Der sachsen-anhaltinische Innenminister Klaus Jeziorsky präsentierte am 21.10. in Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Rainer Voigt, im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg einen einmaligen Kulturschatz. Es handelt sich dabei um eine Urkunde Ottos des Großen, die am 11. Oktober 2003 auf einer Auktion der Moirandat Company AG Basel und der Autographenhandlung J. A. Stargardt Berlin aus Privatbesitz ersteigert werden konnte.
Dazu der Vorstandsvorsitzende der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Rainer Voigt: „Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt hat die Bitte des Innenministers um Mithilfe bereitwillig und ohne Zögern aufgegriffen und sehr gern ihre Förderzusage gegeben. Ich freue mich auch darüber, dass es möglich war, die sachsen-anhaltischen Sparkassen, die NORD/LB, die LBS-Ost und die ÖSA dafür zu gewinnen, sich an diesem wichtigen Vorhaben zu beteiligen“.
Jeziorsky: „Dank unserer Förderer, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt und ihrer Partner sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder, die uns maßgeblich finanziell unterstützten und bei denen ich mich ganz herzlich bedanken möchte, wurde dieser Ankauf ermöglicht. Der Zuschlag erfolgte zum Ausrufpreis von 200.000 Schweizer Franken.
Prof. Dr. Andreas Ranft, Universität Halle-Wittenberg, zugleich Vorsitzender der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, und Dr. Matthias Puhle, Leiter der Magdeburger Museen, sowie Prof. Dr. Tilo Brandis, ehemaliger Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin, der das Land Sachsen-Anhalt bei der Basler Auktion erfolgreich vertreten hat, haben dem Land bei den Vorbereitungen mit Rat und Tat unterstützend zur Seite gestanden.“
Durch die Unterstützung aller Beteiligten sei eine herausragende Geschichtsquelle, die in den Kriegswirren nach 1945 verschollen und lange Zeit in Privathand und damit für die Allgemeinheit unzugänglich war, für Sachsen-Anhalt, die Geschichtsforschung und die Öffentlichkeit wiedergewonnen worden.
Aufgrund der Schriftarmut des 10. Jahrhunderts seien direkte schriftliche Zeugnisse für die Herrschaftstätigkeit Ottos des Großen eine große Rarität. Die erworbene Urkunde vom 10. September 960 sei daher als wertvolle Quelle für die Zeit Kaiser Ottos I. anzusehen.
Darüber hinaus sei die Urkunde für die Geschichte des nördlichen Harzraumes von besonderer Bedeutung. „Das Diplom, mit dem Otto I. dem Kloster Drübeck einen Besitz im Rednitzgau (Mittelfranken) verleiht, ist das älteste Schriftzeugnis der Drübecker Klostergeschichte und steht im engen Zusammenhang mit dem Prozess der Klostergründung, die nach heutigem Kenntnisstand in den Jahren um 960 erfolgte“, so der Innenminister.
Drübeck sei eines der ältesten Klöster im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts und somit in einem Atemzug mit den traditionsreichsten Kloster- und Stiftskirchen aus dem ottonischen Zeitalter im nördlichen Harzvorland zu nennen, deren Bauten durch das Tourismuskonzept „Straße der Romanik“ eine ständig wachsende Beachtung in der Öffentlichkeit erfahren habe. „Die ‚Straße der Romanik‘ und die Landesausstellung ‚Otto der Große, Magdeburg und Europa‘ haben gezeigt, wie groß das Bedürfnis der Einwohner Sachsen-Anhalts ist, die mittelalterlichen Wurzeln ihres Landes besser kennen zu lernen“, so Jeziorsky. Hier lägen Chancen für die Identitätsstiftung und die Außendarstellung unseres Bundeslandes. Auch deshalb sei die Bewahrung und Vermittlung des historisch-kulturellen Erbes von Sachsen-Anhalt ein wichtiges Anliegen der Landesregierung.
Jeziorsky: „Die Urkunde wird nach der Erstpräsentation restauriert werden müssen, da sie offenbar über einen längeren Zeitraum unsachgemäß gelagert war und dadurch leichteren Schaden genommen hat. Danach werden sich Präsentationen im größeren Rahmen anschließen, so dass auch die interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit erhält, diesen historischen Schatz im Original zu besichtigen. Vorgesehen sind dafür Magdeburg und der Raum Wernigerode, also eine Ausstellung in der Nähe des ursprünglichen Empfängerorts Drübeck.“ Auf Dauer werde die Urkunde im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt archiviert werden, das auch den Anstoß für die Erwerbung gegeben hat.
