Kriminalität im Frankfurt des 18. Jahrhunderts

Für seine Habilitationsschrift hat der Historiker Joachim Eibach die „Criminalia“, also die Prozessakten aus den reichsstädtischen und freistädtischen Zeiten Frankfurts untersucht. Die Mitschriften von 11.000 Strafverhandlungen in der Zeit vom 16. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lagern im Archiv des Instituts für Stadtgeschichte im Karmeliterkloster. 700 Fälle hat Joachim Eibach, der unter anderem als Privatdozent an der Justus-Liebig-Universität in Gießen lehrt, ausgewertet. Sein rund 480 Seiten schweres Buch „Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18. Jahrhundert“ ist jetzt erschienen

Darin konzentriert der Autor sich nicht auf die Skizzierung der Verbrechen, sondern sucht nach Hinweisen auf die damaligen Lebensverhältnisse. „Die Akten enthalten Aussagen von Delinquenten, Opfern und Zeugen. Sie sind häufig Angehörige einer Schicht, über die es sonst kaum schriftliche Zeugnisse gibt.“ Aspekte wie Stadtfrieden, Ehre und Nahrung spielten eine zentrale Rolle für die Bürger.

Neben Nachbarschaftsquerelen, Diebstahl und Betrug wurden auch Mord und Totschlag verhandelt. Aber statistisch gesehen waren die Frankfurter vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weniger gewalttätig als heute. Die verhängten Strafen spiegeln den wachsenden Einfluss der Aufklärung wieder. „Die Strafe erhielt einen neuen Zweck: Nicht mehr Sünde oder Reue stand im Vordergrund, sondern Erziehung“, so Joachim Eibach. Der Pranger oder der hölzerne Esel, mit denen die Delinquenten dem öffentlichen Hohn ausgeliefert wurden, verloren an Bedeutung.

  • Joachim Eibach: Frankfurter Verhöre. Städtische Lebenswelten und Kriminalität im 18. Jahrhundert, Schöningh Verlag Paderborn 2003, 44 Euro.

    Weitere Titel von Joachim Eibach zum Thema:
  • Kriminalitätsgeschichte zwischen Sozialgeschichte und Historischer Kulturforschung, in: Historische Zeitschrift (1996).
  • Städtische Gewaltkriminalität im Ancien Régime, in: Zeitschrift für Historische Forschung (1998).

Quelle: FR, 3.7.2003

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