Iserlohner Lokalgeschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Vortragsreihe des Stadtarchivs Iserlohn startet ins zweite Halbjahr 2025.

Das neue Programm des Stadtarchivs Iserlohn für die stadtgeschichtliche Vortragsreihe im zweiten Halbjahr 2025 liegt vor. Von September bis November 2025 bietet die seit 2012 etablierte Veranstaltungsreihe ein vielfältiges Angebot für alle stadt- und regionalgeschichtlich Interessierten.


Stadtarchivar Rico Quaschny ist überzeugt, dass die Mischung aus lokalen und regionalen Themen wieder ein interessiertes Publikum begeistern wird: „Besonders freut mich, dass die zeitliche Bandbreite der Themen dieses Mal vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht. Mit der Biografie von Johann Stephan Pütter, der Geschichte des Evangelischen Waisenhauses, dem Westfalenlied sowie der Erinnerungskultur an den Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie die NS-Zeit legen wir ein vielfältiges Programm vor, das sich an ein breites Publikum richtet.“

Die Reihe beginnt mit einer besonderen Veranstaltung am Dienstag, 9. September, im Stadtarchiv. Bei einer Lesung mit Kurzvortrag wird der Göttinger Jura-Professor Johann Stephan Pütter (1725-1807) vorgestellt. Pütter wurde vor 300 Jahren – genauer am 25. Juni 1725 – in Iserlohn geboren und galt als außergewöhnlich begabtes Kind. Er studierte in Marburg, Halle und Jena und übernahm bereits als Anfang 20-jähriger eine Professur an der Juristischen Fakultät der Universität Göttingen, der er trotz zahlreicher Abwerbungsversuche bis zu seinem Tod 1807 treu blieb. Pütter veröffentlichte über einhundert Werke, galt als begnadeter Lehrer und renommierter Staatsrechtler. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht eine Lesung des Archivteams aus den ausführlichen Lebenserinnerungen Pütters, mit der ein Eindruck von der Persönlichkeit des berühmten Iserlohners vermittelt werden soll. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Am Dienstag, 23. September, befasst sich die Historikerin Dr. Lea Krull von der Universität Münster in dem Vortrag „Du Land von Wittekind und Teut“ mit dem Westfalenlied. 1869 bei einem Aufenthalt in Iserlohn verfasst, galt das „Westfalenlied“ von Emil Rittershaus um die Jahrhundertwende als inoffizielle Regionalhymne Westfalens. In den 1950er Jahren bot es Anlass, um kontrovers über die Modernisierung des Westfalenbildes zu streiten. Aktuell ist die im Stadtarchiv Iserlohn verwahrte Reinschrift des „Westfalenliedes“ von Rittershaus als Leihgabe in der Ausstellung „775 – Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn zu sehen.

Am Dienstag, 21. Oktober, erläutert der Historiker Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen, wie die Kriegsendphase 1944/45 und das Kriegsende in Südwestfalen verliefen. Er bettet damit in seinem Vortrag das Geschehen in und um Iserlohn in die Ereignisse in der Region ein. Der ursprünglich bereits für das erste Halbjahr 2025 angekündigte Vortrag musste verschoben werden und schließt den Themenschwerpunkt zum 80. Jahrestag des Kriegsendes ab.

Dr. Walter Wehner, Literaturwissenschaftler und Lokalhistoriker aus Iserlohn, thematisiert in dem Vortrag „Ehrenmale – Gedenktafeln – Gräberfelder“ am Dienstag, 28. Oktober, die lokale Erinnerungskultur für die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918. Er skizziert, auf welch vielfältige Weise Angehörige, Arbeitgeber, Vereine sowie die Stadt Iserlohn und die einzelnen heutigen Stadt- und Ortsteile ihrer Kriegstoten gedachten und stellt in exemplarischen Beispielen einzelne Gefallene und Erinnerungsorte vor.

