Düsseldorfer Archive wollen Staub aufwirbeln

Düsseldorf hat eine bewegte Vergangenheit. Zum Glück. Wie lebendig die sein kann, wird der „Tag der Archive“ zeigen. 19 Magazine öffnen am Wochenende ihre Türen und Regale, zeigen Kostbarkeiten aus Werkstätten und gekühlten Räumen, unbekannte Filmschätze und Fotos, Liebesbriefe und Sterbeurkunden. „Archive sind das Gedächtnis unserer Gesellschaft“, sagte Clemens von Looz-Corswarem (Stadtarchiv Düsseldorf) und berichtete stolz vom Erfolg der ersten Aktion vor zwei Jahren: Damals kamen 1.000 Besucher in 13 Archive. Diesmal werden weitaus mehr erwartet. Denn jetzt sind auch der Malkasten, E.On, Rheinbahn, Bilker Heimatfreunde, St. Lambertus, Universität und die Fliedner-Kulturstiftung Kaiserswerth dabei.

Ein Prunkstück fürs Publikum

Archiv, das klingt nach staubigen Akten und unleserlichen Handschriften. Ein Eindruck, der sich schlagartig ändert, wenn die Archivare von ihren Schätzen schwärmen. So wie Ulrich Brzosa vom Pfarrarchiv St. Lambertus. Sein Prunkstück fürs Publikum ist der Zylinder von Joseph Wimmer. Wagemutig und im Sonntagsstaat war der Schlossermeister bis in die Turmspitze der Pfarrkirche gerannt, als 1815 der Blitz einschlug. Seine höchstprivate Löschaktion hat vermutlich die Kirche gerettet. Der Filzhut ist längst porös, aber das Blei, das bei dem Brand darauf getropft ist, ist immer noch gut zu erkennen.

Peter Müller vom Heimatarchiv Benrath brachte sein bestes Ausstellungsstück sogar zur Pressekonferenz ins Stadtarchiv mit: Einen schmucken Landwehrmann der 5. Preußischen Brigade aus dem Jahre 1813 , verkörpert durch Frank Moser, der im richtigen Leben Verlagskaufmann ist. Die Ausstellung „Benrather unter Napoleons Fahnen“ berichtet vom Alltagsleben der bergischen, französischen und preußischen Stoldaten.

Spannend wird es am Freitag auch im Hauptstaatsarchiv, wo Joachim Pieper die Besucher ins „Allerheiligste“ von Magazin und Restaurierungwerkstatt führt. Aber auch die dunklen Seiten unserer Stadtgeschichte werfen dort ihre Schatten: mit 73.000 Dokumenten wird hier die größte Sammlung von Opferakten aus der Nazi-Zeit aufbewahrt.

Im Heine-Institut erfüllt Marianne Tilch Besucherwünsche. Im Bildarchiv des Medienzentrums wird, ganz aktuell, schon die neue Arena dokumentiert. Und bei Rheinmetall zeigt Christian Leitzbach, wie sich die Automobiltechnik entwickelt hat.

Im Gedächtnis der Stadt kann am Wochenende jeder kramen, solange er keine Unordnung anrichtet. „Fragen Sie uns ruhig Löcher in den Bauch“, sagen die Archivare.

Quelle: NRZ-online, 8.10.2003

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