Auf der Tagung „Wider das Vergessen – Erinnerungskultur im deutschen Sport“, die am 27. und 28. Juni 2003 vom Deutschen Olympischen Institut in Berlin durchgeführt wurde (Tagungsbericht), präsentierte der Potsdamer Sporthistoriker Hans-Joachim Teichler ein Dokument, dass Zweifel daran aufkommen lässt, dass die Erziehungsziele des Sportfunktionärs Professor Dr. Hermann Altrock (1887-1980) wirklich „stets an seinem Bild von einer harmonischen Menschenbildung geprägt“ waren, wie es in seiner Biographie heißt.
Teichler zitierte aus einer Akte von 1943, in der Altrock als Sturmbannführer der SA bezeichnet und folgendermaßen zitiert wird: „Eine neue Weltanschauung muß von innen her aufgebaut werden, zunächst immer den Menschen aufgezwungen werden. Der SA ist damit auch die Aufgabe gestellt, den deutschen Mann vom Leib aus zu erziehen und neu zu formen. Diese Erziehung gipfelt in dem Bild der hohen kämpferischen Rasse nordischer Prägung.“
Das Zitat stammt aus einem Protokoll von „Wehrkampftagen“ der SA in Leipzig, wo Altrock Professor war. Teichler hält die Diktion für authentisch. Er schlug vor, dass der Deutsche Sportbund (DSB) sein Altrock-Stipendium für Dissertationen demnächst für das Thema Hermann Altrock ausschreibe. Auch Andreas Klages vom DSB sagte, es bestehe Handlungsbedarf. 1976 hatte der Verband Altrock als „besonders verdiente Persönlichkeit“ mit der Carl-Diem-Plakette ausgezeichnet.
Quelle: FAZ, 1.7.2003.