Archivmitteilungen der westfälischen Kirche 2002/03

Als Doppelausgabe 12/13 2002/2003 sind jetzt die „Archivmitteilungen der westfälischen Kirche“ erschienen. In den Beiträgen widmet sich Wolfgang Günther u.a. den Änderungen des neuen Archivrechts, das seit dem 1. Januar 2003 für die Ev. Kirche von Westfalen gilt. Prinzipiell wurde in Westfalen das EKU-Archivgesetz vom Mai 2000 übernommen. Westfälische Spezifika wurden darüber hinaus in verschiedenen Ordnungen geregelt, insb. in der Archivbenutzungsordnung.

Die neuen archivrechtlichen Bestimmungen greifen die jüngsten Entwicklungen in der Rechtsprechung auf. In Bezug auf das Datenschutzrecht bedeutet das beispielsweise, dass das Gegendarstellungsrecht in das Gesetz aufgenommen wurde. Hinsichtlich der Übernahme von Archivgut aus den Beratungsstellen wurde nunmehr die Regelung getroffen, dass diese Unterlagen nur in anonymisierter Form übernommen werden dürfen – wie auch immer sich das in der Praxis und für die Forschung wird umsetzen lassen.

Das neue Archivrecht berücksichtigt jedoch durchaus auch die Wünsche der Historiker, denen vielfach der Zugriff auf v.a. personenbezogenes Archivgut mit dem Hinweis auf Sperrfristen versagt wurde. Diese verkürzte die westfälische Landeskirche um 20 Jahre, was der Regelung des nordrhein-westfälischen Archivrechts für die Staats- und Kommunalarchive entspricht (10 Jahre nach dem Tode bzw. 90 Jahre nach der Geburt).

Inhalt:

Vorwort (3)

Beiträge
Silke Busch
11. Arbeits- und Fortbildungstagung für Westfälische Kirchenarchivare – Ein Tagungsbericht (4)

Jens Murken
40 Jahre Landeskirchliches Archiv Bielefeld (9)

Jens Murken
Kurz vorgestellt: Neue Literatur zum Thema „Zwangsarbeit und die Kirche“ (15)

Archivpflege in der Praxis
Wolfgang Günther
Das neue Archivrecht in Westfalen (21)

Wolfgang Günther
Neues Kirchenbuchrecht in Westfalen (30)

Harri Petras
„Es ist ein Jammer…“ – Erfahrungsbericht eines Kreissynodalarchivpflegers (33)

Ulrich Althöfer
„Wir haben doch nichts…“? Zum Stand der Inventarisation des kirchlichen Kunstgutes in der EKvW (38)

Jens Murken
„Die katholische Kirche ist uns in diesem Punkt ja schon seit langem weit voraus.“ Die Entstehungsgeschichte des Pfarrerbuchs (44)

Matthias Rickling
Ehmann – Gerstein – Wilm. Ein Arbeitsbericht über die Ausstellungen des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld (53)

Geschichte
Hartmut Hegeler u. Hans-Jürgen Kistner
Anton Praetorius (1560-1613) – Ein früher Kämpfer gegen Hexenwahn und Folter war Rektor in Kamen (73)

Vicco von Bülow
Spuren des Patronats – auch in westfälischen Archiven (83)

Jens Murken
Impulse für die europäischen Kirchen. Präses Wilm – ein Pionier der Verständigung (94)

Geschichte in Quellen
Silke Busch
„Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit“ – Ein Konfirmand erzählt (106)

Aus den Archiven
Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv, Teil 1 (107)

Neue Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen (128)

Neue Bücher (141)

Nachrichten – Recherchen – Personalia (144)

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Ev. Kirche von Westfalen
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
0521/594-158 (-164)
archiv@lka.ekvw.de

Neue Quellensammlung des Historischen Museums Bielefeld

Geschichte selbständig erarbeiten – das ist die Grundidee von Lehrer Axel Jürgens aus Enger. Jetzt stellte er mit Schülern eine Quellensammlung zum Thema Industrialisierung in Bielefeld zusammen. Die fünf Arbeitsmaterialien gibt es im Historischen Museum. Sie stehen allen Lehrenden für Schulprojekte zur Verfügung.

