TV-Archive der BBC kommen ins Netz

Die BBC stelle in der absehbaren Zukunft ihr Radio- und TV-Programmarchiv im Internet zur Verfügung, so BBC Director General Greg Dyke auf einer sonntägigen Veranstaltung in Edinburgh, Schottland. Das „BBC Creative Archive“ sei als kostenloser und frei zugänglicher Service konzipiert. Herunter geladene Inhalte dürften allerdings nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden.

„Die BBC besitzt wahrscheinlich das beste TV-Programmarchiv der Welt. Diese riesige Ressource ist für die Öffentlichkeit bislang unzugänglich gewesen, weil ein effektiver Distributions-Mechanismus fehlte. Die digitale Revolution und Breitband habe all dies geändert“, so Dyke im Wortlaut.

Einzelheiten zu dem geplanten Dienst wie Starttermin oder Angebotsumfang waren aktuellen Medienberichten nicht zu entnehmen.

Quelle: Independent, 25.8.2003; ZDnet, 25.8.2003.

Ralph Giordano für Erhalt der Hamburger Geschichtswerkstätten

Der Schriftsteller Ralph Giordano («Die Bertinis», 1982) hat sich für den Erhalt der Hamburger Geschichtswerkstätten ausgesprochen.
 
Für die durch Subventionskürzungen in ihrer Existenz bedrohten Einrichtungen gebe es keinen Ersatz, schreibt der 80-jährige gebürtige Hamburger in seinem vorab verbreiteten Statement für eine Öffentliche Anhörung zu dem Thema am 25. August. Der Autor appellierte an die Politiker, die gefassten Beschlüsse zu überprüfen.

Der Hamburger Senat hat bekanntlich beschlossen, den 14 Geschichtswerkstätten und Stadtteilarchiven die Förderung in Höhe von 539.000 Euro zu entziehen. Nach vielfältigen Protestaktionen sagte Kultursenatorin Dana Horáková (parteilos) weiterhin Miet- und Betriebskosten in Höhe von insgesamt 133.000 Euro für die überwiegend mit Ehrenamtlichen arbeitenden Institutionen zu. Inhaltliche Arbeit sei so nicht mehr möglich, kritisieren die Geschichtswerkstätten. Sie fürchten um die Bestände mit Objekten und Dokumenten von Zeitzeugen. Im Zeichen «elektronischer und globaler Einebnungstendenzen» könne die «Bewahrung des lokalen (…), des „An-Ort-und-Stelle“-Wichtigen und -Eingeborenen» gar nicht hoch genug veranschlagt werden, mahnte Giordano.
 
Quelle: Lausitzer Rundschau online, 25.8.2003

Nachlass von Giacomo Meyerbeer nach Berlin

Komponisten, Maler, Astronome, Kaufmänner, Dramatiker. Die Berliner Familie Beer, Meyerbeer und Richter, die im geistigen und wirtschaftlichen Leben Berlins und seiner jüdischen Bürgerschaft seit dem 17. Jahrhundert eine ganz entscheidende Rolle spielte, zählte fünf Generationen lang zu den einflussreichsten und wohlhabendsten Familien der Stadt. Durch den bedeutenden Nachlass dieser Familie ist Berlins Stadtmuseum um eine Schenkung reicher geworden.

Die beiden Stifter Elisabeth Beare und Dr. Reinhold Richter, die dem Stadtmuseum Berlin in Gestalt der Hans-und-Luise-Richter-Stiftung große Teile des Nachlasses vermachen, gehören zur Familie. Die Stiftung trägt den Namen des Enkels von Giacomo Meyerbeer, Hans Richter (1876-1955) und seiner Frau Luise (1891-1978): Sie retteten die wichtigsten Teile des künstlerisch und kulturhistorisch bedeutsamen Familienerbes über die Zeit des Nationalsozialismus. Angesichts der herausgehobenen Bedeutung dieser Schenkung, die einen Wert von knapp einer Million Euro hat, wurde zur Bewahrung, Pflege und weiteren wissenschaftlichen Erschließung eine Körperschaft in der Rechtsform einer unselbständigen Stiftung innerhalb der Stiftung Stadtmuseum Berlin geschaffen. Für die Stifter gehören die Bestände „einfach nach Berlin“.