Info:
Das Landeshauptarchiv ist zuständig für das staatliche Archivgut des Landes Sachsen-Anhalt, also für die Unterlagen der Landesregierung und der ihr nachgeordneten Behörden, der Gerichte und sonstigen öffentlichen Stellen des Landes und ebenso für die Überlieferung seiner zahlreichen Vorgängerterritorien. Es stellt gewissermaßen das historische Gedächtnis des Landes dar. Es archiviert an seinen Standorten in Magdeburg, Merseburg, Dessau und Wernigerode Quellen vom 10. Jh. bis in die Gegenwart, darunter annähernd 55.000 Urkunden und mehr als 45.000 Meter Akten. Die Überlieferung aus der ottonischen Zeit spielt hier eine besondere Rolle, da das Landeshauptarchiv für die Herrschaft Ottos des Großen das bedeutendste Archiv überhaupt ist.
Kontakt:
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
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Quelle: Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt, Pressemitteilung Nr. 158/03, 21.10.2003
Die Archive von Picasso
Der Gang in die Archive führt uns in keine staubige Abstellkammer. Am Anfang begrüßt uns ein ebenso monumentales wie unscharfes Schwarz-Weiß-Photo an der Wand. Es zeigt einen halb zerfetzten und geöffneten Pappkarton, aus dem ein Chaos von Briefen, Dokumenten und Papierfetzen quillt. Daneben ein Karton mit sorgsam gebündelten Papieren. So hielten die persönlichen Archive Picassos im Jahre 1980 Einzug in das Picasso Museum Paris. Noch nie wurden sie als Einheit vorgestellt und verstanden, verkündet stolz Ausstellungsleiterin Laurence Madeline:
„Oftmals werden die Archive nur als wissenschaftliches Gegengewicht gezeigt. Als Beweisstück. Um zu sagen: Sehen Sie, hier hat er diesen oder jenen getroffen, wie wir im Adressbuch sehen können usw. Es geht immer nur um punktuelle Dinge. Wir zeigen erstmals das gesamte Archivmaterial als Einheit – mit seiner entsprechenden Eigendynamik. Und wir zeigen das Material auf eine ästhetische Art und Weise. Man könnte sogar sagen, dass diese Ansammlungen von Papieren, die Picasso sein gesamtes Leben lang betrieben hat, dass es sich dabei um ein Spontan-Werk handelt, eine Kunst, die parallel zu seinem normalen Werk verlief.“
Der Rundgang beginnt in der Privat- und Intim-Sphäre Picassos. In einem Brief aus dem Jahr 1906 beschreibt er für Max Jacob in einem äußerst gebrochenen Französischen seinen inneren Kampf mit der Malerei. Er schreibt ein Wort, streicht es wieder durch, ringt sich mit Hilfe von Wortbrocken zum Wesentlichen durch. Zeigt sich etwa „glücklich, ein Bild ohne Löcher gemalt zu haben. Wenn Du verstehst, was ich meine. Farbtöne ohne Perspektive, Farben als Farben. Das ist eine nackte Frau.“ Zitat-Ende. Etwas weiter ein flammender Liebesbrief vom 4. März 1918:
„Hier sehen wir einen Liebes-Schwur, den Picasso und Olga schriftlich niedergelegt haben. Olga hat ihn geschrieben und Picasso hat ihn mit unterzeichnet. Das war vor ihrer Heirat. Sie schwören sich Liebe und Frieden bis zu ihrem Tode. Ein vollkommenes Engagement Picassos zu diesem Zeitpunkt. Er scheint daran zu glauben. Das ist sehr berührend, zu sehen, wie er sich jemandem anvertraut hat, wie er in Richtung Zukunft schreitet, jemandem nahe steht.“
In konzentrischen Kreisen dringen wir in der Ausstellung von intimsten Aufzeichnungen zum Briefwechsel mit Kollegen und Freunden vor. Schon sehr früh degradiert Picasso seine Freundschaften in fast unterwürfige Beziehungen. Gertrude Stein bettelt 1918: „Mein lieber Pablo, kein Wort von Ihnen. Ich bin beunruhigt.“
Der ständig ignorierte Cocteau verzweifelt 1922: „Warum schreibst Du nie?“ Breton 1935: „Sie wissen, wie sehr ich sie bewundere und geträumt habe, einen kleinen Platz in ihrem Leben einzunehmen.“ Paul Eluard 1940: „Mein lieber Freund, wie schweigsam sie sind, abwesend, weit weg und fast distanziert.“ Ein finanzieller Hilfeschrei von Victor Brauner aus dem Jahr 1943. Matisse 1944: „Ich weiß, dass sie es hassen zu schreiben. Aber mir zuliebe, lassen sie doch jemanden anderen für sie antworten.“ Picasso liest, Picasso sammelt, aber Picasso antwortet nicht.
