Der sachsen-anhaltinische Innenminister Klaus Jeziorsky präsentierte am 21.10. in Anwesenheit des Vorstandsvorsitzenden der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Rainer Voigt, im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg einen einmaligen Kulturschatz. Es handelt sich dabei um eine Urkunde Ottos des Großen, die am 11. Oktober 2003 auf einer Auktion der Moirandat Company AG Basel und der Autographenhandlung J. A. Stargardt Berlin aus Privatbesitz ersteigert werden konnte.
Dazu der Vorstandsvorsitzende der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Rainer Voigt: „Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt hat die Bitte des Innenministers um Mithilfe bereitwillig und ohne Zögern aufgegriffen und sehr gern ihre Förderzusage gegeben. Ich freue mich auch darüber, dass es möglich war, die sachsen-anhaltischen Sparkassen, die NORD/LB, die LBS-Ost und die ÖSA dafür zu gewinnen, sich an diesem wichtigen Vorhaben zu beteiligen“.
Jeziorsky: „Dank unserer Förderer, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Land Sachsen-Anhalt und ihrer Partner sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder, die uns maßgeblich finanziell unterstützten und bei denen ich mich ganz herzlich bedanken möchte, wurde dieser Ankauf ermöglicht. Der Zuschlag erfolgte zum Ausrufpreis von 200.000 Schweizer Franken.
Prof. Dr. Andreas Ranft, Universität Halle-Wittenberg, zugleich Vorsitzender der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, und Dr. Matthias Puhle, Leiter der Magdeburger Museen, sowie Prof. Dr. Tilo Brandis, ehemaliger Leiter der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin, der das Land Sachsen-Anhalt bei der Basler Auktion erfolgreich vertreten hat, haben dem Land bei den Vorbereitungen mit Rat und Tat unterstützend zur Seite gestanden.“
Durch die Unterstützung aller Beteiligten sei eine herausragende Geschichtsquelle, die in den Kriegswirren nach 1945 verschollen und lange Zeit in Privathand und damit für die Allgemeinheit unzugänglich war, für Sachsen-Anhalt, die Geschichtsforschung und die Öffentlichkeit wiedergewonnen worden.
Aufgrund der Schriftarmut des 10. Jahrhunderts seien direkte schriftliche Zeugnisse für die Herrschaftstätigkeit Ottos des Großen eine große Rarität. Die erworbene Urkunde vom 10. September 960 sei daher als wertvolle Quelle für die Zeit Kaiser Ottos I. anzusehen.
Darüber hinaus sei die Urkunde für die Geschichte des nördlichen Harzraumes von besonderer Bedeutung. „Das Diplom, mit dem Otto I. dem Kloster Drübeck einen Besitz im Rednitzgau (Mittelfranken) verleiht, ist das älteste Schriftzeugnis der Drübecker Klostergeschichte und steht im engen Zusammenhang mit dem Prozess der Klostergründung, die nach heutigem Kenntnisstand in den Jahren um 960 erfolgte“, so der Innenminister.
Drübeck sei eines der ältesten Klöster im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts und somit in einem Atemzug mit den traditionsreichsten Kloster- und Stiftskirchen aus dem ottonischen Zeitalter im nördlichen Harzvorland zu nennen, deren Bauten durch das Tourismuskonzept „Straße der Romanik“ eine ständig wachsende Beachtung in der Öffentlichkeit erfahren habe. „Die ‚Straße der Romanik‘ und die Landesausstellung ‚Otto der Große, Magdeburg und Europa‘ haben gezeigt, wie groß das Bedürfnis der Einwohner Sachsen-Anhalts ist, die mittelalterlichen Wurzeln ihres Landes besser kennen zu lernen“, so Jeziorsky. Hier lägen Chancen für die Identitätsstiftung und die Außendarstellung unseres Bundeslandes. Auch deshalb sei die Bewahrung und Vermittlung des historisch-kulturellen Erbes von Sachsen-Anhalt ein wichtiges Anliegen der Landesregierung.
Jeziorsky: „Die Urkunde wird nach der Erstpräsentation restauriert werden müssen, da sie offenbar über einen längeren Zeitraum unsachgemäß gelagert war und dadurch leichteren Schaden genommen hat. Danach werden sich Präsentationen im größeren Rahmen anschließen, so dass auch die interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit erhält, diesen historischen Schatz im Original zu besichtigen. Vorgesehen sind dafür Magdeburg und der Raum Wernigerode, also eine Ausstellung in der Nähe des ursprünglichen Empfängerorts Drübeck.“ Auf Dauer werde die Urkunde im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt archiviert werden, das auch den Anstoß für die Erwerbung gegeben hat.
Info:
Das Landeshauptarchiv ist zuständig für das staatliche Archivgut des Landes Sachsen-Anhalt, also für die Unterlagen der Landesregierung und der ihr nachgeordneten Behörden, der Gerichte und sonstigen öffentlichen Stellen des Landes und ebenso für die Überlieferung seiner zahlreichen Vorgängerterritorien. Es stellt gewissermaßen das historische Gedächtnis des Landes dar. Es archiviert an seinen Standorten in Magdeburg, Merseburg, Dessau und Wernigerode Quellen vom 10. Jh. bis in die Gegenwart, darunter annähernd 55.000 Urkunden und mehr als 45.000 Meter Akten. Die Überlieferung aus der ottonischen Zeit spielt hier eine besondere Rolle, da das Landeshauptarchiv für die Herrschaft Ottos des Großen das bedeutendste Archiv überhaupt ist.
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Quelle: Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt, Pressemitteilung Nr. 158/03, 21.10.2003