Die Suche nach Zeitzeugen, nach Text- und Fotomaterial aus vergangenen Jahrhunderten ist für Sabine Forejt von der Beschäftigungsgesellschaft Ziegelei Benzin zum Hobby geworden. Mittlerweile umgeben sie etwa 50 Aktenordner, in denen zu exakt 463 Ziegelei-Standorten im Land Informationen zu finden sind. Denn in Benzin In Benzin entsteht ein Archiv über Ziegeleien in Mecklenburg-Vorpommern.
Besonders tiefgründige Recherchen liegen zu der Ziegelei in Benzin vor. Sie wurde 1907 gegründet und war bis 1972 in so genannter privater Hand. Dann wurde die Produktionsstätte, in der acht bis 16 Mitarbeiter beschäftigt waren, verstaatlicht. Mit dem Fall der Mauer kam das Aus für der Betrieb, der 1990 noch 200.000 Ziegel produzierte. Nachdem anschließend Rückübertragungsansprüche gewährt worden waren, kaufte die Beschäftigungsgesellschaft 1995 die alten, seinerzeit verfallenen Gebäude und ließ in den vergangenen Jahren ein technisches und teilweise noch produzierendes Denkmal entstehen, das im Land seinesgleichen sucht. „Wir haben in Benzin die einzige Ziegelei mit Hoffmannschem Ringofen, die noch produziert“, sagt Sabine Forejt nicht ohne Stolz. Als die heute 31-jährige Frau vor acht Jahren begann, sich mit der Geschichte der Ziegelei in Benzin auseinander zu setzen, ahnte sie nicht, dass aus dieser Arbeit ein Hobby werden könnte.
Für eine solche Arbeit sei ein gewisses Maß an Interesse und Neugierde sowie persönlicher Einsatz notwendig. Und so kamen die Nachforschungen auch nicht zum Erliegen, als Sabine Forejt einige Zeit arbeitslos war. „Man kann die Geschichte nicht ruhen lassen“, sagt sie mit Überzeugung.
Als das Interesse in Benzin über die dortige Ziegelei hinaus wuchs, kam Unterstützung aus Schwerin gerade recht. Dr. Friedrich Wilhelm Borchert hatte bereits 1992/93 mit ähnlichen Recherchen begonnen und stellte den Benzinern schließlich seine Arbeitsergebnisse zur Verfügung. „Das war schon sehr viel, was dabei zusammen getragen wurde“, sagt Sabine Forejt. Dennoch machte sie sich auf die Suche, durchstöberte Museen und Archive des Landes, um noch mehr Material zu bekommen. Anfangs gestaltete sich diese Arbeit als schwierig.
Nachdem die 31-Jährige dieses Mal über ein so genanntes gemeinwohlorientiertes Arbeitsförderungsprojekt seit Ende 2002 eine dreijährige Anstellung als Projektleiterin des Museums in Benzin gefunden hat, kann sie auch das Archivieren wie gewünscht fortsetzen. Es gab in fast jedem kleinen Ort eine Ziegelei, weiß die Archivarin zu berichten. Aus der näheren Umgebung tauchen solche Orte wie Karbow, Lübz, Daschow, Karow und Plau auf. Gegründet wurden die Einrichtungen zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Die Aufzeichnungen im Benziner Archiv reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Große Hilfe bei der Suche findet Sabine Forejt auch im Bundesverband der deutschen Ziegelindustrie e.V., der regelmäßig zu Fachtagungen einlädt. Dabei werden nicht nur Erfahrungen, sondern mitunter auch alte Fotos ausgetauscht. Besonders lebendig wird die Geschichte jedoch, wenn Zeitzeugen in Benzin „auftauchen“ und über das Erlebte berichten. Großes Ziel der Forscher ist der Erhalt des Kulturerbes, nahe liegendes Interesse: Publikationen über die Geschichte der Ziegelei in Benzin und später über die heute größtenteils verfallenen Stätten im Land Mecklenburg-Vorpommern.
Kontakt:
›Ziegelei Benzin‹-Beschäftigungsgesellschaft mbH
Ziegeleiweg 8
19386 Benzin
Telefon: 038731/8059
Telefax: 038731/8060
E-Mail: ziegelei-benzin@t-online.de
www.ziegelei-benzin.de
Weiterführende Links:
www.lehm-backsteinstrasse.de
www.fal-ev.de
Quelle: SVZ online, Zeitung für Lübz-Goldberg-Plau, 22.7.2003 (mit Foto)