„Der Tonfall in den Briefen ist sehr unterwürfig. Weil Picasso sehr schnell jemand geworden ist, der über allem stand – auch wenn das vielleicht nicht das richtige Wort ist. … Ich glaube nicht, dass er diese Dokumente für einen Ernstfall aufgehoben hat, denn es reichte aus, dass er mit dem Finger schnippte, um zu erreichen, was er erreichen wollte. Er musste keinerlei Druck ausüben.“
Picasso hatte in seinen Wohnungen Riesen-Stapel mit Papieren und Dokumenten angehäuft. Zum Ordnen hatte er nicht genügend Zeit. Das Wirrwarr von einem Sekretär ordnen zu lassen, dafür hatte er nicht genug Vertrauen. In der Ausstellung wird die Manie des Alles-Sammlers skrupellos seziert. Briefe hängen eingerahmt an der Wand. Zirkuskarten, Freikarten für das Theater, Hotelabrechnungen sind säuberlich als Einzelhäufchen geordnet und werden dokumentarisch in Schaukästen präsentiert, Schneider-Rechnungen originell auf Sockeln präsentiert, Bettelbriefe und Bewunderungs-Schreiben als meterlange Archiv-Reihen in Szene gesetzt.
„Er sammelte zum einen aus Aberglauben. Dahinter steht die Idee, dass etwas, was ihm zugestoßen ist, ihm auch gehört, etwas von ihm wird und etwas von ihm in sich trägt. Zum anderen wusste er, dass jedes Stück Papier, das von Picasso bekritzelt worden war, einen Wert besaß. Es war sicher auch leichter, Dinge zu stapeln, als sich überlegen müssen: das werfe ich weg, das behalte ich… Brassaï hatte sich über die Papierberge bei Picasso gewundert. Picasso antwortete ihm: er versuche eine möglichst umfassende Dokumentation über sich zu hinterlassen, denn es reiche nicht aus, den Künstler zu kennen, sondern man müsse auch den Menschen kenne.“
In der Ausstellung werden Picassos Obsessionen akribisch addiert und subtrahiert: Picasso hat 20.106 Briefe von 4.157 unterschiedlichen Absendern aufbewahrt. 15.242 Fotografien lassen sich in seinen Archiven finden. 1.903 Postkarten. 2.601 Dokumente in Bezug auf den Spanischen Bürgerkrieg. 42 Eintrittskarten für Stierkämpfe. 8 Freikarten für die Ballets russes. Eine Miet-Quittung Nr. 88 von Juni 1906 aus seiner Wohnung im Bateau-Lavoir: 120 Francs Miete, 5 Franc für das Gaz und 10 Centimes für die Briefmarke. Elende Erbsenzählerei oder essentielle Erkenntnisse?
„Nein. Ich finde, dieses Ensemble ist kein Meisterwerk, aber es ist ein Gesamtwerk. Ich kann nicht einzelne Dokumente herauslösen. Aber ich habe beispielsweise ein Atelier entdeckt, von dem bisher niemand wusste, dass es existierte. Oder ein Projekt, das Picasso für sein Schloss hatte, von dem niemand etwas geahnt hatte. Ich hoffe, dass diese Ausstellung neue Forschungen über Picasso anstoßen wird.“
Selbst für die Post seiner zahlreichen Verehrer fand Picasso Platz. Von seinem 80. Geburtstag 1961 archivierte er 909 Glückwunschkarten. Eine bislang unerforschte Rezeptionsgeschichte. Allein 64 von Fans gemalte – eher misslungene – Picasso-Porträts finden sich an den Ausstellungswänden. Auf den Umschlägen hatte Picasso handschriftlich vermerkt: „Mein Porträt“. Picasso: ein dubioser Hüter seines eigenen Personenkultes.
