Die Europäische Union will die Erforschung der Biographien ehemaliger Kommandanten der emsländischen Konzentrationslager mit 18.000 Euro fördern. Der Oldenburger Historiker Hans-Peter Klausch solle untersuchen, unter welchen Bedingungen Menschen aufwachsen und „die Bereitschaft entwickeln, einem verbrecherischen Regime dort zu dienen, wo Terror und Mord ihre schlimmsten Folgen zeigen“, sagte der Leiter des Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) in Papenburg, Kurt Buck.
Bislang gebe es nur wenig Informationen über die ehemaligen Lagerkommandanten, sagte Buck. Wichtige Quellen seien nicht zugänglich gewesen. Erst nach Ende des „Kalten Krieges“ seien viele Archive geöffnet worden. So habe das Zentrum seit Jahresbeginn rund 1.000 Akten über Lagerkommandanten und SS-Wachmänner der Emslandlager aus dem ehemals unter US-Verwaltung stehenden „Berlin Document Center“ erhalten. Dessen Unterlagen sind inzwischen in den Besitz des Bundesarchivs übergegangen.
Buck erwartet auch Aufschlüsse darüber, welche Kommandanten der Emslandlager später „Karriere“ in größeren Konzentrationslager machten oder wer in „Ungnade“ von SS und NSDAP fiel. Außerdem solle geprüft werden, ob, wie vermutet, die Moorlager eine Art „Schule“ für das SS-Wachpersonal war.
In den 15 Emslandlagern wurden von den Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 etwa 80 000 KZ-Häftlinge und Strafgefangene und bis zu 180 000 Kriegsgefangene inhaftiert. In den Moorlagern starben bis zu 30 000 Menschen, vermutlich überwiegend sowjetische Kriegsgefangene.
Der Historiker Dr. Hans-Peter Klausch (Jahrgang 1954) studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Von 1996 bis 2000 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Forschungsprojekt „Quellen zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen“ im Niedersächsichen Staatsarchiv Oldenburg tätig. Von Hans-Peter Klausch liegen zahlreiche Veröffentlichungen zu Widerstand und Verfolgung während der NS-Zeit und zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs vor.
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Quelle: Ostfriesen Zeitung, 1.7.2003