„Der Geschichtsunterricht soll selbständiges Lernen fördern. Ein Besuch im Historischen Museum lohnt isch für jede Altersklasse“, sagt Jürgens aus eigener Erfahrung. Vor 13 Jahren haben er und seine Kollegen des Widukind-Gymnasiums in Enger den Blockunterricht eingeführt, in dem die Unterrichtsstunden einzelner Fächer für ein Quartal zusammen gelegt werden. Über diese Möglichkeit freut sich auch die Museumsleiterin Cornelia Foerster, da ansonsten viele Projekte aus organisatorischen Gründen zum Scheitern verurteilt wären. Die neue Quellensammlung sei bestens geeignet, um den Museumsbesuch zu einem pädagogisch wertvollen Erlebnis zu machen.

Die Arbeitsmaterialien gliedern sich in folgende fünf Aspekte:

  1. Leinengewerbe in Bielefeld vor der Industrialisierung
  2. Streit der Familie Delius
  3. Gründung von Fabrikanlagen
  4. Arbeits- und Lebensbedingungen
  5. Nachfolgeindustrien

Mit der neuen Quellensammlung haben die Mitarbeiter des Historischen Museums ihr museumspädagogisches Material verbessert. Zwei neue Führungsbläter – „Erlebte Geschichte“ und „Geschichte zum Mitmachen“ – weisen auf Kinderspiele, Führungen und Arbeitsbögen hin.


Kontakt:
Historisches Museum der Stadt Bielefeld
Ravensberger Park 2
33607 Bielefeld
www.historisches-museum-bielefeld.de

Weitere Info:
Cornelia Foerster: Das Historische Museum Bielefeld. Geschichtsdarstellung zwischen Rekonstruktion und Inszenierung, in: Fachgruppe Stadt- und Heimatgeschichtliche Museen im Deutschen Museumsbund: Zur Struktur der Dauerausstellung Stadt- und Heimatgeschichtlicher Museen, Frankfurt/M. 1998.

Quelle: Neue Westfälische, 2.7.2003.

Kriegswirtschaft in Worms

Wie waren die Arbeitsbedingungen während des Zweiten Weltkriegs in Worms? – Unter anderem dieser Frage geht Volker Brecher in seiner Buchvorstellung am Mittwoch, 19. Juli, um 19 Uhr in der alten Turbinenhalle von EWR (Klosterstraße 23) Worms nach.

Brecher ist Autor des neuen Buchs „Kriegswirtschaft in Worms“, das vom Stadtarchiv herausgegeben wurde. In seinem Werk beleuchtet er die Arbeitsbedingungen in der Nibelungenstadt von 1939 bis 1945. Dabei geht er auch auf den Einsatz von Zwangsarbeitern ein.

Volker Brecher hat sich bereits in seiner im Juni 2002 eingereichten Qualifikationsarbeit an der Universität Mainz (Volker Brecher, Arbeitsbedingungen in den Wormser Lederwerken Heyl-Liebenau 1939-1945 unter besonderer Berücksichtigung der Zwangsarbeiterproblematik [Staatsexamensarbeit Universität Mainz, 2002, masch. 248 S., 27 Abb., 17 Tabellen]) mit dem Thema befasst und grundlegende neue Erkenntnisse zu Fragen der Wormser Lederindustrie im Kriege und zur Frage der Beschäftigung und Arbeitsbedingungen der Fremdarbeiter gewinnen können. Brecher weitete die Bearbeitung des Themas auf weitere Wirtschaftszweige sowie die Frage des Schicksals der Kriegsgefangenen für das Stadtgebiet aus und recherchierte in den Akten der nach Worms eingemeindeten Vororte. Im Zuge dieser Arbeit, von der die Beantwortung der Anfragen einzelner Betroffener nach wie vor erheblich profitiert, wurden weitere melderechtliche Fragen betreffende
Unterlagen vor allem der Vororte verzeichnet und eine vorläufige Erschließung der in Abt. 180/2 (Lederwerke Cornelius Heyl AG) vorhandenen Archivalien aus dem Zeitraum ca. 1935 bis 1957 vorgenommen, die eine Nutzung der Akten ermöglicht.