Service:
Die Ausstellung „Man ist, was man aufbewahrt – Die Archive von Picasso “ ist im Pariser Picasso-Museum vom 21.10.03 bis 19.1.2004 zu sehen.
Quelle: Deutschland-Radio Berlin, 20.10.2003
Zahlreiche Besucher am Tag der offenen Tür im StA Wesel
Der Stadtgeschichte auf der Spur waren am Samstag im Rahmen der langen Kulturnacht zahlreiche Besucher im Stadtarchiv Wesel, das mit einem Tag der offenen Tür seine Eröffnung in der alten Garnisonsbäckerei der Zitadelle feierte. In Führungen konnten sich die Geschichtsfreunde die neue Heimat der alten Aktenbestände genauer ansehen.
Deutlich einladender als in dem Keller des Rathauses, in dem die Urkunden seit 1974 lagerten, erscheinen die Räume mit großen Fensterfronten. Aber nicht nur heller, auch sicherer ist der neue Ort. „Im Rathaus ist vieles beschädigt worden, das meiste konnten wir aber durch aufwendige Restaurationsarbeit retten“, erklärte der Leiter des Stadtarchivs Dr. Martin Roelen.
Nun werden die geschichtlichen Zeugnisse bestens klimatisiert aufbewahrt. Eine Klimaanlage regelt die Temperatur in den unteren Kellerräumen, in denen der Hauptteil aufbewahrt wird. Der helle Leseraum in der alten Bäckerei, wird durch Lüften und Heizen klimatisiert. „Im Juli war unser letzter Umzug. Nun sind wir wieder funktionsfähig“, sagte Roelen den Besuchern und zeigte sich mit dem Andrang der Besucher zufrieden. Besonders durch die neuen Räumlichkeiten seien aber auch bereits zu den Öffnungszeiten mehr Besucher gekommen.
Die Kulturfreunde, die Samstag den Weg in die Zitadelle fanden, erlebten mit der Öffnung des Ateliers im Hauptgebäude einen weiteren Programmpunkt der Kulturnacht. Sabine Suhborg und Anja Weinberg zeigten ihre Gemälde, während Ron Franke und Karin Koster Fotographie-Arbeiten zeigten. Der Streifzug durch das Atelier wurde mit Tönen des Mirambaphons begleitet. Auch hier herrschte teilweise großer Andrang, sodass die Zitadelle am Samstag zu einem Hauptanlaufpunkt der Stadt wurde.
Kontakt:
Stadtarchiv Wesel
Klever-Tor-Platz 1
D-46467 Wesel
Telefon: 0281-1645-401
Telefax: 0281-1645-397
Quelle: NRZ Wesel, 19.10.2003
Im Kita-Keller liegt Sternbergs Stadtgeschichte
Seit 1998 betreut Helga Reichel nicht nur die Bestände in der Bibliothek und ihre vielen Hundert Besucher, sondern „nebenbei“ auch die Geschichte der Stadt Sternberg, niedergelegt in über 250 laufenden Metern Akten aus fünf Jahrhunderten. Diese lagern im Keller der Kita „Sonnenschein“. Vor allem montags widmet sich Helga Reichel diesem Kapitel, ordnet, sortiert und beantwortet diverse Anfragen. „Viel zu wenig Zeit“, wie sie bekennt. Denn eigentlich wären es die geerbten Schätze auf vergilbtem Papier wert, intensiver betreut zu werden. So manche spannende Geschichte, so manche Überraschung aus der Vergangenheit warten hier noch auf eine Wiederentdeckung, ist sie sich sicher.
Derzeit sind es jedoch leider nur Stippvisiten, die die Bibliothekarin in den fünf Aktenräumen im Keller durchführen kann. Erst seit wenigen Jahren hat das Stadtarchiv sein Domizil im Kita-Keller, zuvor war es in der Alten Mühle und noch frühere konnte man es in der Belower Furt finden.