Am Donnerstag, 6. November, wird in Kooperation mit dem Erzieherischen Jugendschutz der Stadt Iserlohn der Ende 2024 von einer Iserlohner Projektgruppe erarbeitete Film „Erinnern im Nahraum“ gezeigt. Der etwa einstündige Film bietet nach einer Einführung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Iserlohn und zum Nationalsozialismus Einblicke in Schicksale jüdischer Personen aus Iserlohn. Vorgestellt werden die Familie Becker, das Ehepaar Martha und Willy Giebe, die Familie Ehrlich sowie Paul Hoffmann. Abschließend widmet sich der Film der Erinnerungskultur in Iserlohn. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Der Vortrag „Kinder, Waisen, Waisenhaus – 250 Jahre Evangelisches Waisenhaus Iserlohn“ von Dr. Theo Stiller, Pädagoge und Lehrbeauftragter an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Bielefeld, beschließt am Dienstag, 18. November, die Veranstaltungsreihe. Der Referent, der von 1953 bis 1956 als viertes Kind des „Hausvaters“ im Iserlohner Kinderheim aufgewachsen ist, hat eine historisch-literarische Chronik verfasst, die im Aschendorff-Verlag in Münster erscheint. Sein Fokus liegt nicht auf der Kirchengemeinde und den Pastoren, sondern auf der Geschichte der „armen Leute“.

Als bewährter Kooperationspartner der Veranstaltungsreihe tritt die Volkshochschule Iserlohn auf, die alle Angebote in ihr neues Programm aufgenommen hat.

Alle Vorträge beginnen dienstags um 18.30 Uhr im Fanny-van-Hees-Saal der VHS Iserlohn, Bahnhofsplatz 2. Der Eintritt je Vortrag beträgt 6 Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen 3 Euro.

Die Lesung am Dienstag, 9. September, beginnt um 18.30 Uhr im Stadtarchiv in der Alten Post, Theodor-Heuss-Ring 5. Der Film wird am Donnerstag, 6. November, um 18.30 Uhr in der VHS Iserlohn gezeigt. Für Lesung und Film wird kein Eintritt erhoben.

Das Faltblatt mit der Terminübersicht und kurzen Informationstexten zu den einzelnen Veranstaltungen liegt im Stadtarchiv, der VHS und anderen Kulturinstituten sowie in der Stadtinfo aus. Es wird auf Wunsch gern zugesandt und ist im Internet unter www.archiv-iserlohn.de abrufbar.

Die Veranstaltungen im zweiten Halbjahr 2025 im Überblick:

  • Dienstag, 9. September, 18.30 Uhr (Stadtarchiv)
    Johann Stephan Pütter (1725-1807) – „… gar aus Westphalen!“
    Eine Lesung aus den Lebenserinnerungen des Rechtsgelehrten zu seinem 300. Geburtstag
  • Dienstag, 23. September, 18.30 Uhr (VHS)
    „Du Land von Wittekind und Teut“. Das „Westfalenlied“ als umstrittene Regionalhymne
    Vortrag von Dr. Lena Krull, Münster
  • Dienstag, 21. Oktober, 18.30 Uhr (VHS)
    Die Kriegsendphase 1944/45 und das Kriegsende in Südwestfalen
    Vortrag von Dr. Ralf Blank, Hagen
  • Dienstag, 28. Oktober, 18.30 Uhr (VHS)
    Ehrenmale – Gedenktafeln – Gräberfelder. Zur Erinnerungskultur für die Kriegstoten Iserlohns von 1914 – 1918
    Vortrag von Dr. Walter Wehner, Iserlohn
  • Donnerstag, 6. November, 18.30 Uhr (VHS)
    Erinnern im Nahraum
    Eine filmische Dokumentation auf den Spuren jüdischen Lebens und zu den Folgen des Nationalsozialismus in Iserlohn
  • Dienstag, 18. November, 18.30 Uhr (VHS)
    Kinder, Waisen, Waisenhaus – 250 Jahre Evangelisches Waisenhaus Iserlohn
    Vortrag von Dr. Theo Stiller, Bielefeld

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn in der „Alten Post“
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Tel.: 02371 / 217-1921
archiv@iserlohn.de

Volkshochschule Iserlohn
Im Stadtbahnhof
Bahnhofsplatz 2
58644 Iserlohn
Tel.: 02371 / 217- 1943
Fax: 02371 / 217-4414
vhs@iserlohn.de

Quelle: Stadt Iserlohn, Pressemitteilung, 20. August 2025.

Neuerscheinungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg

Wer sich mit der reichen Geschichte der Stadt Aschaffenburg von der „Mainzer Zeit“ bis zur Zugehörigkeit zu Bayern beschäftigt, kommt um die jährlichen „Mitteilungen“ des Stadt- und Stiftsarchivs kaum herum. Der neue, Mitte Mai erschienene Band bietet auf 187 Seiten eine Fülle an stadt- und kulturgeschichtlichen Beiträgen, die von einem ausführlichen Jahresbericht des Archivs und diversen Einblicken in die Arbeit des „Gedächtnisses“ der Stadt ergänzt werden.


Der Bogen spannt sich dabei von einem Blick auf die Familie Brentano, genauer den Philosophen Franz Brentano (1838–1917) und dessen Teilnachlass in Graz, über die Anfangsgeschichte der Aschaffenburger Hotels bis hin zu umfangreichen musikgeschichtlichen Beiträgen: Hier sei auf den Aufsatz zur Bachgesellschaft ebenso verwiesen wie auf den umfangreichen zweiten Teil der Geschichte der Musikerförderung durch den „Friederizianischen Fonds“.

Mit Jean Stock steht außerdem eine zentrale Gestalt der politischen Geschichte Aschaffenburgs und Mitgestalter des Grundgesetzes im Zentrum eines Beitrags.

Dass die Beiträge des Archivteams historische und digitale Aspekte gekonnt kombinieren, darauf weist der zuständige Referent, Bürgermeister Eric Leiderer, mit Nachdruck hin: „Das Stadt- und Stiftsarchiv“ ist ein wichtiger „Player“ im Rahmen der städtischen Digitalstrategie und wird mit seinen stadtgeschichtlichen Mitmach-Plattformen auch überregional viel beachtet.“

Der neue Band der „Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv“ ist ab sofort für 15 Euro im Webshop des Archivs (https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/produkt/mitteilungen-aus-dem-stadt-und-stiftsarchiv-band-17-2025) sowie im Buchhandel verfügbar. Mitglieder des Geschichts- und Kunstvereins erhalten je ein Exemplar kostenfrei.


Eine weitere Neuveröffentlichung trägt den Titel „POP AB. Sammlung Aschaffenburger Popgeschichte(n)“. Dabei handelt es sich um den erweiterten und mit Ergänzungen versehenen Begleitkatalog zur gleichnamigen Aschaffenburger Ausstellung aus dem Jahr 2024 (AUGIAS-Net berichtete). Das Ergebnis: mehrere Hundert Seiten, prall gefüllt mit Geschichten, Bands, Auftrittsorten und Personen der Aschaffenburger Musikkultur. Der Band ist sowohl über den Webshop (https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/produkt/pop-ab-sammlung-aschaffenburger-popgeschichten) als auch über den Buchhandel erhältlich.

Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Band 17 (2025), 187 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN 978-3-922355-48-9, 15 Euro.

POP AB. Sammlung Aschaffenburger Popgeschichte(n), hg. von Joachim Kemper, Aschaffenburg 2025, 274 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, ISBN: 978-3-922355-49-6, 20 Euro.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021 / 330-2420
E-Mail: stadtarchiv@aschaffenburg.de

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Pressemitteilungen, 22. Mai 2025 und 5. Juni 2025.

Archiv und Wirtschaft 2/2025

Soeben erschien die neue Ausgabe von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW).


Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2025

AUFSÄTZE

Claus-Carsten Andresen: Das Firmenarchiv im Newsroom – Corporate History Communication bei Dr. Oetker (60–70)
Catrin Blanke: Roncalli Archiv – Zwischen Gestern und Morgen (71–79)
Joachim Scholtyseck: Zum Umgang mit schwierigen Phasen und Aspekten der Unternehmensgeschichte (80–93)

DISKUSSIONSFORUM

Felix Krebber: Das integrierte Archiv: organisatorische und prozedurale Verankerung für Integrierte Strategische Geschichtskommunikation (94–99)

REZENSIONEN

Hans-Erhard Lessing und Harald Hagemann: Robert Bosch. Sechs Stunden für die Rettung der Welt (Volker Beckmann) (100–102)
MVV Energie AG (Hrsg.): 150 Jahre Mannheimer Energien. Wasser, Strom und Wärme von MVV (Siegfried Buchhaupt) (103–107)

Nachruf Peter Göb (Michael Pohlenz) (108–110)
Nachruf Dr. Angela Toussaint (Richard Winkler) (110–111)