Die Familie lebte seit 1671 in Berlin. Ihr Aufstieg begann mit dem Kaufmann Liebmann Meyer Wulff. Liebmann (1745-1812) brachte es zum Hofjuden der Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. und galt um 1800 als der reichste Jude Preußens. Mit ihm setzte jene Familiengeschichte ein, die fast zwei Jahrhunderte lang das wirtschaftliche, kulturelle und soziale Leben Berlin maßgeblich prägen sollte. Giacomo Meyerbeer, im 19. Jahrhunderts ein sehr bekannter Opernkomponist („Les Huguenots“, „Le Prophète“, „L´Africaine“), Generalmusikdirektor an der Königlichen Oper Berlin und wohl berühmtester Sproß der Familie, war ein Enkel Liebmanns. Seine Mutter Amalie (1767-1854) galt als Schönheit. Sie unterhielt einen der ersten Salons Berlins; in ihren Räumen ging das gelehrte Berlin ein und aus. Wilhelm, auch er ein Sohn von Amalie, verdiente seinen Unterhalt als Zuckersieder, bekannt jedoch wurde er als Astronom. Sein Bruder Michael kam als der erste jüdische Dramatiker zu Anerkennung.

Zur Familie gehörte auch das Ehepaar Gustav (1823-1884) und Cornelie Richter (1842-1922), geborene Meyerbeer und Enkelin von Amalie. Er: Maler, sie: Gastgeberin für Künstler und Intellektuelle. Die Wohnsitze der Familie, zunächst das Haus in der Spandauer Straße, dann seit 1803 die Beersche Villa im Tiergarten sowie das Meyerbeersche Palais neben dem Brandenburger Tor, wurden dank der vorzüglichen Beziehungen, die die Familie zum Hof und zum preußischen Adel unterhielt, ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Neben vielen Künstlern und Gelehrten zählte auch Alexander von Humboldt zu den Gästen.

Hunderte von Gegenständen, Briefen, Bildern, Fotoalben, Möbeln, Plastiken und Dokumenten geben einen Einblick in das Leben des jüdisch-deutschen Großbürgertums Berlins über zweieinhalb Jahrhunderte. Musik- und operngeschichtlich aufschlußreiche Objekte von besonderem Wert, wie das Pleyel-Reiseklavier Giacomo Meyerbeers von 1849, sind Teil der Schenkung. Genauso Bilder, Familienportraits, Büsten, Skulpturen, Schnapsbecher, und das goldene Armband, das Kaiserin Friedrich 1901 Cornelie Richter vermachte. Ein Teil des Nachlasses von Giacomo Meyerbeer wurde schon vor dem Zweiten Weltkrieg der Staatsbibliothek Berlin vermacht und gelangte als Folge des 2. Weltkrieges teilweise nach Krakau in die Biblioteka Jagiellonska.

In diesem Jahr noch sollen die Stiftungs-Bestände aufgearbeitet werden und im März 2004 im Märkischen Museum, dem Stammhaus der Stiftung Stadtmuseum Berlin, im Rahmen einer Sonderausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Danach sollen die aussagekräftigsten Stücke als ein wesentlicher Teil in die Dauerausstellung einfließen.

Quelle: Damals, 25.8.2003

Architekt der Marienburg bekannt

Von wem und wann genau die Marienburg, eines der markantesten Gebäude Monheims, entworfen und gebaut wurde – die Antwort auf diese Frage lag bisher im Dunkeln. „Zunächst bin ich einem Hinweis des Heimatbundes nachgegangen“, berichtet Stadtarchivarin Annekatrin Schaller. „Die Vermutung, das bekannte Monheimer Gebäude sei dem berühmten Kölner Dombaumeister Vincenz Statz zuzuschreiben, bestätigte sich aber nicht“, so die Historikerin. Vielmehr fand sie bei Nachforschungen beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege heraus, dass die Marienburg einem anderen bekannten Kölner Architekten zu verdanken ist: August Carl Lange.

Dieser lebte von 1834 bis 1884. Er projektierte zahlreiche sakrale und einige profane Bauten in der Umgebung von Köln. Mehr als 50 Mal zeichnete Lange für Bau, Erweiterung oder Restaurierung von Kirchengebäuden verantwortlich. Unter seiner Leitung wurden etwa die Pfarrkirchen St. Stephanus in Hitdorf und St. Stephanus in Köln-Lindenthal erbaut. Wesentlich beeinflusst war Lange vom neogotischen Stil, dessen Ideen er in seinen Bauwerken umsetzte.

Wandschränke, Klosetts und Wasserleitungen

Die Marienburg errichtete Lange 1879/80 für den Landtags- und Reichstagsabgeordneten Eugen von Kesseler, den damaligen Besitzer des Großen Hofes, unmittelbar neben der alten Hofanlage. Das Gebäude war als Landhaus geplant, es sollte der Familie Kesseler zum Sommeraufenthalt dienen. Den Namen „Marienburg“ trug der rote Backsteinbau schon bei der Erbauung.

