Konferenz: Conrad von Soest

Mit dem Marienretabel in der Dortmunder Marienkirche ist ein Hauptwerk des Conrad von Soest an seinem ursprünglichen Bestimmungsort erhalten. In diesem um 1420 geschaffenen Werk, das einen Höhepunkt spätmittelalterlicher Malerei darstellt, laufen zahlreiche Fäden von Stadtkultur, Künstlersoziologie und Kunst im spätmittelalterlichen Dortmund zusammen.

Dieses komplexe Interaktionsfeld wird auf der Tagung „Conrad von Soest: Stadtgesellschaft, Kunst und Künstler im spätmittelalterlichen Dortmund“ von Historikern und Kunsthistorikern im interdisziplinären Austausch abgeschritten werden. Reflektiert wird, in welchem Kontext der Maler seine Bilder für die städtische Gesellschaft erstellt hat. Stadtvorstellungen des Mittelalters sind ebenso Thema der Tagung wie die politische Kultur der Stadt um 1400 mit innerstädtischen Unruhen und dem Drängen der Zünfte um Beteiligung am Ratsregiment. Die Handelsaktivitäten der Dortmunder Fernkaufleute korrespondieren mit dem hohen Anspruch an die Malereien des Conrad von Soest, die hinter dem Niveau der spätmittelalterlichen Kunstzentren Paris oder Prag kaum zurückstehen.

Der künstlerische Austausch und der ambitionierte, weit überregionalen Standards verpflichtete Stil der Malereien sind von der Forschung noch längst nicht ausreichend gewürdigt worden. In einer Reihe von Vorträgen wird deshalb die Kunst des Conrad von Soest in den Kontext der zeitgenössischen Kunstproduktion gestellt. Die sozialgeschichtliche Einordnung des Künstlers ist bisher ebenso ein Desiderat der Forschung wie die Stellung der Gesellen im Malerhandwerk. Hier verspricht die Tagung ebenso Aufschluss wie bei der Bewertung der sogenannten Signaturen auf dem Marienretabel. Auch wird die Verwobenheit von Stadtgesellschaft, Kunst und Künstler im spätmittelalterlichen Dortmund in besonderer Weise sichtbar.

Info:
3. Dortmunder Kolloquium zur Kunst, Kultur und Geschichte in der spätmittelalterlichen Stadt
„Conrad von Soest: Stadtgesellschaft, Kunst und Künstler im spätmittelalterlichen Dortmund“

Conrad-von-Soest-Gesellschaft Dortmund; Stadtarchiv Dortmund; Universität Dortmund, Lehrstuhl für Kunstgeschichte
29.01.2004-31.01.2004, Dortmund

Programm:

Eröffnungsvortrag:
Prof. Dr. Dres. hc Otto Gerhard Oexle, Göttingen
Die Stadtkultur des Mittelalters als Erinnerungskultur

Prof. Dr. Thomas Schilp, Dortmund/Duisburg
Konflikt und Konsens: Soziale und politische Stadtkultur des Dortmunder
Mittelalters

Dr. Regine Rößner, Oldenburg
Dortmunder Hansekaufleute in England und Flandern – Fernhandel,
Stiftungen und Korporationen

Dr. Monika Fehse, Duisburg
Der Städter Conrad von Soest – eine sozialgeschichtliche Einordnung

Dr. Ulrike Heinrichs-Schreiber, Bochum
Tafelmalerei in Paris um 1400 – Anmerkungen zu einem problematischen
Überlieferungsstand

Dr. Iris Grötecke, Bochum
Bertram aus Minden – Maler für Hamburg?

Prof. Dr. Martin Büchsel, Frankfurt am Main
Conrad von Soest – Der „weiche Stil“ – kritische Anmerkungen zu einem
Stilbegriff.

Prof. Dr. Robert Suckale, Berlin
Zur Geschichte der Malerei Westdeutschlands zwischen 1350 und 1400

Dr. Wilfried Ehbrecht, Münster
Jerusalem: Vorbild und Ziel mittelalterlicher Stadtgesellschaft

Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Münster
Wanderungen von Malern und anderen Handwerkern im Mittelalter

Prof. Dr. Barbara Welzel, Dortmund
Conrad von Soest in Dortmund: Höfische Bilder für die Stadtgesellschaft

Dr. Klaus Lange, Ennepetal
Signaturen Conrads von Soest. Der Name des Malers und die Wahrheit des
Bildes

Dr. Nils Büttner, Dortmund
„Johannes arte secundus“? Oder: Wer signierte den Genter Altar?

Kontakt:
Thomas Schilp
Stadtarchiv Dortmund
Märkische Straße 14
44122 Dortmund

Quelle: H-Soz-u-Kult, 6.10.2003

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.