Aus Sparzwängen plant die Stadt Heilbronn offenbar die Schließung des dortigen „Kleist-Archivs“ und die Übergabe des Bestandes an das größere Kleist-Museum in Frankfurt an der Oder, der Geburtsstadt des Dichters Heinrich von Kleist (1777-1811). Das Heilbronner Archiv geht zurück auf die Arbeitsbibliothek des Stuttgarter Philologen Professor Helmut Sembdner (1914-1997), der zahllose Dokumente zu Kleists Leben und Werk erschlossen und auch ediert hat. Sembdner hatte vor dem Zweiten Weltkrieg in Berlin Germanistik und Zeitungswissenschaften studiert. Über eine Preisaufgabe seiner Universität zum Thema „Die Berliner Abendblätter Heinrich von Kleists, ihre Quellen und ihre Redaktion“ sollte er den Inhalt seines wissenschaftlichen Lebens finden. 1991 wurde seine Sammlung als „Kleist-Archiv Sembdner der Stadt Heilbronn“ in die dortige Stadtbibliothek übernommen, was dem damaligen CDU-Bürgermeister viel Lob einbrachte. Nunmehr scheint der Gemeinderat, auf Antrag der örtlichen CDU, im Zuge drastischer Sparmaßnahmen zur Schließung des Kleist-Archivs gezwungen zu sein – ein unangenehm bornierter Schritt, wie die SZ am 7.4. kommentiert, da man nicht nur eine überregional angesehene Kulturarbeit missachte, sondern aufgrund langfristiger Miet- und Arbeitsverträge nur eine vergleichsweise geringe Summe einsparen könne.
Der Heilbronner Gemeinderat hat unterdessen in seiner Sitzung am 10. April beschlossen, dass das Kleist-Archiv Sembdner in Heilbronn weder aufgelöst noch nach Frankfurt/Oder verlagert wird, sondern in Heilbronn verbleibt. Allerdings müsse das Archiv, wie die SZ am 12.4. berichtet, zehn Prozent seiner Gesamtkosten einsparen, was mehr als 17.000 Euro entspricht.