Es war der Wunsch des Bauherrn, an den gleichnamigen Hauptsitz des Deutschen Ritterordens in Westpreußen zu erinnern. Der war im 14. Jahrhundert Wirkungsort des Hochmeisters Winrich von Kniprode. Es wird als sicher angenommen, dass Winrich von einer Ansiedlung stammte, die im heutigen Knipprather Wald lag.

Zwar erfolgte der Innenausbau der Marienburg nach Aussage des Architekten „in einfachster Weise“, der Einbau von Wandschränken in allen Zimmern, Wasserleitung und Wasser-Klosetts spricht aber dafür, dass man es an Annehmlichkeiten nicht fehlen lassen wollte. Dazu gehörte auch der Aussichtsplatz über der Mitte des Hauses, der eine schöne Fernsicht über den Rhein bis nach Köln und ins Bergische Land hinein bietet. Die Baukosten für den adeligen Landsitz lagen bei 75 000 Mark. Die für Lange typischen gotischen Stilelemente sind auch an der Marienburg zu erkennen.

Annekatrin Schaller äußert sich zufrieden: „Ich freue mich sehr, dass wir eine Wissenslücke in der Geschichte unserer Stadt geschlossen haben und endlich Genaueres über die Erbauung der Marienburg sagen können.“ Im Stadtarchiv ist der Bericht von August Carl Lange über den Bau der Marienburg aus dem Jahr 1881 für alle Interessierten nachlesbar.

Kontakt:
Stadtarchiv Monheim am Rhein
Alte Schulstraße 32
D-40789 Monheim am Rhein
Telefon: 02173-951-473
Telefax: 02173-951-479
E-mail: aschaller@monheim.de  
 
Quelle: NRZ, 25.8.2003

Neues Findbuch Hagen 1

Nach einer mehr als einem Jahr dauernden Erfassungsarbeit kann das Stadtarchiv Hagen jetzt den Besuchern ein neues, wesentlich erweitertes Findbuch und Recherchemöglichkeiten präsentieren.

Der darin verzeichnete Aktenbestand „Hagen 1“ umfasst Archivalien aus der Zeit um 1670 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Insgesamt handelt es sich um weit über 10.000 Akten, die auf mehr als 1490 Seiten beschrieben werden. Das Findbuch über die Akten des nicht weniger umfangreichen Bestands „Hagen 2“, der die Akten nach 1945 beinhaltet, ist zur Zeit in Arbeit und soll noch in 2003 erscheinen.

Im Archivbestand ist nahezu die gesamte Stadtgeschichte von ihren Anfängen bis zum Untergang Hagens im Bombenkrieg nachvollziehbar. Zu finden sind Etatfragen aus der Zeit um 1750, Dokumente zur napoleonischen Herrschaft in der Region, Quellen der Revolution 1848/49 und Archivalien zum Ausbau der Stadt sowie zur Industrialisierung. Aber auch die ersten Eingemeindungen im 19. Jahrhundert, die „Ruhrbesetzung“ durch französische Truppen im Jahr 1923 sowie die nationalsozialistische Diktatur und die verheerenden Auswirkungen des Bombenkriegs haben ihren Niederschlag in diesem Bestand „Hagen 1“ gefunden.

Hinter den Archivsignaturen und vergilbten Papieren stehen annähernd 300 Jahre Geschichte der Stadt Hagen und der Region. Vielfach ergab sich durch die erstmalig nach wissenschaftlichen Kriterien vorgenommene Erschließung des Bestands sowie auf Grund von neuen Aktenfunden völlig unbekannte Aspekte der Stadtgeschicht. Davon wird nicht nur der Archivbenutzer profitieren, sondern auch die zurzeit in Arbeit befindliche Dauerausstellung des Stadtmuseums.

Der sehr umfangreiche Bestand, von dem Teile bereits vor einem Jahr online recherchierbar sind, wird in Kürze auch auf dem Internet-Angebot des Stadtarchivs Hagen vollständig einsehbar und online recherchierbar sein: unter www.historisches-centrum.de/archiv/.

Kontakt:
Historisches Centrum
Stadtmuseum / Stadtarchiv
Eilper Strasse 71 – 75
D-58091 Hagen
 
Quelle: Westfälische Rundschau, 25.8.2003

Der Bodensee als Flughafen

Ludwigshafen am Bodensee besaß früher einen Flughafen für Wasserflugzeuge, von wo aus ab 1928 in Dornier-Flugbooten Rundflüge über den Bodensee unternommen wurden. Gemeindearchivar Waldemar Mellert war sehr erstaunt, als er im Rathaus auf diesbezügliche Unterlagen stieß. Vom Unternehmensarchiv der Dornier GmbH Friedrichshafen erhielt Gemeindearchivar Waldemar Mellert auf Anfrage dieser Tage eine entsprechende Bestätigung und auch ein Foto von der „Delphin III“, die von Konstanz, Friedrichshafen, Lindau und letztlich auch von Ludwigshafen aus zu Rundflügen startete.

