Dem Brand der irakischen Nationalbibliothek beim Einmarsch der US-Truppen in Bagdad ist die unersetzliche Sammlung mittelalterlicher Handschriften zwar entgangen, vernichtet ist dagegen der gesamte Bestand an gedruckter Literatur. „Für Historiker des modernen Irak ist das ein großer Verlust“, sagt der Berliner Orientalist und Direktor des Instituts für Asien- und Afrika-Wissenschaften an der Humboldt-Universität, Peter Heine.
Die Bibliothek in Bagdad verfügte über zwölf Millionen Bände, darunter alle seit Anfang des 20. Jahrhunderts im Irak publizierten Bücher sowie die größte Sammlung arabischer Zeitschriften. Werke aus früheren Epochen, vor allem dem 19. Jahrhundert, waren mit der Beschlagnahmung vieler Privatbibliotheken während der Diktatur Saddam Husseins in die Magazine gelangt.
Die rund 50.000 mittelalterlichen Handschriften, über die die Bibliothek verfügte, waren dagegen zum Zeitpunkt des Brandes in einem Bunker ausgelagert und haben dort die Plünderungen unversehrt überstanden. Geringer als zunächst befürchtet waren offenbar auch die Verluste beim Brand des Ministeriums für religiöse Angelegenheiten in Bagdad. Dort wurden 7.000 Urkunden über religiöse Stiftungen verwahrt, von denen die ältesten in die frühe Neuzeit zurückreichen. Als verloren gelten müssen davon etwa 2.000, die übrigen waren zum Zeitpunkt der Eroberung Bagdads an einen sicheren Ort ausgelagert.
Quelle: Westfalenpost 22.7.2003.