Info:
Volker Brecher: Kriegswirtschaft in Worms,
Verlag Stadtarchiv,
Einführungspreis 20 Euro, Verkaufspreis 25 Euro.
Weitere Informationen unter der Telefonnummer (0 62 41) 853 4701.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Leitung: Dr. Gerold Bönnen
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
E-Mail: gerold.boennen@worms.de

Sekretariat: Marianne Sauer
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 01
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
E-Mail: marianne.sauer@worms.de

Archiv
Margit Rinker-Olbrisch
Magdalena Kiefel
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 02
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
E-Mail: stadtarchiv@worms.de
Martin Geyer
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 03
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
E-Mail: martin.geyer@worms.de

Fotoabteilung
Anneliese Dauphin
Ingeborg Abigt
Christina Kleber
Elvira Harbauer
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 05 bzw. – 47 06
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
E-Mail: fotoarchiv@worms.de oder fotolabor@worms.de

Jüdisches Museum/Synagoge
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 07
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 10
E-Mail: stadtarchiv@worms.de

Quelle: Wormser Zeitung / Main-Rheiner, 30.6.2003

Gedächtnis und Gewissen einer Stadt

Der neue Leiter des Bonner Stadtarchivs, Dr. Norbert Schloßmacher, recherchierte kürzlich in Minsk/Weißrußland nach Spuren ehemaliger Fremdarbeiter aus dem Zweiten Weltkrieg und fand auch noch einige Zeitzeugen, die Bonn, das seit zehn Jahren durch eine Städtefreundschaft mit Minsk verbunden ist, einladen wird.

Hinweise führten Schloßmacher aber auch zu einem Feld, auf dem Tote verscharrt worden waren. Zu diesen Toten gehören nach seinen Erkenntnissen auch 150 Bonner Juden – der erste große Transport von jüdischen Mitbürgern, der am 20. Juni 1942 die Stadt verließ, in das Lager Brostenez gebracht und dort liquidiert wurde.

Ein Fund, der Schloßmacher von neuem bestätigte, dass das Amt des Archivars so etwas wie das Gedächtnis und das Gewissen einer Stadt ist. – Als Schloßmacher 1987 an das Bonner Archiv kam, waren neben dem Leitenden Archivar noch zwei weitere wissenschaftliche Archivare tätig. Heute trägt Schloßmacher die Verantwortung allein, gestützt auf ein Team engagierter Mitarbeiter, das allerdings schon reduziert ist. So ist die Stelle des Verwalters des großen und wichtigen Bildarchivs nicht mehr besetzt worden. Schloßmacher ist als Stadtarchivar auch Geschäftsführer des Heimat- und Geschichtsvereins, der Arbeitsgemeinschaft aller hiesigen Geschichtsvereine und der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft.

Kontakt:
Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek
Stadthaus
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228/773684
Fax: 0228/774301
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Bonner General-Anzeiger, 4.7.2003

Zwangsarbeit in Münster und Umgebung 1939-1945

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs hinterließ auch in Muenster und Umgebung große Lücken auf dem Arbeitsmarkt, die ab Herbst 1940 zunächst durch Kriegsgefangene gefüllt wurden. Ab Sommer 1942 kamen erste zivile Arbeiterinnen und Arbeiter zum zwangsweisen Arbeitseinsatz nach Münster. Das Schicksal dieser mindestens 10.000 Männer, Frauen und Kinder, ihre Arbeits- und Lebensbedingungen sind Themen der vom Stadtarchiv Münster konzipierten Internetpräsentation. Jeder thematische Abschnitt wird eingeleitet durch Zeitzeugen-Aussagen. Dabei wird der Kriegschronist und Stadtarchivar Franz Wiemers zitiert, der die Wahrnehmung der „Fremden“ durch die Stadtgesellschaft wiedergibt. Dem gegenüber stehen die Aussagen zahlreicher ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, so dass die Seite der Betroffenen stets im den Vordergrund steht.

Das Angebot umfasst fünf Hauptgruppen:

  1. Nach Deutschland… mit vier Einzelportraets von Betroffenen, Erläuterungen zu der Frage, welche Gruppen zur Zwangsarbeit herangezogen wurden und einer Chronologie der Jahre 1939-2000, die allgemeine Ereignisse den speziellen Auswirkungen in Münster gegenüberstellt.
  2. Arbeit thematisiert die Zuteilung von Zwangsarbeitern und ihre Einsatzorte in der Landwirtschaft, im Handwerk sowie in der Bauindustrie, in Industrie und bei der Reichsbahn, bei der Stadtverwaltung und in Privathaushalten.
  3. Unterbringung Dieser Punkt stellt eine Besonderheit dar, da eine Datenbank zu 181 Lagern und Kartenmaterial zu den Lagerstandorten in Stadt- und Landkreis Münster eine besonders umfassende Recherche ermöglicht. Bei der Erarbeitung des Angebots sowie der Recherchen zu Erstellung von Zwangsarbeitsnachweisen fuer die Betroffenen fanden sich in zahlreichen Akten oder Publikationen Informationen oder Listen von Unterkünften und Lagern, in denen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Münster und Umgebung untergebracht waren. Diese ergaben durch ihre Zusammenführung in einer Datenbank ein umfangreiches Bild von den zwischen 1939 und 1945 vorhandenen Lagern und Unterkünften. Die Datenbank umfasst inzwischen 181 Datensätze.
    Der Datenbestand bildete die Grundlage fuer die Erarbeitung des Kartenmaterials zur Unterbringung ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im Stadt- und Landkreis Münster.
    Gerade beim Thema Unterbringung ist der Diskurs mit den Nutzern per E-Mail erwünscht.
  4. Disziplinierung: Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, vor allem die aus Osteuropa, unterlagen einem dichten Netz aus Kontrolle und Bestrafung. Dieser Teil der Präsentation beschäftigt sich mit den verschiedenen Vorschriften, Formen der Ueberwachung und Bestrafungen, die auch in willkürlichen Hinrichtung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern gipfelten.
  5. Im Abschnitt Nach 1945 geht es um die Rueckfuehrung der Betroffenen in ihre Herkunftslaender. Sie mussten Jahrzehnte auf ihre politische Rehabilitierung und Entschädigungen von deutscher Seite warten. Informationen zu den Themen Entschädigung sowie zu muensterischen Projekten der der Begegnung mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern runden die Darstellung ab.

Neben dieser Internetpräsentation des Stadtarchivs Münster wurde zum Thema Zwangsarbeit in Münster und Umgebung 1939-45 vom Stadtarchiv Münster und dem Geschichtsort Villa ten Hompel eine Wanderausstellung, die vom 20. Januar bis 1. März 2003 zu sehen war, und eine Dokumentation, die noch im Juli 2003 erscheinen wird, erarbeitet.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
Anja Gussek-Revermann
Hörsterstr.28
48143 Münster
Tel.: 02 51-4 92-47 12 oder 47 04
E-Mail: gussek@stadt-muenster.de
http://www.muenster.de/stadt/archiv

Quelle: Mailingliste Westfälische Geschichte, 19.6.2003.

Ad fontes – Hannoveraner Studis im Stadtarchiv Emden

„Einführung in die stadtgeschichtliche Forschung am Beispiel Emdens“ heißt das Hauptseminar-Thema des Historischen Fachbereiches der Universität Hannover. Zwölf Studierende sind in die Seehafenstadt gekommen, um sich mit den Originalakten des Emder Stadtarchivs auseinander zu setzen. Ausgewählt wurden Themen der frühen preußischen Zeit direkt nach der Übernahme Ostfrieslands durch Friedrich den Großen 1744. Dabei ist das Spektrum weit gefasst: Militärwesen, Emden als Garnisonsstadt, das Zunftwesen, das Vorbeifahrt-Recht, Juden in Emden, das Oldersumer Moor.

Der Leiter des Emder Stadtarchivs Dr. Rolf Uphoff hat die umfangreichen Vorarbeiten geleistet – und das mit viel Enthusiasmus, denn: „Es ist das erste Mal, dass wir in Zusammenarbeit mit einer Hochschule eine solche Veranstaltung durchführen.“ Aus Platzmangel ist man ins Pelzerhaus gegangen. Doch die Studenten sind überaus zufrieden. Man habe den Raum für sich, werde vom Stadtarchiv ständig mit nachgefragtem Material beliefert und fühle sich in Emden durchaus wohl.

Für Professor Dr. Carl-Hans Hauptmeyer, Historiker und Spezialist für die Bereiche Regional- und Lokalgeschichte, ist das Seminar „der pure Luxus“, eine „Kür, die man sich nicht so oft erlauben kann“. Denn abseits von überfüllten Hörsälen und überlaufenen Seminarräumen sich jedem Studenten einzeln widmen zu können, macht ihm besondere Freude. Und so hilft er denn auch geduldig, wenn die Schriften in den Akten gar zu schwer zu entziffern sind. Die alte Schrift flüssig lesen zu können, ist eines der Ziele des Seminars. Ein anderes die Beantwortung der Frage: Wie interpretiert man die Aussage originaler Aktenstücke?