Mit Gesuch vom 2. April 1927 hatte der damalige Bürgermeister Karl Ott im Auftrag des Gemeinderates das Bezirksamt in Stockach von der Absicht in Kenntnis gesetzt, „am Ufer des Hafenplatzes in Ludwigshafen einen Landungssteg für Wasserflugzeuge zu erstellen“ und um Genehmigung des Vorhabens gebeten. Dem Gesuch waren auch die Baupläne beigefügt, die von Ingenieur Willy Truckenbrodt in Konstanz-Petershausen gefertigt wurden. Die Genehmigungsphase nahm aber eine geraume Zeit in Anspruch, denn erst am 26. Juli 1928 erhielt die Gemeinde den „Verleihungs-Bescheid“ nach dem ihr das Recht eingeräumt wurde, „nach Maßgabe der vorgelegten Pläne am Hafenplatz in Ludwigshafen, Grundstück-Lagebuch Nr. 321 einen Landungssteg für Wasserflugzeuge zu errichten.“

Der Flugbetrieb muss später eingestellt worden sein, denn die Luftverkehrsgesellschaft Konstanz GmbH richtetete am 19. Mai 1933 ein Schreiben an das Bürgermeisteramt Ludwigshafen mit folgenden Inhalt: „Wir erlauben uns, Ihnen mitzuteilen, dass bei der letzten Generalversammlung unserer Gesellschaft, bei der auch Herr Innenminister Pflaumer anwesend war, beschlossen wurde, den Wasserflugbetrieb im Interesse des Fremdenverkehrs nach Möglichkeit weiter auszubauen. Unsere Gesellschaft erhält zu diesem Zweck ein vollständig neues Wasserflugzeug Typ Dornier, das mindestens acht Passagiere aufnehmen kann. Zur Unterstützung unserer Bestrebungen möchten wir die dringende Bitte an Sie richten, den am dortigen Platz errichteten Landungssteg – sofern erforderlich – für den Sommerbetrieb wieder instand setzen zu lassen, da wir beabsichtigen, auch von dort aus Rundflüge zu veranstalten.“

Die Bodensee-Rundflüge mit dem Dornier-Delphin, der in drei Versionen gebaut wurde und die vorwiegend im Auftrag des Bodensee Aero-Loyd betrieben wurden, waren über viele Jahre eine Attraktion im Passagierflug der 20-er Jahre. Insgesamt wurden mit Delphin III, die bis 1936 im Einsatz war, 14.500 Flugstunden durchgeführt. – An den Flughafen Ludwigshafen erinnert heute nichts mehr.

Quelle: Südkurier, 25.8.2003

Situation im Stadtarchiv Eisenberg

Durch das jahrzehntelange Chaos im Stadtarchiv Eisenberg ging vieles unter, so auch die Ehrenbürgerschaft von zwei ehemaligen Nazi-Größen. Im Zusammenhang mit dem Widerruf der Ehrenbürgerschaft der Stadt Eisenberg für die ehemaligen Nazis Sauckel und Marschner wurde mehrfach die Frage gestellt: Wieso hat man nicht früher gemerkt, dass diese Männer noch Ehrenbürger sind?

Kurz gefasst lautet die Antwort: Weil im Stadtarchiv über lange Zeiträume Chaos herrschte, vieles verloren oder verschütt´ gegangen ist. Ausführlich beantworten die heutigen Mitarbeiter die Frage im folgenden Text.

Das Stadtarchiv Eisenberg wurde im Jahre 1855 vom städtischen Hilfsschreiber Theodor May angelegt und erschlossen. Nach Abschluss seiner Arbeit wurde nicht weiter an dem Archiv gearbeitet, so dass sich viele Akten ansammelten und lose herumlagen. Untergebracht war das Archiv damals unterm Dach des Rathauses.

Der Dachstuhlbrand im Rathaus in der Silvesternacht 1905/1906 brachte eine noch größere Unordnung in die Akten und über 200 Aktenbände verbrannten vollständig, ein weiterer großer Teil ist seitdem stark angekohlt. Aus Platzmangel wurde das Archiv im Schloss untergebracht. Ab Anfang März 1906 begann Dr. Ernst Devrient aus Jena, es neu zu ordnen. Die alten Findbücher wurden in ihrem Originalzustand belassen und ein Schlagwortverzeichnis angelegt. Dieses ist leider heute nicht mehr vorhanden. Bis 1909 übernahm Professor Fischer die weitere Betreuung des Archivs.

