Kölner Materialen werden künftig in Düsseldorf bearbeitet

98 Prozent der Dokumente, die am 3. März 2009 mit dem Historischen Archiv der Stadt Köln in die KVB-Baugrube am Kölner Waidmarkt stürzten, gelten als geborgen. Allerdings sind die Akten und Bücher, die damals in 35 Kilometern Regalen lagerten, derart durcheinander geraten, beschädigt und zerfetzt worden, dass man nur noch von „Bergungsgut“ sprach. Mehr als ein Drittel, 600.000 Bergungseinheiten, sind bis Ende 2015 als „aufgefunden und wieder verfügbar“ in Listen eingetragen worden.

Mehr als 20 Archive zwischen Freiburg und Schleswig nahmen jahrelang die Hälfte des Bergungsguts auf. Nun wird es in Düsseldorf im ehemaligen Landesarchiv zusammengefasst. Die letzten sechs Asylarchive müssen noch dieses Jahr geräumt werden.

Die andere Hälfte des Bergungsguts lagert in Köln im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum der Stadt. Was aus dem Grundwasser gezogen und danach eingefroren wurde, ist inzwischen so weit behandelt, dass es nicht verschimmeln kann. Nun ist der alkalische Betonstaub aus den zerriebenen Bauteilen des Archivs, der größte Feind des Papiers. Das gilt auch für die etwa zwei bis drei Millionen Papierschnipsel, die nun mit einer Spezialsoftware zusammengepuzzelt werden sollen, wie die Kölnische Rundschau berichtet. Sie machen etwa zwei oder drei Prozent des Gesamtbestandes aus.

20160301

Am 24. Februar 2016 sind beispielsweise die letzten Kartons mit Dokumenten des Kölner Stadtarchivs aus dem vorübergehenden Lager in Freudenberg abtransportiert worden. Schon wenige Tage nach dem Einsturz des Archivgebäudes am 3. März 2009 hatte der Stadtarchivar der Fachwerkstadt Freudenberg, Detlef Köppen, den Kölner Kolleginnen und Kollegen seine Hilfe angeboten. Unentgeltlich stellte er in seinem Magazin Raum für die geborgenen Archiv-Materialien zur Verfügung. Seit August 2009 lagerte die Kölner Stadtverwaltung etwa 380 so genannte laufende Meter Archivgut in dem südwestfälischen „Asyl“-Archiv ein.

Die Direktorin des Kölner Historischen Archivs würdigt die Unterstützung in Freudenberg: „Ich danke der Bürgermeisterin der Stadt Freudenberg, Nicole Reschke, und dem Stadtarchivar Detlef Köppen herzlich für Ihre wertvolle Hilfe. Es war für die Mitarbeitenden des Historischen Archivs der Stadt Köln und der Stadt Köln insgesamt von entscheidender Bedeutung, nach dem Einsturz rasch und unbürokratisch Hilfe aus der Archivwelt zu erhalten. Das unentgeltliche Bereitstellen wertvoller Magazinfläche hat uns ganz praktisch geholfen, aber auch ideell unterstützt und die Solidarität der Archive untereinander demonstriert.“

Die 30 kleinen und 1106 großen Kartons sowie 38 Sonderobjekte waren in Freudenberg in zwölf Reihen untergebracht. Sie gelangten vom 15. bis 24. Februar 2016 mit sieben Transporten auf 81 Paletten ins ehemalige Landesarchiv in Düsseldorf, um dort erfasst zu werden. Dort hat das Historische Archiv Köln schon seit März 2015 Räume zur Lagerung und Sortierung von Archivgut angemietet. Von den ursprünglich 20 „Asyl“-Archiven sind noch sechs belegt, die nach und nach ebenfalls geräumt werden müssen. Dazu gehören das Stadtarchiv Bonn, das Historische Archiv des Erzbistums Köln, das Landesarchiv NRW in Münster, das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Brauweiler, das Militärarchiv Freiburg und das Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig.

In den lokalen Medien in Südwestfalen fand die Beherbergung der Kölner Archivalien in Freudenberg auch nach der Einlagerung 2009 immer wieder Beachtung. So berichtete beispielsweise „Der Westen“ 2014 über das Kölner Archivgut, aber auch anlässlich des Tags der Archive 2012 wurde die Thematik aufgegriffen.

Quelle: Manfred Reinnarth, Kölnische Rundschau, 29.2.2016; Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilung, 24.2.2016; Tagesschau, 29.2.2016

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.