Stadtarchiv Bad Arolsen droht zu zerbröseln

In engen Kellerräumen schlummert das Gedächtnis der Stadt Bad Arolsen: Alte Urkunden erzählen 300 Jahre Stadtgeschichte Doch extreme Temperaturschwankungen und hohe Luftfeuchtigkeit drohen das Erbe von Generationen zu zerstören.

Anfang der 70er Jahre wurde das Stadtarchiv unter Führung von Bürgermeister Günter Welteke neu geordnet und verstaut. „Seitdem ist nichts mehr passiert“, gesteht sein Nachfolger Gerhard Schaller heute ein. Die seinerzeit wohl geschützten Akten seien mehrfach von einem Teil des Rathauses in einen anderen verlegt worden. Die Kellerräume seien alles andere als ideal, wie Experten vom Staatsarchiv in Marburg feststellten. Außerdem stapeln sich die seit 1970 angelegten Akten mehr oder weniger ungeordnet in den einzelnen Abteilungen der Stadtverwaltung: „Es wird Zeit, dass sich damit mal ein Archivar beschäftigt.“

Viele Vorgänge könnten zwar nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen vernichtet werden, weiß Günter Pohlmann, der die Aufsicht über das Stadtarchiv bei der Verschmelzung von Sozialamt und Kulturamt „geerbt“ hat. Allgemeine Akten aber, etwa über die großen Zuströme von Flüchtlingen aus aller Welt Anfang der 80er Jahre, seien es wert, für die Nachwelt aufbereitet zu werden.

Ähnliches lasse sich über alle Abteilungen des Rathauses sagen: Nicht jeder Gebührenbescheid müsse auf ewig verwahrt werden, wohl aber die Aufzeichnungen über die Bauplanung, die Siedlungsentwicklung und vieles mehr.

Nun komme es darauf an, das alte Papierarchiv vor dem Verfall zu retten, haben die Experten aus Marburg dem Magistrat ins Stammbuch geschrieben: In ein bis zwei Jahren müsse dringend etwas geschehen, sonst werde die Säure im Papier ihren zerstörerischen Zersetzungsprozess vollenden.
Als nächstes müssten die neueren Akten gesichtet, geordnet und gesichert werden. Schließlich muss entschieden werden, wie mit den elektronischen Akten der Stadt verfahren wird. Lohnt es sich, den Inhalt aller Computer- Festplatten auf CDs zu kopieren?

Diese und weitere Fragen soll ein Archivierungsunternehmen beantworten, das der Magistrat demnächst beauftragen will. Eine erste Analyse der Situation im Archiv wird rund 18.000 Euro kosten. Geprüft wird auch ein Umzug. In Frage kommen die Dachgeschosse in der ehemaligen Schule neben dem Rathaus oder im Postgebäude. Auch in der Kaserne gibt es noch viele ungenutzte Räume. Bei den folgenden Arbeitsschritten sollen so weit wie möglich ehrenamtliche Helfer eingesetzt werden.
Schaller: „Das geht uns alle an. Hier geht es um unser kulturelles Erbe.“

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Arolsen
Große Allee 26
34454 Bad Arolsen
Tel.: (05691) 801-191
Fax: (05691) 801189

Quelle: Waldeckische Landeszeitung, 4.9.2003

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