Zwischen 1910 und 1912 betreute Herr Matthes, ein Stadtangestellter, das Archiv. Dann war es bis 1922 unbesetzt. 1922 wurde es wiederum von Dr. Devrient geordnet und ergänzt. Leider wurde das Archiv dann wieder sich selbst überlassen – bis 1945. Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurden sehr viele Akten von den damaligen Machthabem vernichtet und auch auf Anweisung der sowjetischen Militäradministration später Archivalien aus den Beständen entfernt.

Nach 1945 wurde das Archiv jeweils vom Standesbeamten mitverwaltet. 1952 kam es aus dem Schloss wieder ins Rathaus und wie schon vor 100 Jahren unters Dach. Aber nach kurzer Zeit wurde es wieder ausgeräumt und ohne jede Ordnung gestapelt und aus fachlicher Sicht völlig unzureichend in zwei weiteren Behelfsunterkünften untergebracht.

1957 erhielt das Archiv neue Räume in einem Seitengebäude des FDGB-Hauses, doch bei der Rekonstruktion 1975 kam es zu erheblichen Schäden am Archivgut und massiven Verschimmelung der Akten. Also alles zurück auf den Rathausboden.

1978 suchten Rat der Stadt und Rat des Kreises gemeinsam nach einer Lösung, z. B. im VEB Vereinigte Elektrobetriebe ,Am Pforrsbrunnen´, doch kein Plan führte zu einem Ergebnis.

Ende der 70-er Jahre kam das Archiv in die Karl-Liebknecht-Straße 9. Auch eine Notlösung, die Luftfeuchtigkeit war zu hoch, die Räume nicht beheizbar. Selbst in der ehemaligen „Ammerschen Fabrik“ in der Mühlenstraße verbesserten sich die Bedingungen für Archivgut und Mitarbeiter kaum.

Es gab weder Telefon, Toilette noch Waschbecken, im Winter herrschten Temperaturen um die null Grad.

Erstmals in der langjährigen, von vielen Widrigkeiten geprägten Geschichte erhielt das Archiv 1995 geeignete Magazinräume als „Gedächtnis der Stadt“: Im Verwaltungsgebäude II der Stadtverwaltung Eisenberg am Markt 13/14.

Nach der Archivgut wurde spätern auch die Büroräume der Mitarbeiter verlegt, ein separater Benutzerraum eingerichtet und der historische Buchbestand in Extraräumen im Hintergebäude Markt 13/14 untergebracht.

Seither stiegen auch die Benutzerzahlen deutlich an: Von 60 Anfragen (1993) über 856 (1998) auf 1045 (2002). Seit 1993 wurden auch erstmals historisch besonders wertvolle Archivalien restauriert. Der Bestandserhaltung dient auch die kontinuierliche Mikroverfilmung von Zeitungen und Akten.

Kontakt:
Stadtarchiv Eisenberg (Thüringen)
Markt 27
07607 Eisenberg (Thüringen)
Tel.: (036691) 73461
Fax: (036691) 73460 oder 45318
Email: Ebg.Stadt.Archiv@t-online.de

Quelle: OTZ, 23.8.2003

Gemeindewappen stieß im Hauptstaatsarchiv auf Ablehnung

Wäre es nach dem Wunsch der Gemeindeverwaltung Krailling und dem damaligen Bürgermeister Johann Baptist Huber gegangen, würde das Kraillinger Gemeindewappen heute anders aussehen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Verwaltung einen Antrag, das Wappen des ehemaligen Hofmarksherren Graf von Berchem als Gemeindewappen zu bekommen.

Bereits seit 1949 wurde über ein neues Gemeindewappen verhandelt, das vorhergehende aus der Zeit des Nationalsozialismus wollte man nicht behalten. „Die Wappen waren ja zur Nazi-Zeit mit einem Hakenkreuz versehen“, berichtet Ludwig Ziegler, Verwalter des Kraillinger Gemeindearchivs. Die Grafen von Berchem bewohnten im 18. Jahrhundert das Schloss auf dem heutigen Linner-Areal. Auf dem Familien-Wappen, das im Zimmer von Geschäftsleiter Adolf Lorenz als Holzschnitt an der Wand hängt, schlängelt sich ein Flüsschen, gesäumt von einem Schloss sowie einem Baum. „Eigentlich sieht es ja bis auf das Schloss sehr ähnlich aus“, sagt Lorenz.

