Nach der Pensionierung des langjährigen Leiters des Stadtarchivs Bielefeld, Professor Reinhard Vogelsang, ist dessen Stelle im letzten Jahr zunächst nicht wiederbesetzt worden. Die Leitung des Stadtarchivs ging über in die Hände des Stadtbibliotheksleiters.
Gegen die personellen Kürzungen erhoben verschiedene Stimmen, nicht zuletzt aus dem Kreis der Fachkollegenschaft anderer Archive der Stadt, öffentlich Protest, da das Stadtarchiv mitsamt seiner Landesgeschichtlichen Bibliothek die zentrale Anlaufstelle für lokal- und regionalgeschichtliche Forschung sowie für private Recherchen ist und eine besondere Bedeutung für den Geschichtsunterricht in den allgemeinbildenden Schulen besitzt.
Nun überraschen Stadtarchiv Bielefeld und der Historische Verein der Grafschaft Ravensberg, wie die NW am 14. Mai berichtet, mit der problematischen Idee, freiwilligen Helfern im Rahmen der „Zeitgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft“ des Historischen Vereins die Erschließung und Verzeichnung (zunächst) eines größeren Bestandes zu übertragen. Es geht in diesem Fall um das im Stadtarchiv deponierte Archiv der Firma Dürkopp-Adler im Umgang von 88 lfd. Metern.
Zwar ist prinzipiell nichts gegen einen qualifizierten Einsatz von Ehrenamtlichen auch bei den Kernaufgaben eines Archivs einzuwänden – notwendig ist aber eben die fachgerechte Qualifizierung dieses Personenkreises, die nur unter Anleitung des Archivs geschehen darf und kann. Da eine weitere Mitarbeiterin des Bielefelder Stadtarchivs, dem Zeitungsbericht zufolge, aber in Kürze Elternzeit in Anspruch nimmt, erscheint genau diese Möglichkeit der Aufsichtführung und fachlichen Anleitung weiter eingeschränkt zu sein. Nichtsdestotrotz wirbt die Zeitgeschichtliche Arbeitsgemeinschaft um weitere interessierte Teilnehmer an diesem Projekt. Deren Leiter Klaus Böcker, ehemaliger Leiter einer Hauptschule in Bielefeld, hofft, dass sich noch zahlreiche weitere Ehrenamtliche finden, die sich daran machen, die Bücher, Broschüren und Ordner des Bestandes zu sichten.
Man kann nur hoffen, dass das Stadtarchiv Bielefeld sich durch einen solchen zwar gut gemeinten, aber wohl – im Blick auf die fachliche Qualifikation – dem Prinzip „Masse statt Klasse“ geschuldeten Verzeichnungsprojekt nicht letztlich mehr Arbeit aufbürdet als bereits zuvor nicht abzuleisten war.
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