Die älteste Akte des Archivs stammt immerhin aus dem Jahr 1680, berichtet Helga Reichel. Es sind Protokolle über „Eingaben“, die die damalige Sternberger Stadtverwaltung an den Großherzog richtete. Und die jüngste Akte stammt aus diesem Jahr – Unterlagen aus der Stadtkämmerei.
Dazwischen türmen sich kistenweise Akten verschiedensten Inhaltes: Umterlagen über Bauten seit 1880 bis heute, alles über Stadtbrände und die Feuerwehren seit 1880, Skizzen und vom früheren Elektrizitätswerk und der Gasanstalt, vergilbte Seiten über das vielseitige Sternberger Gewerbe ab 1878, Material über politische Ereignisse und Kriegsthemen und natürlich Landtagsprotokolle ab dem Jahre 1737 füllen zahlreiche Bände. Aber auch Militärisches, über die Wasserwirtschaft, diverse Nachlässe, Informationen über die hiesige Schützenzunft sowie über andere Sternberger Vereine und Innungen sind zu finden.
Und das Archiv lebt, denn es wächst von Jahr zu Jahr, wird mit Haushaltsplänen und anderen Unterlagen aus dem Rathaus, den Gemeinden des Amtes, aktuellen Zeitungen und anderen Papieren „gefüttert“.
Neben Schülern und Vereinen nutzen auch Universitäten die Sternberger Archivbestände. Zum Beispiel interessierte sich kürzlich die Uni Dortmund über die Sternberger Hexenprozesse und die Uni Bonn wollte Informationen über Direktoren des ehemaligen Sternberger Technikums. Auch der Internationale Suchdienst ruft oft im Stadtarchiv an. Ihm geht es dabei meist um die jüngere Geschichte, um Auskünfte über polnische oder französische Zwangsarbeiter im zweiten Weltkrieg. Und ehemalige Sternberger aus aller Welt wollen im Rahmen privater Ahnenforschung im Archiv Spuren ihrer Vorfahren entdecken.
Kontakt:
Stadtarchiv Sternberg
Finkenkamp 19
19406 Sternberg
Tel. 03847-2712
Quelle: SVZ (Anzeiger für Sternberg-Brüel-Warin), 20.10.2003
Streit um Standort des Stadtarchivs Lübbecke
Ob und wann das städtische Archiv Lübbecke aus dem alten Rathaus in geeignete Räume umziehen kann, ist weiter offen. Nachdem bereits der Bauausschuss vor sechs Wochen sich nicht entscheiden wollte, vertagte das gleiche Gremium gestern abermals ein klares Votum und verwies die Angelegenheit zunächst zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Schule, Jugend, Kultur und Sport.
Die SPD legte erst nach einer Sitzungsunterbrechung ihre Haltung fest und verlangte von der Verwaltung konkrete Angaben und „genauere Grundlagen“ (Susanne Lindemann) für deren Empfehlung, seit längerem leer stehende Räume der Wiehenwegschule für das Archiv zu nutzen. „Ich warne vor der Vernichtung von Schulraum“, entfuhr es Manfred Muth (SPD). Während einerseits für rund eine Million Euro die Realschule umgebaut werden solle um mehr Klassenräume zu erhalten, würden andererseits Zimmer in der Wiehenwegschule dauerhaft vom Stadtarchiv belegt werden. „Das halte ich für Wahnsinn“, so Muth.
Schulamtsleiter Horst Heidrath hatte zuvor beteuert, dass die Räume der Hauptschule aller Voraussicht nach wegen der geringeren Schülerzahlen nicht mehr benötigt würden, aber auch ungenutzte Räume mit jährlichen Betriebskosten von 60 Euro pro Quadratmeter die Stadt belasteten.
Nach Angaben der Verwaltung ist für die Sanierung und Herrichtung der in Frage kommenden Räume der Schule für die Bedürfnisse des Archivs mit Kosten von rund 280.000 Euro zu rechnen. Etwa die Hälfte dieser Investition sei aber wegen des vorhandenen „Sanierungsstaus“ der Räumlichkeiten auf jeden Fall aufzubringen. Und ein Archiv-Neubau sei auf jeden Fall wesentlich teurer als der Umzug in entsprechend um- und ausgebaute Räume der künftig maximal dreizügigen Wiehenwegschule.