In einem Schreiben vom 31. Januar 1951 formulierte der zuständige Archivar des Hauptstaatsarchivs erleichtert: „Die ursprüngliche Absicht, das Wappen der Grafen von Berchem als Vorlage dafür zu benützen, wurde auf den Rat des Hauptstaatsarchivs hin erfreulicherweise fallen gelassen.“ Die Tatsache der nur kurzen Wohndauer des Geschlechts in Krailling rechtfertige geschichtlich „die Übernahme des Familienwappens für das gemeindliche Wahrzeichen nicht“, so der Verfasser weiter.

Für das neue Wappen schlug das Hauptstaatsarchiv folgende Lösung vor: „In Blau ein silberner Schrägfuß, beseitet von je einer silbernen Tanne.“ Mit der Farbgebung solle auf die Landeszugehörigkeit angespielt werden. Der Münchner Kunstmaler Emil Werz hatte die Vorlagen und Entwürfe für das Wappen geliefert.

Am 14. März 1951 konnte der Staatsminister des Inneren, Wilhelm Hoegner, an die Regierung von Oberbayern endlich die Zusage zur Verleihung eines Gemeindewappens für Krailling schreiben: „Der Gemeinde wird auf ihren Antrag das Recht zur Führung eines Wappens verliehen.“ Nach gut zwei Jahren Verhandlungszeit bekam Krailling sein Wappen – ohne dem abgebildeten Schloss. Aber das steht ja in Wirklichkeit auch nicht mehr.

Kontakt:
Gemeinde Krailling  
Rudolf-von-Hirsch-Straße 1  
82152 Krailling  
Tel.: 089/85706-0  
Fax: 089/85706-44 
E-mail:rathaus@krailling.de
http://www.krailling.de/
 
Quelle: Münchner Merkur, 23.8.2003

Digitales Europäisches Kathedralen-Archiv DECA

Wertvolle Baupläne und Fotos des Kölner Doms, des Wiener Stephansdoms und der Prager Burg sind zum Schutz der Originale als Computerdateien gespeichert worden. Die Digitalisierung dient auch dazu, Archiv-Bestände zugänglich zu machen.

„Historische Pläne werden nicht besser, wenn man sie herauszieht. Trotzdem brauchen wir sie immer wieder“, sagte die Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner am Freitag bei der Vorstellung des Projekts. Auch die Universität Leiden ist beteiligt. Die Europäische Union förderte die aufwendige Arbeit am Digitalen Europäischen Kathedralen-Archiv DECA.

Die Computerexperten boten alles auf, um die Originale zu schonen. Ein Scanner in Doppelbett-Größe wurde in der Kölner Dombauhütte aufgebaut. Der Lichtbalken fuhr über die Dokumente, damit nur die Abschnitte dem Licht ausgesetzt waren, die gerade erfasst wurden, und das nur möglichst kurz. Für die wissenschaftliche Arbeit schraubten die Datenerfasser die Auflösung so hoch, dass schon die Datei eines einzigen Plans mehr Speicherplatz braucht als eine CD-ROM bietet.

Entsprechend gut ist die Wiedergabe. Auf dem Computerausdruck eines Domturmplans sind selbst Fingerabdrücke von Leuten zu sehen, die das Original früher einmal in der Hand hatten. Vergrößerungen lassen Bezeichnungen erkennen, die die Zeichner der Pläne in früheren Jahrhunderten mit Lupe und spitzem Stift eingetragen haben müssen.

Es wurden zwar rund 50 000 Pläne, Grafiken und Fotos erfasst, sie sind aber nur ein Bruchteil der jeweiligen Archive. In Köln seien vor allem Zeichnungen und historische Fotos von Domteilen digitalisiert worden, deren Erneuerung ansteht, sagte Schock-Werner, außerdem Belege für die Zerstörungen rund um den Dom im Zweiten Weltkrieg.

Auch in Wien kamen Bilder vom Wiederaufbau unter den Scanner, sowie Fotos, die Einblicke in die Bausubstanz gewähren. Die Universität Leiden steuerte Dias der Weltarchitektur bei, vor allem aus Zentraleuropa. Und das Archiv der Prager Burg war froh, einen Teil seines Bestands digital sichern lassen zu können.

Die Daten wurden in verschiedenen Auflösungen erfasst – in höchster Qualität für Wissenschaftler und Baumeister, weniger dicht zur Speicherung auf CD, und als kleine Dateien für das Internet, wo sie von September an unter „www.deca-forum.net“ stehen.

Wenn ein Bauingenieur künftig einen Blick auf einen Originalplan werfen muss, kann das Dokument im Archiv bleiben – das verlängert seine Lebensdauer. Dasselbe gilt für Fotos, die beispielsweise ein Verlag für einen Bildband einsehen und abdrucken will. Dass die Digitalisierung ihre beiden Zwecke – Originale schonen und zugleich besser zugänglich machen – erfüllt, daran gibt es also keine Zweifel.

