Ein Jahrhundert deutsche und internationale Zeitgeschichte in bewegten Bildern bietet ein neues Pilotprojekt im Internet. Filmmaterial aus der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, Aufnahmen aus der westdeutschen und der ostdeutschen Wochenschauen sowie Dokumentationen von den Nürnberger Prozessen bis zum Fall der Mauer können kostenlos abgerufen werden. Unter www.wochenschau-archiv.de kann jeder Interessierte das Archiv durchstöbern und Filmausschnitte recherchieren und verwerten, wie Studio Hamburg mitteilte.
Das Internetportal wurde von der Studio Hamburg Fernseh-Allianz eingerichtet; das Pilotprojekt wird gemeinsam vom Bundesarchiv und der DEFA-Stiftung sowie deren Auswerter Deutsche Wochenschau, Transit Film und Progress Film-Verleih getragen. Das Online-Archiv umfasst bereits 100 Stunden Material und wird kontinuierlich ausgebaut. Insgesamt werden allein 10.000 Wochenschauen oder umgerechnet 2.000 Stunden Filmmaterial ausgewertet; vieles davon war noch nie im Fernsehen zu sehen.
Zu den Trägern:
Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin
Das Filmarchiv ist eine Abteilung des Bundesarchivs, in das seit dem 3. Oktober 1990 das Staatliche Filmarchiv der DDR eingegliedert ist. Damit ist es eines der größten Filmarchive der Welt und das zentrale deutsche Filmarchiv. Im Kinematheksverbund arbeitet es mit anderen filmarchivischen Einrichtungen in Deutschland zusammen; auf internationaler Ebene bilden die FIAF (Fédération Internationale des Archives du Film) und die ACE (Association des Cinématheques Européenes) das Forum für filmarchivische Kooperation. Sein Sitz ist in Berlin, ein neues Filmbearbeitungsgebäude und ein Magazin zur Lagerung von Nitromaterialien entsteht derzeit in Dahlwitz-Hoppegarten.
DEFA-Stiftung Berlin
Die DEFA-Stiftung wurde im Januar 1999 gegründet. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurden die zu DDR-Zeiten volkseigenen DEFA-Studios privatisiert. Vom Privatisierungsprozeß ausgenommen waren die Rechte an den von 1946 bis 1990 produzierten Filmen. Bundesregierung und Treuhandanstalt, die die Transformation der DDR- Wirtschaft auf marktwirtschaftliche Bedingungen vornahm, respektierten den von den Filmemachern der DEFA artikulierten Wunsch, die von ihnen geschaffenen Filmwerke nicht in Privateigentum zu veräußern, sondern sie einer Stiftung zu übertragen.
Deutsche Wochenschau GmbH Hamburg
Die Neue Deutsche Wochenschau GmbH wurde im Dezember 1949 in Hamburg gegründet. Im Dezember 1955 erfolgte die Umwandlung der Firma Neue Deutsche Wochenschau in DEUTSCHE WOCHENSCHAU GmbH, seit 1978 ist die DEUTSCHE WOCHENSCHAU eine Tochterfirma der MULTIMEDIA GmbH. Ab 1950 wurden verschiedene Wochenschauen hergestellt, wie NEUE DEUTSCHE WOCHENSCHAU, WELT IM BILD, UFA und ZEITLUPE.
Transit-Film GmbH München
Die im Jahre 1966 gegründete Transit Film GmbH ist exklusiv mit der gewerblichen weltweiten Auswertung der Filmdokumente aus den Beständen des Bundesarchiv-Filmarchiv Berlin, schwerpunktmäßig bis 1945, beauftragt. Darunter befinden sich unter anderem Stumm- und Tonfilmwochenschauen der Deulig-Woche, Messter-Woche, Ufa-Wochenschau, Terra-Wochenschau, Tobis-Wochenschau, Emelka-Ton-Woche, Deutsche Wochenschau und Dokumentarfilme.
Progress-Filmverleih GmbH Berlin
Die PROGRESS Film-Verleih GmbH wertet weltweit exklusiv den gesamten Filmstock der 1946 gegründeten Deutschen Film AG (DEFA) aus. Universelle Auswertungsrechte an über 10.000 Filmtiteln mit unzähligen Stunden Programm, Millionen Meter Filmmaterial aus Dokumentation und Reportage umfasste das DEFA-Filmerbe zu dem Zeitpunkt, als die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) 1997 den PROGRESS Film-Verleih privatisierte. Dazu gehören mehr als 2.000 DEFA- Wochenschauen „Der Augenzeuge“. Zu diesem Bestand kamen seit 1990 zahlreiche Neuproduktionen und umfangreiches Material aus 40 Produktionsjahren der Tellux-Beteiligungsgesellschaft mbH, die seit 2001 alleiniger Gesellschafter des PROGRESS Film-Verleih ist.
Quelle: dpa, www.heise.de