Das alles konnte die Ratsopposition indes nicht recht überzeugen. Trotz wiederholter Hinweise auf die Dringlichkeit einer Entscheidung – im Etat des kommenden Jahres soll die Summe für den Umbau bereitgestellt werden – beharrte die SPD auf, weitere Informationen zu erhalten. Es seien auch „nicht genug Alternativen geprüft“ worden. Ohne förmlichen Beschluss wurde das Thema schließlich an den Schul- und Kulturausschuss verwiesen, der am 28. Oktober tagt.
Kontakt:
Stadtarchiv Lübbecke
Am Markt 3
D-32312 Lübbecke
Telefon: 05741-298257
Telefax: 05741-90561
E-mail: info@luebbecke.de
Quelle: Neue Westfälische (Lübbecke), 16.10.2003
20 Jahre Archiv Langenargen
Doppelten Grund zur Freude gibt es derzeit in Langenargen, denn dort stehen gleich zwei Jubiläen an: das 50-jährige Bestehen des Gemeinde-Nachrichtenblattes „Montfort-Bote“ und das 20-jährige Bestehen des Gemeinde-Archivs. Aus diesem Anlass wird die Arbeit der beiden Institutionen als Förderer lebendiger Heimatgeschichte im Rahmen einer Ausstellung im Rathaus-Foyer der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Archiv Langenargen besteht schon länger, hatte aber seine „Stunde Null“ im Jahr 1983 mit der Neuordnung des Bestandes. „Das Gedächtnis einer Gemeinde darf nicht verrotten“, betonte Bürgermeister Müller. Mit Hilfe von Kreisarchivar Elmar Kuhn, Petra Sachs-Gleich, Dr. Peter Bohl und Barbara Fischer wurde das Archiv langsam aufgebaut, bevor 1993 Andreas Fuchs das Amt des Gemeindearchivars übernahm. „Er hat sich dieser Aufgabe voll verschrieben. Mit Freude und Begeisterung hat Andreas Fuchs das Archiv zum Leben erweckt. Sein übergroßes Engagement ist ein Glücksfall für die Gemeinde“, lobte Müller.
Andreas Fuchs blickte in seinem historisch fundierten, interessanten Vortrag auf die Geschichte Langenargens seit dem 15. Jahrhundert zurück. Das Archiv bezeichnete er als „Gedächtnis dieser traditionsreichen Gemeinde“. Das dokumentiert auch die Ausstellung, die unter anderem historische Urkunden aus dem genealogisch-heraldischen Bestand des Archiv zeigt, wie ein Adelswappen der Patrizierfamilie Wocher und eine Urkunde der Nikolausbruderschaft aus dem Jahre 1738.
Die Ausstellung ist bis 21. November im Rathaus-Foyer Langenargen (http://www.langenargen.de) von Montag bis Donnerstag, jeweils von 8 bis 18 Uhr, sowie am Freitag von 8 bis 12 Uhr zu sehen.
Kontakt:
Gemeindearchiv Langenargen
Franz-Anton-Maulbertsch-Schule (Westgebäude)
Postfach 4273,
D-88081 Langenargen,
Tel./Fax: +49 (0)7543 49709,
fuchs@langenargen.de
Quelle: SKOL, 16.10.2003
Ludwigsburger Akten und ihre brisanten Inhalte
Peter Müller spricht in Metern. Allein einen Kilometer Entnazifizierungsakten werden im Staatsarchiv Ludwigsburg bewahrt, erzählt der Leiter des Archivs, 700 Meter Wiedergutmachungsakten, 200 Meter Justizüberlieferungen – Unmengen von Papier, das viele Geschichten zu erzählen weiß. Seine Mitarbeiterin Elke Koch stellt einen großen Karteikasten auf den Tisch. Vergilbt und abgegriffen sind die Karten. Wer Fragen an die kilometerlangen Aktenbestände hat, musste sich bislang erst Zentimeter für Zentimeter durch Karteikarten wühlen, bevor er die richtige Akte und damit eine Antwort erhoffen konnte, erklärt sie. Dann greift sie zur Computermaus, klickt ein Suchfeld auf dem Laptop-Schirm an und gibt einen Begriff ein. „19 Treffer“ meldet ihr der Computer und liefert ihr die Aktenzeichen gleich mit. Für die Benutzer des Staatsarchivs hat damit die mühsame Suche hat ein Ende.