Rezensionsliste (112–113)
Impressum (116)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH-4070 Basel
Telefon: +49 159 06825241
E-Mail: martin.muenzel@wirtschaftsarchive.de
https://www.wirtschaftsarchive.de/publikationen/archiv-und-wirtschaft/

Rheinischer Archivtag 2025 in Viersen

Thema: „Archive nachhaltig und zukunftsfähig?“

Am 26. und 27. Juni fand in Viersen der 58. Rheinische Archivtag statt. Gemeinsam mit dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (AFZ) empfing das Kreisarchiv Viersen in der Festhalle der Stadt über 200 Delegierte.


Abb.: Beim Archivtag (v.l.): Dr. Matthias Herm (stellv. Leiter Kreisarchiv Viersen), Dr. Mark Steinert (Leiter LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum), Jens Ernesti (stellv. Kulturdezernent) und Dr. Thomas Krämer (Gebietsreferent LVR für das Kreisarchiv) (Foto: Kreis Viersen).

In drei Sektionen betrachteten die Teilnehmenden verschiedene Aufgabenfelder der modernen Archivarbeit, deren Bewältigung zentral für die aktuelle und zukünftige Bedeutung von Archiven in einer demokratischen Gesellschaft sind.

In der ersten Sektion wurden Archive als Orte zur Aufbewahrung und Sicherung von Kulturgut thematisiert, wobei der Fokus auf neuen Gebäudekonzepten und zeitgemäßen Funktionsbauten lag. In einem Vortrag wurde beispielhaft das in der Pfarrkirche St. Paul neu errichtete Bischöfliche Diözesanarchiv Aachen vorgestellt. Neben diesem konkreten rheinischen Bauprojekt konnten neue Gebäudekonzepte für Depot- und Archivgebäude präsentiert werden, die einen Weg hin zu so genannten „Sammlungszentren“ zur Nutzung durch mehrere Kunst- und Kultureinrichtungen einschlagen.

Die zweite Sektion widmete sich der wohl größten Herausforderung im 21. Jahrhundert und untersuchte Archive als digitale Orte. Sowohl die Digitalisierung der Archivarbeit als auch der sich rasant entwickelnde Einsatz von KI stellen vor allem kleine und mittlere nichtstaatliche Archive vor enorme Aufgaben. Mögliche Lösungsansätze wurden anhand von Erfahrungsberichten aus dem Stadtarchiv Aachen in der „Digitalen Modellregion Aachen“, dem Landesarchiv Saarbrücken sowie dem erfolgreichen Kooperationsprojekt zeitpunkt.nrw vorgestellt.

Am Ende des ersten Tages hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an einer historischen Stadtführung durch die Viersener Innenstadt und einem traditionellen Abendempfang teilzunehmen.

Die dritte Sektion nahm am Freitag ein weiteres zentrales Thema in den Blick: Archive als Orte der Bildung als Teil der demokratischen Zukunftsgestaltung. Dem Überblicksvortrag zum aktuellen Stand der Archivpädagogik und historischen Bildungsarbeit in den rheinischen Archiven schloss sich ein Praxisbericht aus dem Kreisarchiv Viersen an. Der Blick über die Grenze in die niederländische Nachbarschaft richtete sich in diesem Jahr auf das Stadtarchiv Roermond. Ausgehend von diesen Praxisbeispielen erweiterte der abschließende Vortrag zur Weiterentwicklung des Archivportal-D noch einmal die Perspektive hin zu den Archivnutzern als zentralem Bezugspunkt der Archivarbeit.

Im Anschluss an das Tagungsprogramm hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, das Kreisarchiv Viersen in parallelen Führungen kennenzulernen.

Tagungsblog

Kontakt:

Quelle: Kreis Viersen, Pressemeldung, 27. Juni 2025.

14. Tag der Archivare in Luxemburg

Tagung beleuchtete Chancen und Herausforderungen des Einsatzes von KI.

Am 13. Juni fand in Luxemburg die 14. Ausgabe des Tags der Archivare (Journée des archivistes) statt. Die vom Verein Luxemburger Archivare (VLA) organisierte jährliche Veranstaltung stand dieses Jahr unter dem Motto „KI – Chancen und Möglichkeiten”.