Fachleute warnen aber vor dem Irrglauben, dass die Informationen damit für alle Zeiten gerettet wären. Ob heutige Computerdateien jemals so alt werden wie die Originalpläne und Fotos, ist fraglich. Datenträger verfallen, Software und Hardware ändern sich, die Dateien müssen also immer wieder neu gesichert und auf aktuelle Medien kopiert werden. „Wir empfehlen, das Original als erste und wichtigste Sicherung gut zu behandeln“, sagte Ed Gartner von der Firma CD-LAB, die für das Scannen der Dokumente verantwortlich war.

Internet: DECA – verfügbar von September 2003 an: http://www.deca-forum.net

Quelle: FR-online, 22.8.2003

Tag der offenen Tür im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden

40.000 laufende Meter Akten werden im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden aufbewahrt. Ein schöner, aber klotziger, denkmalgeschützter Bau im Dresdner Regierungsviertel, voll mit Unterlagen, Urkunden, Karten und Plänen aus mehr als tausend Jahren. Die Überlieferung des sächsischen Staates seit dem 10. Jahrhundert. Hier wird aufbewahrt, was in sächsischen Behörden und Gerichten produziert oder dokumentiert wurde, damit unsereiner heute noch mal nachlesen kann: Zum Beispiel, wie sich die Markgrafen Friedrich III. und Balthasar von Meißen am 13. Mai 1356 über die Unteilbarkeit ihrer Länder auf Lebenszeit einigten, oder wie die Abgeordneten des Sächsischen Landtags 1881 den „humoristischen Rundgesang“ pflegten, oder wie die Jugendlichen der Firma Sanitätshaus Beckert in Bautzen Spottgedichte auf die SED schrieben. Aufbewahrt auch, damit künftige Generationen noch einmal im „Bericht der Unabhängigen Kommission der Sächsischen Staatsregierung zur Flutkatastrophe 2002“ nachschlagen können.

Da kommt natürlich ganz schön was zusammen. 20 Kilometer Akten werden jährlich in sächsischen Behörden angelegt, schätzt Andrea Wettmann, die Sprecherin des Staatsarchivs. Aber höchstens zwei bis fünf Prozent landen nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist im Staatsarchiv. „Wir schlagen Schneisen“, sagt Andrea Wettmann. „Eine unserer Hauptaufgaben ist das Vernichten.“ Was übrig bleibt, ist umfangreich genug. Der Archivbestand wächst und wächst, dabei ist das Gebäude auf der nach ihm benannten Dresdner Archivstraße schon mehr als voll. Längst werden Neuzugänge andernorts in Depots verwahrt, beispielsweise in Kamenz.

Thermokopien sind der „totale Horror“

Dringend müsste das Haus aus dem Jahre 1915 saniert werden. Der Fahrstuhl ist von 1935, Heizung, Elektrik und andere Technik sind ebenfalls antik. Von Klimatisierung ganz zu schweigen. Die großen Jugendstilfenster sind zwar schön, aber so viel Licht ist Gift für die offen in Regalen lagernden Akten. Behelfsweise sind die Scheiben derzeit mit gelber Folie beklebt, die vor UV-Strahlen schützt. „Wir brauchen auch dringend einen Magazin-Neubau“, sagt Archivleiter Guntram Martin. Fürs kommende Jahr sind erste Planungsmittel versprochen, vielleicht wird 2005 mit einem Neubau begonnen.

Die äußere Hülle ist das eine, das Innenleben ist nicht weniger problematisch. Denn die Aktenberge bröseln. Ungeschützt liegen die Mappen übereinander in alten Regalen, verstauben und verrotten. Dabei sind die rein mechanischen Schäden am Papier noch harmlos, erklärt Archivleiter Martin. Vor allem Industriepapiere sind anfällig für chemische Prozesse, die die Unterlagen schrittweise auflösen. Thermokopien zum Beispiel seien „der totale Horror“. „Wir sind bei der Lagerung bis an die Grenze des Machbaren gegangen“, sagt Martin.

Seit eineinhalb Jahren wird nun endlich verpackt. Ein riesiger Kraftakt bei laufendem Betrieb. 26 Hilfskräfte packen Päckchen, zwei Jahre lang. 25.000 laufende Meter Archivgut werden in 150.000 Kartons umgelagert. „Arbeit statt Sozialhilfe“ heißt die Fördermaßnahme, die die Hilfskräfte stellt und bezahlt. Auch dazu wird es wohl Akten geben, und auch die landen wohl wieder in Archiven, um verpackt zu werden.