Für die Journalistin Christiane Kohl kommt diese Neuerung zu spät. Während ihrer Recherchen über die Kriegsverbrechen deutscher Soldaten in Italien während des Zweiten Weltkriegs wühlte sich die Italienkorrespondentin der „Süddeutschen Zeitung“ auch durch das Ludwigsburger Staatsarchiv und die Bestände der „Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“. Was sie dort und andernorts fand, verarbeitete sie in ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Tatsachenroman „Villa Paradiso. Als der Krieg in die Toskana kam“.
Mit ihrer Arbeit löste sie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen neun ehemalige SS-Soldaten aus, die 1944 an der Ermordung der Bewohner des italienischen Dorfes Sant“ Anna di Stazzema beteiligt gewesen sein sollen. Etwa 400 Tote wurden damals namentlich identifiziert, darunter waren mehr als 110 Kinder. Wie viele Menschen tatsächlich starben, ist unklar: Damals befanden sich viele Flüchtlinge in dem Bergdorf zwischen Carrara und Lucca, die Leichen wurden teilweise gestapelt und angezündet.
Ein SS-Soldat, der in Sant“ Anna dabei war und im Kreis Böblingen lebt, erzählte Christiane Kohl von seinen Erlebnissen. Sie nannte ihn Heinz Otte. Er berichtete ihr unter anderem von seiner Verletzung: einem Streifschuss am Kopf. Dieser Hinweis führte die Ermittler auf seine Spur. Mittlerweile hat die Zentrale Stelle den Fall an die Stuttgarter Staatsanwaltschaft übergeben.
Die Arbeit der Stelle geht weiter. Dazu wird ihr Leiter Kurt Schrimm in den kommenden Jahren viele Archive besuchen und sich durch Akten wühlen müssen. „Wir durchforsten Archive, die uns die vergangenen 50 bis 60 Jahren nicht zur Verfügung standen“, erklärt Schrimm. Ein Kollege sei vor kurzem in der Ukraine gewesen und habe Material des Geheimdienstes KGB gesichtet. Er selbst hat sich in Washington mit Akten der US-Behörden befasst, die den Lebenslauf deutschstämmiger US-Bürger auf ihre Nazivergangenheit durchleuchtet hatten, und nach dieser Reise „fünf neue Verfahren eingeleitet“.
Christiane Kohl liest am Mittwoch, 15. Oktober, um 19 Uhr im Staatsarchiv Ludwigsburg, Arsenalplatz, aus dem Buch „Villa Paradiso“.
Kontakt:
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Telefon: 07141/18-6310 (Lesesaal -6337)
Telefax: 07141/18-6311
Mail
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 14.10.2003
Digitalisierung auf sächsisch
In der Marburger „Archivliste“ weist Thekla Kluttig vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden darauf hin, dass der Sächsische Rechnungshof in seinem am 9.10.2003 der Öffentlichkeit vorgestellten Jahresbericht auch die staatliche Archivverwaltung behandelt hat und darin eine deutliche Reduzierung der Bestände fordert. Dies solle u.a. durch Digitalisierung von Archivgut mit anschließender Kassation der Originale geschehen. Abgebende Behörden sollen archivwürdige Akten grundsätzlich nur noch elektronisch übergeben.
Das Referat Archivwesen des Sächsischen Staatsministeriums des Innern hat die Vorschläge des Rechnungshofes in einer Stellungnahme zurückgewiesen, da sie archivfachlich nicht akzeptabel sind und zu einer massiven Vernichtung von Kulturgut führen würden.
Roter Faden durch das Fernseharchiv
Fernsehen lebt aus der Konserve. Ohne ein gut gepflegtes Filmarchiv bliebe die Mattscheibe oft schwarz. Ein Content-Management-System, das der Österreichische Rundfunk ORF seit einem Jahr einsetzt, ist in Kapazität und Suchgeschwindigkeit unerreicht.