Abb.: Tag der Archivare 2025 (Foto: Christian Lekl/VLA).

Ziel der Tagung war es, Expertinnen und Experten aus den Bereichen Archive, Bibliotheken, Forschung und Technologie zusammenzubringen, um den Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen zu beleuchten. Der Tag war in drei Hauptthemen strukturiert:

1. Pionierarbeiten zum Einsatz von KI in Archiven

Im Eröffnungsvortrag wurde das Projekt SOCFACE vorgestellt, das aufzeigt, wie KI genutzt wird, um eine bessere Erkenntnis der französischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts anhand von Militärakten zu erlangen. Einrichtungen wie das Bundesarchiv oder Creative Commons berichteten anschließend über ihre Erfahrungen mit Texterkennung, rechtlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit KI und innovativen Interaktionsformen.

2. Automatisierte Verarbeitung und Erschließung von Archivgut

Anhand von konkreten Werkzeugen wie SIMARA oder InventAIre wurde gezeigt, wie KI zur automatischen Konvertierung von Findmitteln oder zum Umgang mit sensiblen Daten eingesetzt werden kann. Ein dritter Vortrag unterstrich die Nutzung von KI bei der Auswahl, Bewertung und Beschreibung von E-Mail-Beständen.

3. Analyse und Auswertung mithilfe von KI

Die Beiträge zeigten unter anderem, wie KI zur Verbesserung von Dienstleistungen, zur Erstellung digitaler 3D-Modelle des Kulturerbes und zur Einhaltung von Datenschutzvorgaben beitragen kann.

Die Tagung machte deutlich, dass KI sowohl eine große Chance als auch eine Herausforderung darstellt. Einerseits ermöglicht sie die Automatisierung zeitaufwendiger Aufgaben (Texterkennung, Findmittelbearbeitung) und erleichtert den Zugang zu Archivgut, andererseits eröffnet sie neue Formen der Vermittlung. Gleichzeitig wirft ihr Einsatz wichtige Fragen auf: Dazu gehören Datenqualität, algorithmische Transparenz sowie der Schutz von Rechten und Privatsphäre. In den Podiumsdiskussionen wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass für die Entwicklung und Nutzung einer KI, die Innovation mit Ethik und Nachhaltigkeit verbindet, eine enge Zusammenarbeit zwischen Archivaren, Informationswissenschaftlern, Juristen und Forschern erforderlich ist.

Kontakt:
VLA – Veräin vun de Lëtzebuerger Archivisten
30, rue Pierre Maisonnet
L-2113 Luxembourg
vla_archives@yahoo.com

Quelle: Tagungsbericht von Christian Lekl, 30. Juni 2025.

Aufruf zur Solidarität nach Brand im Archiv der Fliedner-Kulturstiftung

Wertvolle Kulturgüter beschädigt und zerstört.

Von einem Brand am 19. Mai 2025 in der Entsorgungszentrale des Florence-Nightingale-Krankenhauses der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf sind insbesondere das im Gebäude befindliche Archiv sowie das Museumsdepot der Fliedner-Kulturstiftung betroffen. Wertvolle Kulturgüter sowie historische Akten wurden zerstört oder sind stark beschädigt. Die Fliedner-Kulturstiftung ist für die Restaurierung dringend auf Spenden angewiesen.


Abb.: Dr. Norbert Friedrich sichtet die Schäden im Archiv der Fliedner Kulturstiftung (Foto: Kaiserswerther Diakonie/F. Elschner).

Das Archiv der Fliedner-Kulturstiftung umfasste etwa 300 Regelmeter mit Briefen, Dokumenten und Berichten aus dem Nachlass des Gründers der Kaiserswerther Diakonie, Theodor Fliedner, sowie der Kaiserswerther Schwesternschaft. Im Depot des Pflegemuseums wurden neben Nachlässen der Familie Fliedner auch viele Zeugnisse der Diakonissen aufbewahrt, die diese von ihren weltweiten Reisen mitgebracht hatten.

Besonders betroffen sind die historischen Schwesternakten, Verwaltungsakten aus dem 19. Jahrhundert sowie mehrere Protokollbücher der Schwesternschaft, die teilweise verbrannt oder durch Löschwasser bzw. Verrußung stark beschädigt wurden.