Natürlich sind es nur kleine Segmente, die bearbeitet werden können, da die Studenten lediglich knapp vier Tage in Emden sind. Doch die Aufgabenstellung ist klar: Es sollen 15- bis 20-seitige schriftliche Hausarbeit entstehen, die dann womöglich auch publiziert werden, um einen zusätzlichen Anreiz zu schaffen. Das Seminar umfasst neben dem Aktenstudium vor Ort einen Anteil Emder Stadtgeschichte, „Trockenübungen“ zur Handschriftenkunde und eine Informationseinheit zu „Merkmalen der europäischen Stadt im 15. bis 18. Jahrhundert“.

Kontakt:
Stadtarchiv Emden
Kirchstraße 18
26721 Emden

Univ.-Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer
Historisches Seminar
Im Moore 21
Raum: B 213/214 (Hinterhaus)
D-30167 Hannover
Telefon: +49 (0)511/762-4434 und -4201 (Sekretariat)
Fax: +49 (0)511/762-4479
E-mail: hauptmeyer@hist-sem.uni-hannover.de

Quelle: Emder Zeitung, 4.7.2003 (Foto).

Führer durch Archive und Geschichtsmuseen Recklinghausens

„Hereinspaziert“: Neuer Führer durch Archive und Geschichtsmuseen im Kreis und Vest Recklinghausen erschienen !

Der Arbeitskreis vestischer Geschichts- und Heimatvereine e.V., der traditionell für die Herausgabe der Vestischen Zeitschrift verantwortlich zeichnet, würdigt die 200. Wiederkehr des Säkularisationsjahres (1803-2003) mit einer eigenen Publikation, deren Nutzen und Verwendbarkeit weit über das Gedenkjahr hinausreicht: mit einem handlichen und informationsreichen Führer durch die Stadtarchive, Geschichts-, Industrie- und Technikmuseen der Emscher-Lippe-Region. Dabei soll ganz bewußt das untergegangene Vest Recklinghausen, das im Geschichts- und Traditionsbewußtsein vieler Menschen von Bottrop, Gladbeck, Buer und Herten bis nach Waltrop noch präsent ist, in seinen alten Grenzen berücksichtigt werden.

Der vorliegende Archiv- und Museumsführer bahnt auf 48 farbig bebilderten Seiten Wege zu den Häusern und Institutionen der Geschichtsüberlieferung und soll das Regionalbewußtsein der Bürgerinnen und Bürger stärken. Neben Daten und Fakten zu den einzelnen Instituten finden sich Informationen zur Geschichte von Kreis und Vest Recklinghausen, Literaturangaben und Hinweise auf überregionale Einrichtungen mit geschichtsorientierter Zielsetzung. Ein solcher Leitfaden und Wegweiser in die Vergangenheit richtet sich an alle Kulturinteressierten, Heimatfreunde, Schüler und Studenten und lädt dazu ein, die unverwechselbare Geschichtslandschaft des nördlichen Ruhrgebietes neu zu entdecken. Die Broschüre ist in allen Stadtarchiven und Geschichtsmuseen im Kreis Recklinghausen sowie in Bottrop und Gelsenkirchen zu erhalten.

Kontakt:
Dr. Matthias Kordes
Leiter des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen
Hohenzollernstraße 12
45657 Recklinghausen
Email: Matthias.Kordes@recklinghausen.de
Tel./FAX: 02361 – 50-1901

Quelle: Mailingliste www.geschichtskultur-ruhr.de, 4.7.2003.

Neues aus dem Archiv der Glaubenskongregation

Der Münsteraner Kirchenhistoriker und Leibnizpreisträger Hubert Wolf berichtet erneut für die FAZ aus den seit 1998 zugänglichen Akten im Archiv der römischen Glaubenskongretation.

Im Inquisitionsarchiv befinden sich zahlreiche Akten zu jüdischen Themen, wobei es vor allem um das Zusammenleben von Juden und Christen gehe – um Handelsstreitigkeiten etwa oder um Mietpreisregelungen im Ghetto. Mehr als zweihundert Bände vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit einem Umfang von bis zu tausend Blättern haben sich allein in der „Stanza Storica“, einem umfangreichen Miscellanae-Bestand des Archivs, erhalten.