In der griechischen Sage findet Theseus dank des berühmten Ariadnefadens den Weg durch das Labyrinth des grausamen Minotaurus. Einem Irrgarten gleicht auch der Bestand eines Fernseharchivs: Täglich werden gewaltige Mengen an audiovisuellen Informationen über den Äther geschickt und gleichzeitig für eine eventuelle Wiederverwendung digital gespeichert. Die Herausforderung für jeden Archivar besteht darin, aus Millionen von Sendeminuten auf Anfrage möglichst schnell das passende Material zusammenzustellen. Mit diesem Problem befasste sich das zweijährige EU-Projekt Primavera (Personalized Retrieval and Indexing of Media Assets in Virtual Environments for Real-Time Access). Die darin entwickelte Software testet der Österreichische Rundfunk ORF in Wien seit einem Jahr. Sie wurde gemeinsam entwickelt vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI in Darmstadt, der tecmath AG in Kaiserslautern und dem Instituto Trentino Di Cultura ITC in Trient.
Im Gegensatz zu existierenden Content-Management-Systemen unterstützt Primavera das kollaborative Sichten von Material. Suchte ein Redakteur bisher in archivierten Sendungen, bestellte er schließlich mehrere, vermutlich passende. Viele davon erweisen sich jedoch schnell als nutzlos. „Nun kann er bereits am Bildschirm anhand von Schlüsselbildern – den Keyframes genannten Standbildern von markanten Szenen – eine Vorauswahl treffen und so die Suche einschränken“, sagt IPSI-Bereichsleiter Matthias Hemmje. Und Stephan Schneider, Projektkoordinator bei tecmath ergänzt: „Mit eineinhalb Millionen durchsuchten Bildern in drei Sekunden halten wir den Rekord.“
Der Zugriff auf Primavera erfolgt über einen Standard-Web-Browser, Suchergebnisse bereitet das System grafisch auf. Beispielsweise stellt es Schnittmengen mehrerer Anfragen in intuitiver Form in einer Relevanzkugel genannten Benutzeroberfläche dar. Damit eine Suche erfolgreich ist, müssen die Archivbestände exakt klassifiziert sein. Mit einem Werkzeug namens Piclasso beschleunigt das Programm die Verschlagwortung von bereits vorhandenen Filmen, indem es deren Klassifizierung quasi lernt und auf neu hinzukommendes Material automatisch anwendet. Der Archivar hat dabei natürlich jederzeit die Wahl, ob er den Vorschlag übernimmt oder nicht. Zudem kann der Nutzer nicht nur text-, sondern auch bildbezogen suchen. Ein Foto genügt, um Filme mit der gewünschten Person zu finden. „Das war bisher nicht möglich und ist für uns eindeutig eine qualitative Verbesserung“, freut sich Herbert Hayduck, Leiter der Dokumentation im ORF-Archiv.
Ansprechpartner:
Dr. Matthias Hemmje
Telefon 0 61 51 / 8 69-8 44 , Fax -68 44, hemmje@ipsi.fraunhofer.de
Dr. Stephan Schneider
Telefon 06 31 / 3 03-52 00, Fax -52 09, stephan.schneider@cms.tecmath.com
Links:
http://www.primavera-ist.de
http://www.fraunhofer.de/mediendienst
Quelle: idw-online / Fraunhofer-Gesellschaft, 13.10.2003
Hessens Archivare tagen in Offenbach
Die Herbsttagung des „Verbandes hessischer Kommunalarchivarinnen und -archivare“ findet am Mittwoch, 15. Oktober, in Offenbach statt. Gastgeber ist das Stadtarchiv, in dem sich vor 16 Jahren Kolleginnen und Kollegen aus kleinen Stadt- und Gemeindearchiven trafen, um über eine Zusammenarbeit und „aktive Kollegenhilfe“ zu beraten. Die Treffen, die jährlich im Frühjahr und im Herbst stattfinden, sind wechselnden Themen gewidmet. „Sicherheit im Archiv“, lautet der Schwerpunkt diesmal. Durch die Flutkatastrophe des vergangenen Jahres, die viele Archive traf und wertvolles Schriftgut vernichtete, erhält die Tagung eine aktuelle Note. Erwartet werden etwa 50 Teilnehmer.
Kontakt:
Stadtarchiv Offenbach,
Sandgasse 26,
63065 Offenbach am Main
Quelle: Offenbach-Post, 13.10.2003