Heiko Voigt steht zwischen den verstaubten Regalen im stickigen sechsten Stock und schwitzt. 18 Grad wären ideal, in den vergangenen Wochen war er froh, wenn es nur 35 waren. Mitten im Sächsischen Kriegsarchiv. Zurzeit sind die Monatslisten des königlichen Hauptzeughauses dran. 1859 und folgende. Verpflegung und Ausstattung der 7. Artillerie-Division. Mit viel Mühe lassen sich die Namen der Soldaten entziffern. Heiko Voigt guckt aber gar nicht rein. „Man kann das Meiste sowieso nicht lesen“, sagt der 34-Jährige.

Er greift zum Staubsauger. Mappe für Mappe entstaubt er mit einer Spezialbürste, schaut nach äußerlichen Beschädigungen, wickelt die Mappen in weißes Pergamentpapier und legt sich sorgfältig ab in säurefreie „Stülpdeckelkartons Nr. 4, aus Archivpappe, hell“. Alles wird sorgfältig beschriftet. Überall stehen Unmengen Kartons rum, zwischen den Regalen, in den Gängen auf den Fluren. Der Platz reicht einfach nicht mehr aus, denn verpackt brauchen die Akten viel mehr Lagerraum. Dafür kommen die Archivare sehr viel schneller an das, was sie suchen.

Zehn bis zwölf Meter schafft Heiko Voigt pro Tag. Eine ganz leichte Arbeit ist das nicht. Der Staub, die stickige Luft. Und volle Konzentration. Wehe, irgendwas kommt hier durcheinander. „Eine Minute Unaufmerksamkeit bedeutet 100 Jahre suchen“, hat Archivleiter Martin den Hilfskräften anfangs klargemacht. Den Spruch haben sie sich ans schwarze Brett geheftet. 20 000 laufende Meter haben die 26 Männer und Frauen bisher geschafft. Die Akten aus dem Forstrevier Moritzburg zum Beispiel warten noch oder die der sächsischen Gesandschaft in Wien aus der Zeit, als Sachsen noch Außenpolitik betrieb.

Eigentlich sei es ein Unding, dass überhaupt in den Magazinen gearbeitet wird, sagt Martin. Allein die menschlichen Ausdünstungen machen vielen Dokumenten zu schaffen. Anderswo, in modernen Archiven, sei das undenkbar. Aber irgendwie müssen die Mappen ja in die Kartons kommen. Nur die ganz wertvollen Stücke werden schon immer in Spezialschränken unter besonderen Bedingungen gelagert.

Die Schlüssel zu Augusts Privatgemächern

Die Schlüsselaffäre am Hof August des Starken zum Beispiel, dokumentiert durch königliche Schreiber und zwei Abdrücke von Schlüsseln zu Augusts persönlichen Gemächern. Die hatte 1718 seine Mätresse Maria Magdalena Gräfin von Dönhoff herstellen lassen. Die geplante Nachfertigung der Schlüssel in Prag kam jedoch aus unbekannten Gründen nicht zustande. 1719 übergab die an der Intrige beteiligte Maria Magdalena Helena von Schlangen die Schlüsselabdrücke an den König und geriet dabei selber in Verdacht. Doch August ließ schließlich Gnade vor Recht ergehen. Dies ist eine von vielen Episoden, deren Dokumente das Hauptstaatsarchiv am Sonnabend während eines Tags der offenen Tür zeigt. Besucher können dort interessantes Archivgut einsehen. Den Niederlassungsvertrag zwischen Sachsen und den USA mit eindrucksvollem Siegel zum Beispiel, 1846 unterschrieben vom US-Präsidenten James K. Polk und dem Außenminister und späteren Präsidenten James Buchanan. Oder die kuriose Tatortskizze eines Mordfalls in der Niederlößnitz. Die Leiche der Hanne Rosine Hässlich war am 5. März 1847 im Hof ihres Hauses gefunden worden. Direkt neben der Hundehütte. Das machte der Zeichner gleich mehrfach deutlich. Vor der Hütte bellt auf der Skizze ein kleines Tier, und damit’s keiner übersieht, steht noch deutlich darüber geschrieben „Hund“.

Am Sonnabend, 23. August, beteiligt sich das Sächsische Hauptstaatsarchiv erstmals mit einem „Tag der offenen Tür“ am „Gläsernen Regierungsviertel“ in Dresden. Von 11 bis 16 Uhr werden einmalige Originale aus der sächsischen Geschichte gezeigt.

Kontakt:
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14, 01074 Dresden
Frau Dr. Andrea Wettmann
Tel.: 0351/8006-138
andrea.wettmann@archive.smi.sachsen.de

Quelle: sz-online, 22.8.2003