hinterlassen, die nicht als vermeintlicher Müll weggeworfen werden sollten“, ist sie auch an Lebensläufen oder Tagebüchern von Tagelöhnern, Hausfrauen, Dienstmädchen oder Knechten interessiert, die Aufschlüsse über die Vergangenheit geben können. „Unglaublich spannend ist das 19. Jahrhundert“, kann die Archivarin ihre Begeisterung nicht verbergen.
Um Bedürfnisse von Nutzern herauszufinden, gibt es zum „Tag des offenen Archivs“ einen Fragebogen. Einige wurden von „Forschern“ schon ausgefüllt. Neben Beratung und Vorträgen ist da auch der Wunsch nach einem Farbkopierer registriert. Der steht auf der Liste von Blum-Gabelmann auch ganz oben, ebenso eine Digitalkamera. Trotz Etatkürzungen sei die Arbeit des Archivs zwar gesichert, so die Leiterin, „aber mehr Geld für Publikationen wäre schön“.
Kontakt:
Stadtarchiv Bad Kreuznach
Postanschrift:
Stadtverwaltung Bad Kreuznach Postfach 563
55529 Bad Kreuznach
Hausanschrift:
Stadtarchiv Bad Kreuznach Dessauerstraße 49
55545 Bad Kreuznach
Tel.: 0671 / 920 77 86
Fax: 0671 / 920 77 92
E-Mail: stadtarchiv-bad-kreuznach@t-online.de
Internet: www.stadt-bad-kreuznach.de
Quelle: Main-Rheiner, 10.10.2003