Nach ersten Schätzungen geht Dr. Norbert Friedrich, Leiter der Fliedner-Kulturstiftung, davon aus, dass etwa 20 Prozent der Aktenbestände zerstört sind. Durch Brand, Löschwasser und/oder Ruß wurden etwa weitere 40 Prozent der historischen Akten beschädigt. Zerstört wurden auch wertvolle Objekte wie der historische Apothekenschrank sowie viele Erinnerungsstücke und kulturelle Gegenstände, die die Diakonissen von ihren Reisen weltweit mitgebracht hatten.

Zudem entstanden erhebliche Sachschäden im Zentrallager des Krankenhauses, mehrere Gebäudeteile sind derzeit aufgrund von Ruß- und Rauchschäden nicht oder nur eingeschränkt nutzbar. Personen kamen nicht zu Schaden. Die Brandursache ist noch ungeklärt .

„Ein besonderes Problem stellt die Reinigung der verrauchten Akten dar. Alle betroffenen Dokumente müssen sorgfältig von Ruß und Brandrückständen befreit, die Aufbewahrungsmappen und Boxen ausgetauscht werden. Diese aufwendigen Maßnahmen werden voraussichtlich erhebliche Kosten verursachen, deren Umfang aktuell noch nicht einmal zu beziffern ist“, erläutert Dr. Norbert Friedrich.

Die nach der ersten Prüfung wahrscheinlich noch rettbaren Akten und Objekte wurden zu einem Spezialunternehmen nach Krefeld gebracht, wo sie zunächst sorgfältig gesäubert werden. Alle weiteren Restaurierungsschritte werden mit der Fliedner-Kulturstiftung eng abgestimmt und durch Experten durchgeführt.


Abb.: Eines der Beispiele, die es zu retten gilt: Diese Holzfigur brachte eine Diakonisse aus Afrika mit (Foto: Kaiserswerther Diakonie/A. Debusmann).

Pfarrer Jonas Marquardt, Vorstand Kaiserswerther Diakonie, äußert sein tiefes Bedauern über die Verluste: „Der Brand ist ein schwerer Schlag für uns, unsere Stiftung und für alle, die sich für den Erhalt unseres kulturellen Erbes einsetzen. Besonders schmerzt uns der Verlust des historischen Apothekenschranks und der wertvollen Zeugnisse unserer internationalen Schwesternschaft. Gleichzeitig ist es aber auch ein Moment, in dem wir die Solidarität der Gemeinschaft brauchen. Jede Spende hilft uns dabei, die Schäden zu bewältigen und das kulturelle Erbe Fliedners für zukünftige Generationen zu sichern.“

Die Fliedner-Kulturstiftung bittet um Spenden, um die dringend benötigten Restaurierungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen finanzieren zu können.

Spendenkonto:
Kontoinhaber: Fliedner-Kulturstiftung Kaiserswerth
KD-Bank
IBAN: DE 40 350 601 90 10137 00016
BIC: GENODED1DKD
Verwendungszweck: „Spende Brand“

Kontakt:
Kaiserswerther Diakonie
Alte Landstraße 179
40489 Düsseldorf
https://www.kaiserswerther-diakonie.de/

Quelle: Pressemitteilung, 11. Juni 2025.

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 2/2025


In der zweiten diesjährigen Ausgabe der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ wird auf die vor 145 Jahren in unserer Stadt ins Auge gefassten Pläne zum Bau einer Pferdeeisenbahn für den Transport von Menschen, gleichsam aber auch zur Bedienung des innerstädtischen Güterverkehrs, eingegangen.

Darüber hinaus soll in einem kurzen Artikel auch an das in diesem Jahr bevorstehende 50-jährige Jubiläum der Geraer Pionier- bzw. ab 1990 Parkeisenbahn im Geraer Tierpark erinnert werden.

Ein dritter Artikel informiert über die Entdeckung der „Lindenthaler Hyänenhöhle“ im Geraer Ortsteil Pforten 1874 sowie den Fund des vollständigen Skeletts des „Pohlitzer Wollhaarnashorns“ im Jahr 1904.

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle Herausforderungen und historische Themen rund um die Arbeit des Stadtarchivs.