Diese bieten einen wichtigen Ansatzpunkt für die historische Forschung, der Anliegen es sein müsse, so Wolf, das verhältnis von Judentum und Katholizismus in einer „longue durée“ zu betrachten. Die ausschließliche Konzentration auf Pius XII. und den Holocaust würde den vielfältigen Dimensionen des Gesamtthemas nicht gerecht werden. Das umfangreiche Material zeige, wie wenig die gängigen Klischees vom Verhältnis zwischen Inquisition und Judentum geeignet seien, die historische Vielschichtigkeit ihrer Beziehung zu beschreiben. So sei zumindest für das 19. Jahrhundert eine neutrale bis wohlwollende Einstellung der Behörde gegenüber jüdischen Anbliegen festzustellen.

Anders als für den Bereich der bisher erforschten spanischen und portugiesischen Inquisition, wo alles Jüdische (und Muslimische) konsequent verfolgt wurde, zeichneten die römischen Akten ein anderes Bild. Die 1542 vorwiegend zur Abwehr des Protestantismus gegründete „Heilige Römische und Universale Inquisition“ war nicht nur für sämtliche jüdischen Belange, sondern auch Appelationsgericht – und zwar für ganz Italien. Sie nahm dabei eine doppelte Aufgabe wahr, indem sie einerseits die Christen vor den Juden zu „schützen“ hatte und andererseits die Juden vor den Christen.

Am Beispiel der römischen Oblatio-Akten, die sich auf die vor allem im 18. Jahrhundert in Oberitalien verbreitete Praxis der Zwangstaufe jüdischer Kinder durch zum Christentum konvertierte Verwandte beziehen, führt Wolf vor, dass sich ein eindeutiger Antisemitismus im Verhältnis der Inquisition zu den Juden nicht feststellen lasse. Vielmehr handele es sich um „ein durchaus ambivalentes Verhältnis“, das man vor dem Hintergrund der vormodernen Verhältnisse im Italien des 18. und 19. Jahrhunderts zu beurteilen habe: Es existierte weder eine Trennung von Staat und Kirche, noch Religionsfreiheit. Innerhalb dieses Rahmens sorgte die Inquisition für eine gewisse Rechtsordnung nach dem prinzip der doppelten Schutzherrschaft, die sich vor allem auch in der Kontrolle der Willkür lokaler Kirchenbehörden gezeigt hätte. In Bezug auf die Oblatio bedeutete das, dass man nicht um jeden Preis Seelen zugewinnen versuchte, sondern auf eine ernsthafte Bekehrung hinzuwirken versuchte. Benedikt XIV. lehnte im jahr 1747 die Taufe jüdischer Kinder ohne elterliche Zustimmung grundsätzlich ab.

Kontakt:
Prof. Dr. Hubert Wolf
Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte
der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU Münster
Johannisstraße 8-10
48143 Münster
hwolf@uni-muenster.de

Link: DFG-Projekt „Römische Inquisition und Indexkongregation in der Neuzeit„: www.buchzensur.de

Quelle: FAZ, 5.7.2003, Seite 38.

Kalliope II am Start

Mitte Mai 2003 startete die zweite Phase des von der DFG geförderten Projektes „Kalliope“. Kalliope bezeichnet in diesem Fall nicht eine der neun Musen, sondern ein Verbundinformationssystem, über das Autographen- und Nachlassbestände im Internet präsentiert werden können.

Kalliope beruht auf dem Zentralkatalog der Autographen (ZKA), von dessen rund 1,2 Mio. Karteikarten mittlerweile rund die Hälfte auf EDV übertragen worden ist. Die dadurch entstandene Datenbank wird kontinuierlich durch Retrokonversion, aber auch durch externe Teilnehmer aus ganz Deutschland erweitert. Je größer die Beteiligung an dem System, umso attraktiver wird das Angebot.

Grundlage des Kalliope-Verbundes ist das Regelwerk RNA – Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen. Diese 1997 erstmals veröffentlichten Regeln sollen konkretisiert und ausgebaut werden und Ende des Jahres in terminologisch überarbeiteter Form ein zweites Mal aufgelegt werden.

Ziel von Kalliope II ist die Schaffung einer geeigneten Schnittstelle, um auch nicht bibliothekarischen Institutionen die verstärkte Teilnahme an dem System zu ermöglichen. Insbesondere in Archiven und Museen lagern umfangreiche Nachlass- und Sammlungsbestände, die zukünftig in Kalliope eingebunden werden sollen. Die hierfür notwendige Schnittstelle wird mit Hilfe von XML realisiert, um eine neutrale Syntax zur Beschreibung sowie zur Suche der Dokumententypen entwickeln und diese in Kalliope praktisch anwenden zu können.

