Einblicke ins Schweriner Stadtarchiv

Das gute Stück ist in Leder und Holz gebunden und mit Messingschließen bewehrt: Das Stadtbuch von 1424 ist das älteste Stück im Schweriner Stadtarchiv in der Stellingstraße, wo sieben Mitarbeiter die Bestände pflegen. Die Urkunde über die Gründung Schwerins durch Heinrich den Löwen 1160 existiert nicht mehr. „Schwerin ist im 16. und 17. Jahrhundert dreimal abgebrannt“, erklärt Archivleiter Dr. Bernd Kasten. Da hätten die damaligen Archivare nur gerettet, was wichtig war. „Im Stadtbuch waren Grundstücksgeschäfte und Hypotheken verzeichnet.“ Es ging um Geld, deshalb hat der Foliant überlebt. Allerdings sind die uralten Akten aus Pergament oder Hadernpapier (aus Textilabfällen hergestellt) auch haltbarer als die Unterlagen der späteren Jahre.

Besonders Bestände ab etwa 1850 sind vom Zerfall bedroht – auch in Schwerin. „Damals wurde Holzpapier eingeführt“, erläutert Dr. Kasten. Es ist stark säurehaltig und wird mit der Zeit brüchig.

Das Verfahren zur Konservierung kostet 10 bis 15 Cent pro Blatt. Da die betroffenen Bestände hunderte Regalmeter füllen, ist die Konservierung eine finanzielle und handwerkliche Mammutaufgabe. Dr. Kasten kündigt an: „Vom nächsten Jahr an wollen wir unseren Restaurierungs-Haushaltstitel für die Papierkonservierung verwenden.“ Bücher und Karten sind bereits restauriert, die alten Zeitungen sind mikroverfilmt.

81 Regalmeter Akten sind 2002 ins Stadtarchiv gewandert, in der Archiv-Außenstelle in der Weststadt haben sich Bestände auf 2.000 Regalmeter Länge angesammelt. Auf fünf Prozent beziffert Dr. Kasten den Anteil, der schließlich als Päckchen wohlverschnürt in die endlosen Regalschluchten wandert, beschriftet mit Zahlen und Buchstaben, die nur dem Eingeweihten den Weg weisen. Manche Päckchen werden nie wieder aufgeschnürt.

Man solle sich aber nicht täuschen, sagt Dr. Kasten. „Ich dachte auch, die Korrespondenz der Kleingärtner mit dem Liegenschaftsamt aus dem 19. Jahrhundert werde nie jemand brauchen.“ Schon eine Woche später habe der Kleingärtner-Kreisverband nachgefragt… „Wir beurteilen, was irgendwann wichtig sein könnte“, erklärt Dr. Bernd Kasten die Herausforderung seines Berufes. „Irgendwann“ wird dabei in Jahrhunderten gemessen, deutsche Archive reichen bis zu 1.000 Jahre zurück. „Was einmal ins Archiv einsortiert ist, bleibt dort für immer.“

Kontakt:
Landeshauptstadt Schwerin
Stadtarchiv
19053 Schwerin
Tel.: (03 85) 56 29 70

Ansprechpartner:
Benutzerdienst: Jens-Uwe Rost
Tel.: 5 93 62 44
Rainer Blumenthal
Tel.: 59 80 10 61
Archivleiter: Dr. Bernd Kasten
E-Mail: Stadtarchiv@schwerin.de

Außenstelle (Bauakten- und Grundbucharchiv)
Willi-Bredel-Str. 18
19059 Schwerin
Tel.: 7 45 28 30
Ansprechpartner: Jörg Moll

Quelle: SVZ, 23.7.2003

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