Der Informationsbrief wird per E-Mail versandt und kann auf der Internetseite im Downloadbereich heruntergeladen werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-214
stadtarchiv@gera.de

AUGIAS-Archiv X jetzt auf Englisch verfügbar

Mehr als 130 Formulare auf Mehrsprachigkeit umgestellt.

Mit dem neuen Release 81 liegt die Archivsoftware AUGIAS-Archiv X erstmals in einer mehrsprachigen Version vor. Anwenderinnen und Anwender können direkt im Anmeldeformular die gewünschte Sprache der Programmoberfläche auswählen. Zunächst stehen die Sprachen „Deutsch“ und „Englisch“ zur Verfügung. Weitere Sprachen sollen folgen; so sind eine französische und eine italienische Version bereits in Planung.



Für die Mehrsprachigkeit mussten mehr als 130 Formulare mit rund 6700 Sprachelementen (darunter Labels, Schaltflächen, Kontextmenüs, Hinweismeldungen und Tooltips) bearbeitet und übersetzt werden. Ermöglicht wurde dies durch ein eigens entwickeltes Sprachentool, mit dem jedem deutschen Sprachelement die englische Übersetzung zugeordnet wurde. Weitere Sprachen können auf gleichem Weg implementiert werden.

Eine weitere Neuerung: Die im Programm verwendeten Währungssymbole werden nun automatisch an das in den Windows-Systemeinstellungen gewählte regionale Format angepasst.

Die Bereitstellung englischsprachiger Verzeichnungsformulare ist für eines der nächsten Releases geplant. Da der Anwender in AUGIAS-Archiv X die Möglichkeit hat, die Feldbezeichnungen der Verzeichnungsformulare nach seinen Wünschen zu ändern, konnten diese Begriffe nicht einfach mit dem Sprachentool übersetzt werden.

Als Verwaltungssoftware für mittlere und große Archive bietet AUGIAS-Archiv X eine Vielzahl von Features und Funktionen für alle wichtigen archivischen Arbeitsabläufe. Neben der Bestandsregie zur Verwaltung der Archivtektonik und Verzeichnung der Bestände nach ISAD(G) umfasst das Programm u.a. Funktionen für die Zugangsverwaltung, Restaurierung und Recherche sowie für den Import und Export. Optional sind Module zur Benutzungs- und Magazinverwaltung sowie Schnittstellen zu Dokumentenmanagement-Systemen und elektronischen Langzeitarchivlösungen erhältlich.

Mit dem ersten mehrsprachigen Release wurde ein wichtiger Schritt vollzogen, um das Programm auch Anwendern außerhalb des deutschen Sprachraums zugänglich zu machen.

Kontakt:
AUGIAS-Data GmbH
Im Südfeld 20
D-48308 Senden
Tel.: +49 (0)2536 – 341006
Fax: +49 (0)2536 – 341007
info@augias.de

AUGIAS-Data zu Gast beim WDR Münster

Karl-Theo Heil im Lokalzeit-Interview.

Seit kurzem hat die AUGIAS-Data GmbH einen neuen Systemadministrator, der wie sein Vorgänger aus dem Iran stammt. Aus diesem Anlass sprach Geschäftsführer Karl-Theo Heil am 30. April in der WDR Lokalzeit Münsterland über die besonderen Herausforderungen, die mit der Einstellung von Arbeitnehmern aus dem Nicht-EU-Ausland verbunden sind.

Die Aufzeichnung ist bis zum 30. April 2026 in der ARD-Mediathek verfügbar (Interview mit Karl-Theo Heil ab 16:39).

AUGIAS-Data entwickelt seit 1991 Software für Archive, Museen und Verwaltungsbibliotheken und ist dadurch der führende Hersteller von Erschließungssoftware im deutschsprachigen Raum geworden. Zu den Kunden gehören große Staats- und Wirtschaftsarchive ebenso wie mittelgroße Kommunal- und Kirchenarchive oder ehrenamtlich geführte Archive von Heimatvereinen. Gut 1.600 Archive, Bibliotheken und Museen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg, Italien, Belgien, Dänemark und den USA nutzen AUGIAS-Produkte.