Durch diese Weiterentwicklung würde Kalliope zu einer umfassenden Suchmaschine für Nachlass- und Autographeninformationen in Deutschland werden. Die DFG unterstützt dieses Vorhaben und sieht Kalliope in Zukunft als eine endnutzerorientierte Bibliotheksdienstleistung, die gemeinsam mit den digitalen Fachbibliotheken und dem Karlsruher Virtuellen Katalog zu einer Virtuellen Bibliothek Deutschland ausgebaut werden kann. Im Hinblick auf die Anforderungen an das Kalliope-Portal sei es wünschenswert, dass neben der Information über Dokumente auch digitale Bilder der Dokumente selbst verfügbar gemacht werden.

Den Projektpartnern der zweiten Phase von Kalliope stehen als konkrete Ziele vor Augen a) die Verbesserung der Darstellung eigener Erschließungsleistungen und die Einbindung der Bestände in einem gemeinsamen Kontext, b) Impulse für die Arbeitsverfahren an den Beständen der Nachlässe und Autographen sowie für die weitere Entwicklung der hauseigenen EDV-Systeme und c) die Entwicklung von gemeinsamen Erschließungsstandards und deren Erprobung. – Da Archive üblicherweise keine Einzelblätter, sondern vor allem Konvolute erschließen, Lebensdaten zu Personen nicht angeben, sie hingegen kontextbezogen erschließen, wird es bei Kalliope II auch darum gehen, die archivischen Standards mit den bibliothekarischen abzugleichen.

Projektpartner von Kalliope II sind das Deutsche Museum München, die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, das Hauptstaatsarchiv Stuttgart, das Landesarchiv Berlin, die Staatsbibliothek zu Berlin sowie Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt a.M.

Umfangreiche Hintergrundinformationen sind auf der Kalliope-Seite zu finden: http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/

Unterlagen zu Kommandanten der Emsland-Lager zugänglich

Die Europäische Union will die Erforschung der Biographien ehemaliger Kommandanten der emsländischen Konzentrationslager mit 18.000 Euro fördern. Der Oldenburger Historiker Hans-Peter Klausch solle untersuchen, unter welchen Bedingungen Menschen aufwachsen und „die Bereitschaft entwickeln, einem verbrecherischen Regime dort zu dienen, wo Terror und Mord ihre schlimmsten Folgen zeigen“, sagte der Leiter des Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) in Papenburg, Kurt Buck.

Bislang gebe es nur wenig Informationen über die ehemaligen Lagerkommandanten, sagte Buck. Wichtige Quellen seien nicht zugänglich gewesen. Erst nach Ende des „Kalten Krieges“ seien viele Archive geöffnet worden. So habe das Zentrum seit Jahresbeginn rund 1.000 Akten über Lagerkommandanten und SS-Wachmänner der Emslandlager aus dem ehemals unter US-Verwaltung stehenden „Berlin Document Center“ erhalten. Dessen Unterlagen sind inzwischen in den Besitz des Bundesarchivs übergegangen.

Buck erwartet auch Aufschlüsse darüber, welche Kommandanten der Emslandlager später „Karriere“ in größeren Konzentrationslager machten oder wer in „Ungnade“ von SS und NSDAP fiel. Außerdem solle geprüft werden, ob, wie vermutet, die Moorlager eine Art „Schule“ für das SS-Wachpersonal war.

In den 15 Emslandlagern wurden von den Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 etwa 80 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene und bis zu 180 000 Kriegsgefangene inhaftiert. In den Moorlagern starben bis zu 30 000 Menschen, vermutlich überwiegend sowjetische Kriegsgefangene.

Der Historiker Dr. Hans-Peter Klausch (Jahrgang 1954) studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Von 1996 bis 2000 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Forschungsprojekt „Quellen zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen“ im Niedersächsichen Staatsarchiv Oldenburg tätig. Von Hans-Peter Klausch liegen zahlreiche Veröffentlichungen zu Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit und zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs vor.

Kontakt:
Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager 
Wiek rechts 22 
26861 Papenburg 
Tel: 04961 – 916306
http://www.diz-papenburg.de/

Postanschrift:
Postfach 1132 
26851 Papenburg 
Fax: 04961 – 916308 
mail@diz-emslandlager.de

Quelle: Ostfriesen Zeitung, 1.7.2003