Mühlacker (PZ). Mäuseplage, Hagelsturm und ein Frauenname: Catharina Wedderkopf. Inmitten einer Akte im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv (HSTAS) über eine Zehntverleihung im 18 Jahrhundert. Das war ungewöhnlich und der Anstoß für Stadtarchivarin von Mühlacker, Marlis Lippik, sich mit der Dürrmenzerin zu beschäftigen, die sich per Gerichtsbeschluss in die Männerwelt gewagt hatte. Catharina Wedderkopf gehört zu den neun historischen und aktuellen Frauen aus Mühlacker die – ergänzend zur Wanderausstellung „Schwäbinnen und Badenerinnen, Frauenleben in Baden und Württemberg von 1750 bis 2001“ – einige Stellwände in der Mühlacker Kelter mit ihren Lebensläufen füllen.
Unterschiedliche Schicksale
„Heute braucht man sich nicht mehr zu verteidigen, wenn man eine Ausstellung über Frauen macht“, sagte Stadtarchivarin Marlis Lippik bei der Eröffnung am Freitagabend vor rund 100 Besuchern und fünf der neun porträtierten Mühlackerinnen. Das Bundesverdienstkreuz haben Erna Händle, Elisabeth Brändle-Zeile, Ruth Schlegel, Gerlinde Beck und Erika Gerlach bekommen, Elsi Ascher-Schütz und Charlotte Kussbach waren die ersten Gemeinderätinnen, Marthe Bracher starb vermutlich im KZ Strutthoff und Catharina Wedderkopf bildete den Zufallsfund in der Stadtgeschichte.
Zahlreiche Porträts
Die Wanderausstellung porträtiert in der Kelter auf 15 Leintüchern noch mehr Frauen, insgesamt drei Jahre lang ist sie an 16 Austellungsorten zu sehen. Mitarbeiter der Stadtmuseen Sachsenheim und Eppingen haben insgesamt 30 Frauenleben aus 250 Jahren zusammengesucht. „Eine interessante Auswahl haben sie getroffen“, sagte Diana Finkele, Leiterin des Museums Sachsenheim.
Von Dichterinnen über Komponistinnen bis zu politisch aktiven Frauen, die in Baden oder Würtemberg wirkten, reicht die Palette. Gemeinsam waren sie Vorreiterinnen der erfüllten Rolle der Frau in einer Zeit, in der Männer noch die Hosen an hatten.
Nicht nur Lob geerntet
Gemeinsam war vielen von ihnen auch, dass sie ob ihrer frauenunüblichen Tätigkeiten schief angesehen wurden. „Mit Frauen soll man sich nie unterstehen zu scherzen“, zitierte Oberbürgermeister Arno Schütterle Goethe in seiner Rede zur Ausstellungseröffnung. Außerdem würdigte er das Engagement vieler Frauen, namentlich derer, die im Stadtarchiv tätig sind, was zwar oft im Hintergrund stattfände, aber einen unverzichtbaren Bestandteil der Verwaltungsarbeit bilde.
Quelle: Pforzheimer Zeitung, 29.9.2003