Kontakt:
AUGIAS-Data GmbH
Im Südfeld 20
D-48308 Senden
Tel.: +49 (0)2536 – 341006
Fax: +49 (0)2536 – 341007
info@augias.de

WDR Landesstudio Münster
Mondstraße 144
48155 Münster
Tel.: 0251 3113 0
studio.muenster@wdr.de

LVR-Archiv- und Fortbildungszentrum zu Gast im Kunsthaus und im Stadtarchiv Troisdorf

Einsteigerkurs vermittelt „Basiswissen Archivarbeit“ in praxisnahen Modulen.

Das Kunsthaus in der Mülheimer Straße in Troisdorf stand am 19. März im Mittelpunkt eines besonderen Fortbildungsworkshops. Bereits zum zweiten Mal fand die eintägige praktische Übung des einwöchigen Einsteigerkurses „Basiswissen Archivarbeit“ in Troisdorf statt. Der Leiter des Hauses und Fotokünstler Frank Baquet ermöglichte dem Stadtarchiv Troisdorf und dem LVR-Archiv- und Fortbildungszentrum die Nutzung dieser interessanten Lokalität der Stadt.

Abb.: Gruppenbild mit Bürgermeister Alexander Biber im Kunsthaus (Foto: LVR-AFZ).

Archivleiterin Antje Winter und Monika Marner vom LVR-AFZ hatten sich im Vorfeld über mögliche Programmpunkte ausgetauscht und den Tag organisiert. Bürgermeister Alexander Biber begrüßte die 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und hob die Wichtigkeit der kommunalen Archive als kulturelle Gedächtnisse und unerlässliche Dienstleistungseinrichtungen hervor. Baquet ging im Anschluss kurzweilig auf die vielseitige Geschichte des Kunsthauses ein. Als Großbäckerei in den 1920er Jahren in Betrieb genommen, ist das Haus heute ein etablierter Treffpunkt der freien Troisdorfer Kunst- und Musikszene.

Archivar Johannes Ehrengruber sprach anschließend über das wichtige Thema Erschließung im Archiv. Sie ist eine der archivfachlichen Kernaufgaben und macht die Nutzung des Archivguts überhaupt erst möglich. Die Teilnehmenden konnten sich so ein Bild von der Erschließungs- und Verzeichnungsarbeit im Stadtarchiv Troisdorf machen.

Praktische Übungen mit historischen Akten, aber auch die Arbeit mit noch nicht bewerteten Unterlagen folgten im Workshop „Verzeichnung“. Neben Akten stand auch ein Teil des Sammlungsgutes wie ausgewählte Fotografien und Ansichtskarten im Fokus der Übungen. Frau Winter und Herr Ehrengruber hatten eine Vielzahl von interessanten Unterlagen aus den Archivmagazinen nun im Kunsthaus bereitgelegt. Nach der Mittagspause wurde das Stadtarchiv im Rathaus besichtigt.

Das LVR-Archiv- und Fortbildungszentrum Pulheim veranstaltet jährlich diesen einwöchigen Kurs. Er richtet sich insbesondere an Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger ohne archivische Ausbildung. „Basiswissen Archivarbeit“ versucht gestrafft in einer Woche die grundlegenden Inhalte in praxisnahen Modulen durch Archivarinnen und Archivare zu vermitteln. Wegen des Mangels an ausgebildeten Fachkräften hat diese Form der beruflichen Fortbildung eine längere Tradition. Ziel des Seminars ist die praxisnahe Vermittlung von grundlegenden archivischen Kenntnissen. Ein Praxistag ist fester Kursbestandteil.

So hat die Zusammenarbeit zwischen Stadtarchiv und Kunsthaus auch bereichernde Folgen für das Archiv. Frank Baquet kündigte bereits an, vielfältige Unterlagen aus den vergangenen Jahren zusammenzustellen. Veranstaltungsplakate, Fotos, Programme, auch das erste Gästebuch des Kunsthauses werden Eingang in die Sammlung des Stadtarchivs finden. Auch dieser Sammlungsschwerpunkt ist ein wichtiger Bereich in der Überlieferung. Daher ist das Stadtarchiv Troisdorf bemüht diese Lücken zu schließen und nimmt auch gerne Unterlagen von Privatpersonen entgegen.

Kontakt:
Stadtarchiv Troisdorf
Tel.: 02241/900-135 (Frau Winter)
E-Mail: stadtarchiv@troisdorf.de

Quelle: Stadt Troisdorf, Pressemitteilung, 19. März 2025.